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RB LeipzigNur eine Trainingseinheit: Hasenhüttl erklärt seinen 3-4-3-Coup gegen Bayern

19.03.2018, 09:16

Jupp Heynckes mochte es zwar nicht so recht eingestehen: Er sei nicht überrascht gewesen über die Art und Weise wie Leipzig auflief, betonte der Bayern-Trainer. Doch natürlich hatte auch er nicht geahnt, was sich RB-Trainer Ralph Hasenhüttl ausgedacht hatte, um den FC Bayern zu schlagen.

Zum ersten Mal in dieser Saison lief RB Leipzig in einem 3-4-3-System auf, das defensiv zu einer Art 5-2-1-2 mit Konrad Laimer und Bruma als extrem offensiven Außen wurde. Die neue Formation hatte Hasenhüttl am Samstagnachmittag nur ein einziges Mal trainieren können. Ein Wagnis, das glückte.

„Die große Frage war: Verunsichern wir die Jungs damit oder helfen wir ihnen damit gegen einen Gegner etwas zu holen gegen den wir bislang nix geholt haben”, fragten sich Hasenhüttl und sein Trainerteam. „Wir haben uns dafür entschieden, dass wir das durchziehen.”

Hasenhüttl: „Probieren wir halt was noch Mutigeres”

Der Grund für die Überlegungen des Trainers: „Ich wollte keine Fünferkette spielen, mich hinten rein nageln. Das spielt Bayern jede Woche, das kann nicht funktionieren.” So überlegten sich Hasenhüttl und sein Stab anders als fast alle anderen Teams in der Liga eine offensive Aufstellung, um den Spielfluss der Bayern zu bremsen. „Okay, probieren wir halt mal was anderes, was noch Mutigeres, was noch weiter vorn Druck erzeugt”, sagte Hasenhütl zu seinen Überlegungen.

Mit Erfolg. Bis auf die Situation beim Gegentreffer durch Sandro Wagner (12.) und drei Bayern-Gelegenheiten in der letzten halben Stunde agierte die Dreierkette, für die Hasenhüttl mit Ibrahima Konaté, Stefan Ilsanker und Dayot Upamecano seine zweikampfstärksten Spieler auserkoren hatte, kompakt und aggressiv. Das Sechser-Duo Diego Demme und Kevin Kampl harmonierte hervorragend; und Naby Keita spielte als Zehner hinter den Spitzen wie befreit.

Hasenhüttl: „Die Jungs haben daran geglaubt”

Und Bayern kam mit dem Druck, den RB entfachte nicht zurecht, kam phasenweise in der ersten Hälfte gar nicht aus der eigenen Hälfte heraus und fand nie zu seinem Spiel. „Die Jungs haben daran geglaubt”, so Hasenhüttl. „Die erste Hälfte war das Beste, was wir in diesem Jahr gespielt haben. Wir müssen viel schneller viel höher führen, haben den Gegner vor einige Probleme gestellt. Wir wollten nicht, dass sie in den Rhythmus kommen, dass sie ihr Kombinationsspiel aufziehen.”

So feierten die Fans Hasenhüttl nach dem Spiel vor der Fankurve. Immer wieder riss der Trainer, der zuletzt öffentlich mehr Verständnis für die auch mal durchwachsenen Leistungen und Ergebnisse in dieser Saison eingefordert hatte, gemeinsam mit den Anhängern die Arme nach oben.

Demme: „Das so umzusetzen, ist geil”

Und auch Spieler und Verantwortliche waren hoch zufrieden mit der taktischen Eingebung des Coaches. Ersatz-Kapitän Diego Demme sagte: „Wir haben das neue System einmal trainiert. Das dann so umzusetzen, ist geil. Wir haben heute 70 Minuten Vollgas-Pressing gespielt, die Bayern kaum zur Entfaltung kommen lassen.” Und: „Gegen die Bayern hat man nichts zu verlieren. Wir wollten uns nicht hinten reinstellen und wurden heute für unseren Mut belohnt.”

„Absolut schlüssig”: Rangnick lobt Konzept von Hasenhüttl

Auch Sportdirektor Ralf Rangnick, der Hasenhüttl nach Abpfiff demonstrativ euphorisch in die Arme sprang, pries das Konzept seines Fußballlehrers. „Es war mal Zeit, die Bayern zu schlagen. Heute war es so verdient wie noch nie”, so der Manager. „Wir hatten das Spiel mit der neuen Grundordnung in allen Bereichen im Griff. Das war für mich absolut schlüssig so zu spielen. Da wir in der Nacht zu Freitag nach der Reise aus St. Petersburg erst um vier oder um fünf im Bett waren, ist die Leistung umso höher einzuschätzen.”

Ein Sieg, dem Rangnick auch Signalwirkung für den Endspurt in der Bundesliga beimisst: „Die Vorgehensweise, ständig Druck zu machen, nicht abwartend zu spielen, war genau die richtige. Abwartend zu spielen, ist gegen Bayern kein guter Matchplan. So, wie wir es heute gemacht haben, haben wir enorm viel für unser eigenes Selbstvertrauen getan”, bewertete der 59-Jährige. Ein Sieg, den der Trainer aufgrund seines Mutes, seines Coups und seiner Überzeugungskraft gegenüber der Mannschaft, das neue System zu spielen, für sich reklamieren darf.