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RB LeipzigSchiedsrichterwatch: Tobias Stieler zeigt in intensivem Spiel (zu) wenige gelbe Karten

Von Matthias Kießling 12.08.2019, 15:31

47mal griff Schiedsrichter Tobias Stieler beim DFB-Pokalspiel zwischen dem VfL Osnabrück und RB Leipzig per Pfiff ein, weil er ein Foul- oder ein Handspiel ahnden wollte. Zum Vergleich: beim als von allen Beteiligten als sehr foul- und zweikampflastig beschriebenen 0:0 zwischen Augsburg und Leipzig in der Vorsaison war ’nur‘ 44mal ein Pfiff ertönt. Beim mit Abstand zweikampfintensivsten Spiel der RB-Geschichte gegen Ingolstadt in der zweiten Liga im Jahr 2014 ertönte gleich 56mal ein Foulpfiff, Rekord bei einem RB-Spiel.

An diesen Wert wäre Tobias Stieler vermutlich auch herangekommen, hätte er die Partie ähnlich kleinlich geleitet wie einst Patrick Ittrich. Aber Stieler, der zuletzt auch das Pokalfinale zwischen FCB und RBL leiten durfte, hatte eine eher großzügige Linie mitgebracht und ließ noch einige Situationen laufen, in denen auch eine Foulpfiff möglich gewesen wäre.

RB Leipzig nimmt harte Zweikampflinie der Gastgeber an

Großzügig war Stieler wie gewohnt auch beim Verteilen von persönlichen Strafen. Der 38-Jährige versucht viel über Körpersprache und direkten Kontakt zu den Spielern zu lösen. In Osnabrück ging er mit den ersten härteren Fouls der Gastgeber recht locker und ohne Konsequenzen um. Als die RB-Spieler merkten, dass der Schiedsrichter eine eher harte Zweikampflinie nicht einbremsen wird, stellten sie sich darauf ein und passten sich mit robuster Zweikampfführung der Linie des Schiedsrichters und der Linie der Gastgeber an.

In einer Partie, in der es viele Möglichkeiten gegeben hätte, schon früher eine gelbe Karte zu zeigen und der Härte mancher Foulspiele etwas den Zahn zu ziehen, erfolgte die erste Verwarnung erst in der 79. Minute, als Ulrich Taffertshofer sich den Karton mehr als redlich verdient hatte. Auch Ibrahima Konaté hatte sich seine Karte sieben Minuten später nach einem taktischen Foul im Mittelfeld absolut verdient.

Diskussionsbedarf bei Strafraumentscheidungen

Diskussionsbedarf gab es in beiden Strafräumen. Die Gastgeber protestierten nach zwei Situationen, jeweils einer in beiden Halbzeiten, dass da ein Halten und Ergo ein Foul im Spiel gewesen sei. Bei beiden Situationen passte es genau wie bei einem ähnlichen Vergehen gegen Cunha in der Schlussphase zu Stielers Linie, dass die Pfeife stumm blieb.

Nicht stumm blieb die Pfeife allerdings bei einem Handspiel von Klostermann in der Schlussphase, nach dem die Gastgeber per Elfmeter noch mal auf 2:3 verkürzen konnten. Julian Nagelsmann sah den Ball eher an der Schulter (was aus anatomischer Sicht etwas optimistisch gewesen sein dürfte) und meinte deswegen, dass der Elfer „nicht zwingend einer“ war. Klostermann wiederum sah den „Arm nah am Körper“ und entsprechend auch nicht zwingend ein strafbares Handspiel.

Tobias Stieler bleibt seiner Linie treu, leitet aber zu großzügig

Der Schiedsrichter hatte laut Klostermann aber „eine Bewegung mit dem Arm raus“ erkannt. Diese Sichtweise deckte sich mit allen TV-Bildern, sodass die Beurteilung des Schiedsrichters wenig Widerspruch erntete. Zumindest wäre der Elfmeterpfiff auch von einem Videoassistenten nicht angezweifelt worden. Im DFB-Pokal wird der Videobeweis allerdings in dieser Saison erst ab dem Achtelfinale eingesetzt.

Insgesamt brachte Tobias Stieler mit einer konsistenten, aber etwas zu großzügigen Spielleitung die mit großer Intensität geführte Partie ohne ganz große Probleme über die Bühne. Dass er lange versuchte, ohne gelbe Karte aus der Partie zu kommen, entsprach seiner 90 Minuten lang konsequent durchgezogenen Linie, hatte allerdings auch zur Folge, dass die Spieler sich mit der Härte ihrer Foulspiele an diese weit gesteckte Grenze anpassten. Gut, dass sich in einer entsprechend robust geführten Partie keine Spieler schwerer verletzten.