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RB LeipzigFanforscher: angemessener Protest ist nicht so einfach – RB-Fans wollen singen

09.02.2017, 11:16
In Teilen des Stadions beteiligten sich BVB-Fans intensiv an der Aktion gegen Gewalt vor dem Spiel gegen Hertha BSC.
In Teilen des Stadions beteiligten sich BVB-Fans intensiv an der Aktion gegen Gewalt vor dem Spiel gegen Hertha BSC. imago/DeFodi

Fanforscher Harald Lange konstatiert nach den Angriffen von BVB-Fans auf RB-Fans am vergangenen Wochenende, dass „der Sache angemessener Protest gar nicht so einfach ist“. In einem Interview mit der Mitteldeutschen Zeitung glaubt er, dass „plump oder gar gewaltvoll jeder protestieren kann“.

Die Frage sei, „was gesunde Rivalität, was wirksamer und friedlicher Protest ist, den man bei RB Leipzig durchaus anbringen darf“. Nach den Vorkommnissen von Dortmund müsse sich jeder „jeder RB-Kritiker hinterfragen: Was meint ihr eigentlich mit Eurer Fußball-Tradition, mit echter Fankultur?“

RB Leipzig schon länger in Kontakt mit Nordrhein-Westfalens Politik

Derweil geht auch die politische Aufarbeitung der Ereignisse weiter. Die Westdeutsche Allgemeine Zeitung berichtet, dass RB Leipzig schon im vergangenen November beim Innenministerium von Nordrhein-Westfalen einen besseren Schutz für die kommenden Auswärtsspiele von RB in diesem Bundesland angemahnt habe. Zuvor war bei den Auswärtsspielen in Köln und Leverkusen jeweils der Leipziger Mannschaftsbus ins Visier von Fans geraten.

Trotzdem sei man in den Sicherheitsberatungen zu der Entscheidung gekommen, nicht die höchste Sicherheitsstufe für die Partie zwischen Dortmund und Leipzig auszurufen. Entsprechend seien rund um das Spiel ’nur‘ 237 Beamte im Einsatz gewesen. Eine weitere Hundertschaft wurde später spontan aufgrund des Tagesverlaufs hinzugezogen, sodass mehr als 300 Beamte im Einsatz waren.

Hintergrund für die Entscheidung ist, dass man aufgrund nicht vorhandener, gewaltbereiter RB-Fans normalerweise wenig Anhaltspunkte für gewaltsame Auseinandersetzungen sieht. Bei Derbys zwischen Schalke und Dortmund sind regelmäßig rund 1.500 Polizisten im Einsatz.

RB-Fans wollen mit Lied Zeichen für die eigene Fankultur setzen

Als Reaktion auf die Angriffe von BVB-Fans wollen RB-Anhänger am Samstag während des Spiels gegen den HSV „gemeinsam ein Zeichen für unsere Fankultur setzen“. Dabei soll „“Wir sind Leipzig, Rasenballsport Leipzig“ gesungen werden, was als so etwas wie eine inoffizielle Vereinshymne angesehen werden kann.

Man wolle damit ausdrücken, dass man sich von den Vorfällen in Dortmund nicht unterkriegen lässt. Aber auch Gewalt als Antwort lehne man klar ab. „Es heißt gerade jetzt erst Recht, unser Team lautstark und zahlreich zu unterstützen und damit ein Zeichen für unsere friedliche und familiäre Fankultur zu setzen!“

Das Lied soll in der 9. Minute erklingen. Damit spielt man auf das Jahr 2009 an. In diesem Jahr wurde RB Leipzig gegründet.

Choreo-Plakat in Sektor B – Riesenposter von Leipziger Künstler

Im Fanblock B der Red Bull Arena werden außerdem einige Plakate gezeigt. Laut Mitteldeutscher Zeitung wollen die RB-Fans damit auf die Dortmunder Hass-Banner antworten und eine friedliche Fankultur beweisen. Darunter wird auch ein „Kunstprodukt“ des Schweizer Beat Toniolo sein. Auf 24 Quadartmetern sollen mehrere Schriftzüge zu lesen sein: „Junges RB-Kunstprodukt ist kultig – Mit Grips, Spiel und Respekt gegen Hass und Gewalt – No Way!“

 

BVB-Fans gegen Gewalt

Auch auf Seiten von BVB-Fans versucht man Zeichen zu setzen. So hat sich auf Facebook eine geschlossene Gruppe gebildet, die sich „Aufstand der Anständigen“ nennt und sich als „Bündnis anständiger BVB Fans und Fanclubs gegen Rassismus, Pyro und Gewalt!“ versteht. Dabei sind aber auch Fans anderer Vereine willkommen. Die Gruppe hat bisher reichlich 4.000 Mitglieder.

Gestern bereits hatte sich der BVB vor dem DFB-Pokalspiel gegen Hertha BSC von den Ereignissen beim Leipzig-Spiel distanziert. Kapitän Marcel Schmelzer drückte dabei in einer Videobotschaft die Betroffenheit der Mannschaft aus und entschuldigte sich bei den Leipziger Anhängern. Stadionsprecher Norbert Dickel begrüßte diesmal statt der „besten Fans der Welt“ die „wahren Fans“ der Borussia. Und vor allem im Fanblock wurden Banner und selbst ausgedruckte Zettel gegen Gewalt gezeigt. Auffällig allerdings, dass diese Aktion im Kern der Südtribüne praktisch nicht unterstützt wurde.