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RB LeipzigRalph Hasenhüttl kann bei RB Leipzig in Ruhe arbeiten

21.01.2017, 14:29
Zitat: Ralph Hasenhüttl
Zitat: Ralph Hasenhüttl RBLive

Wie immer im Fußball führte auch der Überraschungserfolg von RB Leipzig schnell zu Spekulationen über den Tabellenplatz am Saisonende. Speziell Ralf Rangnick kann aus seiner Zeit bei der TSG Hoffenheim ein Lied von der schwierigen Rückrunde singen. In dieser Hinsicht ist der Verein gewarnt. Jeder weiß, der Erfolg funktoniert nur über das nächste Spiel. So weit geht die Bescheidenheit dann aber nicht, dass sich Ralph Hasenhüttl nicht gerne sofort für die Champions League qualifizieren würde, wie er dem SPIEGEL verrät.

Ruhiges Arbeiten in der Wagenburg bei RB Leipzig

Am beeindruckendsten an der Hinserie der Leipziger ist, dass sie sich durch nichts aus der Ruhe bringen lassen. Den Verein zeichnet eine Wagenburg-Mentalität aus, die auch mit ihrer Sonderstellung in der Liga zu tun haben mag. Das sportliche Konzept von Ralf Rangnick reicht bis in die letzten Details. Potentielle Unruheherde wie Mitgliederversammlungen sind eher ausgeschlossen. Mal abgesehen von einigen kleineren Scharmützeln zwischen Verein und Fanszene mit überschauberem Wirkungsgrad lässt es sich bei RB Leipzig extrem ruhig arbeiten. Und ein Blick auf die finanziellen Möglichkeiten lässt die üblichen Sorgen eines Sportdirektors in Leipzig wohl schnell in Vergessenheit geraten.

Trotzdem lässt sich sportlicher Erfolg nunmal nicht kaufen. Auf den unbeschwerten Lauf eines Aufsteigers an den ersten Spieltagen folgt in der Regel eine Leistungsdelle als Knackpunkt. Diesen hätte es mit der Niederlage beim FC Ingolstadt am drittletzten Spieltag vor der Pause geben können. Nach einem riesigen Medienecho um die Schwalbe von Timo Werner schien es gegen den Tabellenletzten, als sei RB Leipzig der Glaube an die eigene Stärke abhanden gekommen. Eine Woche später kam Hertha BSC beim besten Saisonspiel der Leipziger unter die Räder. Nur der FC Bayern schaffte es letztlich, den Sachsen ihre Grenzen aus eigener Kraft aufzuzeigen.

Niederlage gegen FC Bayern wichtig für weitere Entwicklung

Auf das Spiel gegen die Bayern ist er sogar stolz, sagte er dem SPIEGEL. Darüber, dass seine Mannschaft das Spiel überhaupt bestreiten durfte, in der Konstellation Erster gegen Zweiter. Das Ergebnis sei auch eine Lehre gewesen, „was passiert, wenn wir mit unserem Spielsystem nicht mutig genug sind, nicht laufstark genug, nicht synchron genug laufen.“

Ralph Hasenhüttl: „Mit Laufstärke auch besseren Gegner den Zahn ziehen“

Zu seiner Spielweise, die ihn für Ralf Rangnick zum idealen Trainer gemacht hat, kam er schon in den unteren Ligen aus einem Underdog-Status. Das laufintensive Spiel sollte auch fußballerisch besseren Mannschaften den Zahn ziehen. „Der Gegner muss immer das Gefühl haben: er spielt nicht gegen einen, der den Ball hat, sondern gegen zehn, die laufen.“ Nachdem RB Leipzig die Bundesligahinrunde dominierte, wie in kaum einer anderen Saison, hat Ralph Hasenhüttl mit seinem Team auch Lösungen dafür gefunden, wie man als Gejagter auftritt. Im Vordergrund steht allerdings die Defensivarbeit. „Nichts beeindruckt den Gegner mehr als die Erkentnis: ich komme da nicht durch.“

Keine Sorgen – aber am Ende enttäuscht?

