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RB LeipzigKommentar nach dem Neustart: Der lange Weg zurück zum Team

24.09.2018, 15:32
Dank an die Fans nach dem Punkt in Frankfurt
Dank an die Fans nach dem Punkt in Frankfurt imago/Jan Huebner

Die Reaktion nach dem krachenden Niederschlag war in Ordnung: Kämpferisch hielt RB Leipzig beim Remis in Frankfurt dagegen – nicht mehr, und nicht weniger. Doch der Weg zurück zu früheren Teamtugenden – Grundlage des RB-Spiels – hat gerade erst begonnen. Von Ullrich Kroemer, Frankfurt.

RB Leipzig sieht 30 Minuten lang wieder wie RB Leipzig aus

Nach dem Führungstreffer von Eintracht Frankfurt war förmlich zu greifen, wie RB Leipzig die Unsicherheit zurück in die Glieder kroch. Da waren sie wieder die fehlende Zuordnung in der letzten Reihe, die lähmende Indisponiertheit und Ballverluste im Mittelfeld, Fehlpässe und fehlende gedankliche Frische.

Doch anders als gegen Salzburg überstand die Mannschaft diese Phase zwischen 25. und 30. Minute ohne einen zweiten Gegentreffer – der Schlüssel zum Punktgewinn. Grundlage dafür war, dass sich Rasenballsport anders als in der ersten Hälfte gegen Salzburg in Frankfurt gegen die drohende Niederlage stemmte, die Unsicherheit nach dem Gegentreffer wieder abschüttelte und selbst Aktionen nach vorn initiierte. Auch Dank einer gelungenen Systemumstellung auf 4-3-3 in den zweiten 45 Minuten sah Leipzigs Fußball eine halbe Stunde lang auch wieder nach RB-Fußball aussah. In dieser Phase konnte man nun dabei zuschauen, wie das Zutrauen der Leipziger in ihr Spiel zurückkehrte.

Team aus Mentalitätsspielern

Das war vom Niveau zwar deutlich von dem entfernt, was das Team zu leisten im Stande ist und in dieser Phase der Saison liefern sollte, wenn es Champions-League-Ansprüche hat. Doch die Fundamente des Leipziger Spiels – Kampfgeist, Pressing im Netz, schnelles Umschaltspiel nach vorn – waren zu erkennen. Gegen aggressive Frankfurter auf vom Regen durchweichtem Rasen behaupteten sich die Gäste vor allem in den Zweikämpfen (Quote: 50,91%).

Dafür bot Ralf Rangnick hauptsächlich jene Spieler auf, die sich schon lange kennen. Der Großteil der Startelf bestand aus Akteuren, die im ersten Bundesliga-Jahr bereits die Vize-Meisterschaft gefeiert haben. Profis wie Poulsen, Orban, Forsberg oder Gulacsi, die für den Geist, der Teilen der Mannschaft abhanden gekommen war, einstehen. Ein Team aus mehrheitlich Mentalitätsspielern, die diese Partie als eine Charakterfrage annahmen. Wenn man so will ein Neustart der Saison am vierten Spieltag.

Doch Spieler und Betreuer müssen weiter hart daran arbeiten, dass diese Mannschaft wieder ein Team wird, die Spieler füreinander einstehen anstatt sich Vorwürfe zu machen und die Elf im besten Falle wieder mehr ist als die Summe ihrer einzelnen Teile. Dafür bedarf es einerseits eines völligen Umdenkens der ausgemusterten Spieler und andererseits die ehrliche Bereitschaft der Arrivierten, Augustin, Mukiele & Co. nach dem Eklat wieder ins Team zurückzuholen. Ein langer Prozess, der nach den Aussprachen erst begonnen hat.

Frankfurt Punkt ist nur bei Stuttgart-Sieg etwas wert

Zwar wirkte Ralf Rangnicks Reaktion, die beiden Franzosen nach dem Systemabsturz gegen Salzburg zu Sündenböcken abzustempeln und zu suspendieren, ein wenig überzogen. Denn sicher war die Leistung der gesamten Mannschaft in der Europa League nicht so unterirdisch, weil beide ein paar Minuten zu spät zum Umziehen und Warmmachen kamen. Doch die generelle Einsicht – nämlich, dass dieses laxe Verhalten die fehlende Einstellung zum Job zeigt und dringend abzustellen ist, um wieder Erfolg zu haben – ist vernünftig.

Denn der Punkt gegen Frankfurt ist nur etwas wert, wenn am Mittwoch daheim eine weitere Leistungssteigerung und Stabilisierung auch als Team sowie ein Dreier gegen den VfB Stuttgart folgen. Emil Forsberg, der dieser Tage als Leader vorangeht und wieder mehr Mut im Spiel nach vorn forderte, hat die Marschroute vorgegeben: „Volle Kanne gegen Stuttgart!” Dafür braucht es gegen den Tabellenvorletzten wieder eine Elf, die sich weiter zusammenrauft und mit der richtigen Einstellung in dieses Spiel geht.