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RB LeipzigKommentar: Rangnicks unsouveräne Rückkehr nach Salzburg

30.11.2018, 14:46
Geltunsgbewusst und unsensibel: Ralf Rangnick in Salzburg
Geltunsgbewusst und unsensibel: Ralf Rangnick in Salzburg imago/GEPA pictures

RB Leipzigs Trainer Ralf Rangnick überraschte in Salzburg mit plötzlichen Volten und merkwürdigem Geltungsdrang. Eine wenig souveräne Reaktion des Sportdirektors auf die Kritik, die ihm bei der Rückkehr an alte Wirkungsstätte begegnete. Von Ullrich Kroemer, Salzburg.

Ralf Rangnick hat im Profifußball (fast) alles erlebt. Er hat genügend Erfahrung, um auch mit zwei Niederlagen gegen seinen Ex-Klub sowie der Kritik von Teilen der Salzburger Fans umzugehen. Doch das gelang ihm in vielerlei Hinsicht nicht.

Erstens bewerte er die Leistung seines Teams („gutes Spiel”, „ausgeglichen”) besser als sie faktisch war. Das zeigt unter anderem eine Negativ-Rekord-Passquote von 59 Prozent. Zweitens überraschte er mit der plötzlichen Volte, dass ein mögliches Aus in der Europa League halb so schlimm sei, da bei RBL ohnhin die Champions-League-Qualifikation Priorität habe. Das hatte vor der zweiten Pleite gegen Salzburger noch ganz anders geklungen. Seit Saisonbeginn hatte Rangnick gesagt, dass er in allen drei Wettbewerben möglichst weit kommen wolle. Nun sagte er: „Bei uns beschäftigt sich gerade niemand mit der Euro-League.” Keine halbe Stunde nach der Niederlage gegen Salzburg. Folgt man der Argumentation, dann hätte sich RB die zehrende Qualifikation und Gruppenphase mit insgesamt zwölf zusätzlichen Spielen auch gleich sparen und den Wettbewerb abschenken können.

Rose muss sich für Rangnick-Aussagen rechtfertigen

Rangnicks neuer Tenor erstaunte nicht nur Fans und einige Spieler wie Konrad Laimer oder Yussuf Pousen, der entnervt sagte, dass für die Saisonplanung andere zuständig seien, er aber gern weiterkommen würde. Darüberhinaus kam Rangnick so auch nicht als fairer Verlierer rüber, da er merkwürdige Erklärungen für einen angeblichen Vorteil der Gastgeber fand. Er führte die schwächere österreichische Liga ins Feld, in der Salzburg auch mal mit zehn, 20 Prozent weniger gewinnen und sich voll auf den Europapokal konzentrieren könne. Das zeugte von wenig Größe in der Niederlage.

Rangnicks Kollege Marco Rose musste sich umgehend dafür rechtfertigen. „Wir fahren jedes zweite Wochenende nach Wien, St. Pölten oder Hartberg, und der Gegner spielt mit 120 bis 150 Prozent”, betonte Rose. Die Konkurrenten würden in jedem Match auftreten wie in einem Pokalendspiel. „Wenn die Jungs nicht jedes Wochenende hinsichtlich der Einstellung am Limit agieren, kriegen sie ein Problem.” So lief das schon rund um das Hinspiel: Rangnick bestärkt mit Aussagen, die im Nachbarland nur als hochnäsig und fehlender Respekt interpretiert werden können, die ohnehin angespannte Situation zwischen den Red-Bull-Klubs.

Rangnick weist mit dem Zeigefinger auf seine Verdienste hin

Nun mag man Rangnick die Äußerungen aufgrund des Adrenalinspiegels direkt nach einem solchen Spiel nachsehen. Doch bereits am Vortag, bei der Pressekonferenz vor dem Duell, war Rangnick mit einer seltsam geltungsbewussten Attitüde aufgetreten. Tenor seiner Einlassungen war: Ohne ihn, gäbe es weder den aktuellen Salzburger Erfolg, noch den erfolgreichen Sportdirektor Christoph Freund. Selbst wenn das teilweise stimmen mag, wirkt es nicht besonders sportlich und sympathisch, wie bereits rund um das Hinspiel immer wieder mit dem Zeigefinger auf seine Verdienste hinzuweisen.

Dass Rangnick nun bei vielen Salzburger Fans nicht besonders beliebt ist, was die mit einer ganzen Reihe von Spruchbändern während des Spiels kundtun durften, kann er nicht nachvollziehen und schob die Ursache dafür sogar an seinen Ex-Kollegen Christoph Freund weiter. Wenn er nicht hinreichend geschätzt würde, müsse seine Rolle doch in den vergangenen Jahren nach seinem Abschied aus Salzburg falsch kommuniziert worden sein, betonte Rangnick. Doch vielmehr hat er mit seiner wenig sensiblen Rückkehr an alte Wirkungsstätte selbst dazu beigetragen, dass sein Image in Salzburg und darüberhinaus leidet.