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RB LeipzigKommentar: Archäologe Rangnick legt Leipzigs Schätze frei

08.10.2018, 15:06
Rangnick konzentriert an der Seitenlinie.
Rangnick konzentriert an der Seitenlinie. imago/Picture Point LE

Torespektakel und Punkteserie: Bei RB Leipzig wird allmählich deutlich, was mit dieser Mannschaft in dieser Saison möglich ist. Von Ullrich Kroemer.

RB Leipzig „noch nicht am Ende der Fahnenstange“

Ralf Rangnick bemühte sich nach dem 6:0 gegen den 1. FC Nürnberg redlich, den höchsten Triumph der Leipziger seit seinem Amtsantritt 2012 nüchtern zu analysieren. Auch aus Respekt vor seinem Kollegen Michael Köllner, der neben Rangnick auf dem Podium bei der Pressekonferenz saß. Doch zwischen den Zeilen blitzte immer mal wieder die Begeisterung durch, die Rangnick hinter einer sparsamen Miene verbarg. „Wir sind auf dem Weg zu einer richtigen Mannschaft, zu einer richtigen Einheit. Wenn wir das aufrecht erhalten können, dann ist vieles möglich”, sagte Rangnick. Und: „Wir sind noch nicht am Ende der Fahnenstange was die Entwicklung der Mannschaft und der einzelnen Spieler angeht.”

Zwei-Punkte-Schnitt als Zielvorgabe

Nach und nach legt Rangnick frei, welches Potenzial sein Team hat. Wie ein Archäologe, der immer neue Schätze einer Ausgrabungsstätte zum Vorschein bringt. Was also, lautet die Frage, die sich nach diesem Spiel aufdrängt, ist in dieser Saison für RB Leipzig möglich?

Erstmals in dieser Spielzeit hat Rasenballsport nun den angepeilten Zwei-Punkte-Schnitt erreicht. „Wenn wir den halten können, bist du relativ weit vorn dabei”, sagte Rangnick. Konkret: In den vergangenen zwei Jahren hätten 68 Punkte für Rang zwei genügt; in den drei Jahren davor jeweils für Rang drei.

Zwar ist es für Tabellen-Hochrechnungen nach dem siebten Spieltag noch zu früh; auswärts gegen Augsburg und danach daheim gegen die wiederbelebten Schalker muss RB den vielbeschworenen Zwei-Punkte-Schnitt erst einmal bestätigen. Beides Teams, die Forsberg, Kampl & Co. weniger Raum geben werden als die letzten beiden Gegner.

Bessere Defensive aus der BVB?

Doch die Zahlen, die Leipzigs Lauf illustrieren, sprechen für RB: Hinter den noch ungeschlagenen Dortmundern hat RB mit sechs Siegen hintereinander die beste Serie. Doch im Unterschied zum BVB wirkt die Rangnick-Elf defensiv stabiler und individuell besser besetzt. In den vergangenen sechs Spielen kassierten die Leipziger lediglich fünf Gegentore. Dortmund musste allein an diesem Wochenende gegen Augsburg drei Gegentore hinnehmen.

Die Grundlage für Leipzigs neue Stabilität ist, das betont Rangnick immer wieder, dass das Gegenpressing wieder synchron und mit der nötigen Mentalität gespielt wird. Das anfangs der Saison lustlos und löchrig geknüpfte Netz ist jetzt wieder akribisch und engmaschig gestrickt. Wenn RB dann jeweils das erste Tor gelingt, zuletzt gegen Trondheim und Nürnberg sogar früh in der ersten Hälfte, laufen die Spiele perfekt für RB. Dann kombiniert die Mannschaft ihre Gegner mit Technik, Tempo und Selbstvertrauen schwindelig.

Rangnick aber mag auf das herausragende Kombinationsspiel seiner Mannschaft gar nicht groß eingehen, sondern preist das Spiel gegen den Ball als Fundament. Diese Rückbesinnung auf die sogenannte RB-DNA ist auch als Ansage an Ralph Hasenhüttl zu verstehen, der die Leipziger im Ballbesitzspiel zum Erfolg führen wollte.

Spielt sich RB unter Rangnick wieder in einen Flow?

Wenn RB weiter so geschlossen und konsequent den eingeschlagenen Weg verfolgt und die Formkurven der Spieler weiter konstant nach oben zeigen, wird ein Champions-League-Platz die logische Folge sein. Ob RB sogar um die Meisterschaft mitspielen kann, hängt davon ab, ob sich das Team nicht nur aktuell im Erfolgsfall als ein solches erweist, sondern auch in schwierigen Spielen. Das Potenzial, um die Liga spannend zu gestalten, hat Leipzig. „Wir sind hungrig, wollen weiter die Spiele gewinnen. Aber wir tun gut daran, demütig zu bleiben”, warnte Kapitän Willi Orban. Kein schlechter Ratgeber für die nächste Periode bis zur Länderspielpause Mitte November.