Druck von außen ist bei RB Leipzig generell kein großes Thema. „Es ist schon jetzt klar: es wird eine sorgenfreie Saison sein.“ Damit meint er, dass man mit dem Abstieg nichts zu tun haben wird. Nun will Hasenhüttl trotzdem nicht ausschließen, dass die Ansprüche mit der eigenen Leistung gewachsen sein könnten. „Ich kann noch nicht sagen, was sich am Ende als Enttäuschung anfühlt.“

Aus seiner Perspektive könne es auch keinen Nachteil am frühzeitigen Erreichen der Champions League geben. „Ich habe noch nie gehört, dass sportliche Erfolgserlebnisse der Entwicklung einer Mannschaft abträglich waren.“ In diesem Jahr konnte man sich voll auf die Liga konzentrieren. Über eine Dreifachbelastung, die manches Team im Folgejahr in akute Abstiegsnöte gebracht hat, macht sich Ralph Hasenhüttl natürlich noch keine Gedanken.

Ralph Hasenhüttl und seine idealen Fußballfans bei RB Leipzig

Zum ruhigen Arbeiten trage auch bei, dass man den Club selbst aufgebaut hat und sich mit Traditionalisten im eigenen Verein nicht auseinandersetzen muss. Er vergleicht das mit seiner Arbeit beim FC Ingolstadt. „Nie hatte in Ingolstadt einer so große Erfolg erzielt, wie wir. Daher konnten wir ruhig arbeiten. Selten kommt dort einer um die Ecke und erzählt, wie toll dort alles vor 20 Jahren war.“ Das sähe womöglich anders aus, hätte es für Red Bull vor acht Jahren mit einem Engagement beim FC Sachsen Leipzig geklappt.

Dennoch gebe es einen entscheidenden Unterschied zum beschaulichen Fußballstandort der Schanzer. „Wir sind in einer Region, die nach Bundesligafußball gelechzt hat.“ Ralph Hasenhüttl zeigt sich begeistert von den Anhänger bei RB Leipzig. „In unserem Stadion wurde noch kein Gegner beleidigt oder beschimpft. So stelle ich mir Fußballfans vor.“ Der Protest von der Gegenseite werde sich auf Sicht erledigen, sobald der nächste Verein einen ähnlichen Weg geht. „Gegen Bayern Leverkusen sagt schon lange keiner mehr was.“

RB Leipzig hat den Innovationsgeist eines Startup-Unternehmens

Das Geheimnis des Erfolgs liege in den Details und der besonderen Innovationskraft des Vereins. Nicht rein finanziell, sondern am Aufwand bemessen investiere man mehr als andere Vereine. Gerne versucht man sich dabei auf neuen Wegen. „Wir wollen Eigeninitiative eines jeden Mitarbeiters. Wenn jemand mit einer Idee kommt, denken wir darüber nach. Das macht uns aus.“ Das klingt mehr nach einem Start-Up-Unternehmen, als nach einem Fußballverein. Der technische Vergleich der RB-Talente mit bespielbaren Festplatten erinnerte noch eher an Fußballroboter, als an Spieler aus Fleisch und Blut. Den Willen zum Mitdenken bezieht er aber auch auf seine Spieler. „Wir wollen Jungs, die alles Bisherige hinterfragen und bereit sind für Neues.“

Ralph Hasenhüttl setzte Gesundheit aufs Spiel

Für seine eigene Karriere hat Ralph Hasenhüttl viel riskiert. An seiner zweiten Trainerstation beim VfR Aalen war er schwer erkrankt. Obwohl ihn das Hantavirus noch immer stark geschwächt hatte, trieb es ihn wieder auf den Platz. „Die Mannschaft brauchte einen Trainer. Wenn ich es nicht gemacht hätte, wäre ich entlassen worden.“ Zu dem Zeitpunkt hatte der Steierer noch keinen großen Namen und wollte die Chance, in Deutschland Fuß zu fassen, nicht verstreichen lassen.  Unvernünftig, aber erfolgreich, wie man heute sehen kann.