1. RB Leipzig News
  2. >
  3. News
  4. >
  5. Ralf Rangnick: „Dieses Arbeitsumfeld kann krank machen“ | RBLive

RB LeipzigRalf Rangnick: „Dieses Arbeitsumfeld kann krank machen“

15.11.2018, 08:51
Ralf Rangnick weiß, dass der Alltag in der Bundesliga krank machen kann.
Ralf Rangnick weiß, dass der Alltag in der Bundesliga krank machen kann. imago/photoarena/Eisenhuth

Bei RB Leipzig ist Ralf Rangnick für eine Saison in der Doppelrolle als Trainer und Sportdirektor gefordert. Im Interview mit der ZEIT (Donnerstag) spricht er über die Belastungssituation und Schwierigkeiten in seiner Kindheit.

Schwierige Kindheit macht Rangnick früh erwachsen

In der Schule flog ihm zwar vieles zu, aber Rangnick konnte sich nicht unbedingt zum Lernen motivieren. Dafür war er begabt genug, auch so eine Empfehlung für das Gymnasium zu bekommen. Die er dankend ablehnte, weil er Angst hatte, den Draht zu den Fußballkumpels zu verlieren. Das war keine leichte Zeit, denn er hatte parallel häufig für die kranke Mutter zu sorgen. „Ich musste in meinem Leben früh Verantwortung übernehmen, war schon als Kind in einer Art Erwachsenenrolle.“ Wenn der Vater zur Arbeit ging, bekam er die Aufgabe: „Pass bitte gut auf Mama auf.“ Eine Situation, die bei ihm Ängste und Schlafstörungen auslöste.

Ralf Rangnick: „Dieses Arbeitsumfeld kann krank machen“

Der detailversessenen Macher-Mentalität des heutigen RB-Sortdirektors hat diese frühe Prägung sicher keinen Abbruch getan. Denn heute sagt er Sätze wie: „In meinem Job geht es in erster Linie darum, den Faktor Zufall, all die äußeren Einflüsse, die den Unterschied zwischen Erfolg und Niederlage ausmachen, zumindest zu minimieren.“ Wenn man nicht aufpasst, endet man mit dem Anspruch, nichts dem Zufall zu überlassen, in einer Sackgasse: dem Burnout.

2011 hatte er das nicht kommen sehen. „Ich weiß auch, dass dieses Arbeitsumfeld krank machen kann. Im Rampenlicht zu stehen, die Macht zu haben, den Unterschied zwischen Sieg oder Niederlage auszumachen, die Glückshormone, die einen bei einem Sieg überfluten, das hat auch Suchtpotenzial.“ Damals war seine Motivation von heute auf morgen verschwunden. „Das hat mich extrem irritiert, ich kannte das nicht, ich war eigentlich nie jemand, dem es an Energie mangelt, im Gegenteil.“

Rangnick-Stiftung engagiert gegen Bildungsbenachteiligung

Aus der Erfahrung hat Rangnick gelernt. Fest stand, dass er wieder zum Fußball zurück musste. In seinem erlernten Beruf als Lehrer zu arbeiten kam nie in Frage. Das hätte bedeutet, auch mit Schülern zu arbeiten, wie er es einer war. Aber eine „ruhige Kugel schieben“ duldet er schließlich nicht. Dem Schülerleben widmet er sich dafür ehrenamtlich, außerhalb des Fußballs. Mit einer eigenen Stiftung arbeitet er „an einer Förderstrategie, zunächst für Leipziger Grundschulen, die helfen soll, Bildungsbenachteiligungen auszugleichen.“

Rangnick „noch einige Jahre“ in Leipzig?

In seiner täglichen Arbeit trainiert er jetzt ein Bundesligateam mit internationalen Ambitionen. Und wird in einem knappen Jahr wieder als reiner Sportdirektor die Zügel in der Hand halten. Aktuell herrscht auf dem Trainingsplatz etwas mehr Ruhe, viele Spieler sind bei ihren Nationalmannschaften. Ob ein Job dort auch für ihn interessant klingt? „Wenn es mir gelingt, bei mir zu bleiben, gesund zu bleiben, möchte ich noch einige Jahre als Sportdirektor in Leipzig weitermachen“, so Rangnick.