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RB LeipzigLyons Löwe Memphis Depay: Alleskönner mit schwerer Vergangenheit

Von Ullrich Kroemer 02.10.2019, 13:33
Den Löwen auf dem Rücken und im Herzen: Memphis Depay
Den Löwen auf dem Rücken und im Herzen: Memphis Depay imago/Pro Shots

Julian Nagelsmann wird seinen Spielern die Szene sicher noch einmal gezeigt haben: Fehlpass am gegnerischen Sechzehner, langer Ball auf Memphis Depay, perfekte Ballan- und mitnahme – Tor. Vor einem Jahr erzielte der Starstürmer von Olympique Lyon auf diese Art und Weise das zwischenzeitliche 3:2 gegen Hoffenheim in der Champions League.

Vor dem zweiten „Königsklassen”-Spieltag dieser Saison und Nagelsmanns Wiedersehen mit Lyon warnte RB Leipzigs Trainer nun: „Wir müssen versuchen, Depay so wenig wie möglich an den Ball kommen zu lassen und Eins-gegen-eins-Situationen zu verhindern. Denn wenn er ins Tempo kommt, dann wird es sehr schwer.“

Keine Frage: Memphis Depay ist Lyons Star schlechthin. 45 Millionen Euro ist der spektakuläre Offensivmann aktuell wert. Auch wenn er in den vergangenen Spielen nicht traf, hat er bereits fünf Tore für Lyon erzielt. Doch Depay, die Sutzen stets lässig auf Schienbeinhöhe, kann mehr als Toreschießen. Er ist vielmehr ein kompletter Spieler, der Schnittstellenpässe spielen kann, Freistoß-Tore erzielen, Flanken schlagen, dribbeln, sprinten und er weiß, seinen muskulösen Körper einzusetzen.

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Dem deutschen Publikum führte Depay seine Klasse und Vielseitigkeit zuletzt beim 4:2 der Niederländer gegen die deutsche Nationalelf vor, als der 25-Jährige zwei Tore vorbereitete.

Zu seiner fußballerischen Klasse kommt sein Temperament. Depay vereint seine Star-Spieler-Qualitäten mit außergewöhnlicher Mentalität. Nicht umsonst heißt seine Auto-Biografie „Herz eines Löwen”. Auf dem Cover zeigt Depay seinen komplett tätowierten Rücken, den ein riesiger Löwenkopf ziert.

15 Stiefgeschwister malträtierten Memphis Depay

Gelernt zu kämpfen hat Depay bereits in seiner Kindheit. Sein ghanaischer Vater verließ ihn und seine niederländische Mutter, als er drei Jahre alt war. Weil er seinem Vater das nicht verzeihen konnte, steht auf seinen Trikots auch nur sein Vorname Memphis. Aufgewachsen ist er in dem kleinen Städtchen Moordrecht nahe der Käsetstadt Gouda. In seinem Buch berichtet er, dass er wegen der neuen Beziehung seiner Mutter plötzlich 15 (!) Stiefgeschwister hatte, die ihn schlugen, malträtierten und mobbten, bis seine Mutter ihren Partner verließ. „Sie nannten mich Affe, Krebsgeschwür, Kackgesicht“, zitiert ihn das Sportportal Spox. „Mehrmals wurde ich mit einem Messer bedroht.”

Bereits mit zwölf Jahren trank er Alkohol und dealte mit Haschisch, ehe ihn die PSV Eindhoven in ihr Nachwuchsleistungszentrum holte. Doch auch als angehender Profi war Depay noch in Drogengeschäfte verwickelt und drohte, auf die schiefe Bahn zu geraten, wenn nicht der Fußball gewesen wäre. Mit 17 debüttierte er für die PSV Eindhoven im Pokal; mit 18 in der niederländischen Eredivisie.

Der Schritt zu Manchester United 2015 bis 2017 kam zu früh für den anarchischen Kicker. Erst, als er vor zwei Jahren nach Lyon wechselte, traf er wieder regelmäßig. Es ist anzunehmen, dass der französische Klub nur eine Durchgangsstation für Depay ist; aktuell ist ein Winter-Wechsel zum AC Milan im Gespräch.

Bühne Champions League: Memphis Depay beim ersten Gruppenspiel gegen St. Petersburg
Bühne Champions League: Memphis Depay beim ersten Gruppenspiel gegen St. Petersburg
imago/PanoramiC

Der Wechsel zu einem großen Klub ist nur sein erstes Ziel. Er wolle für Real Madrid spielen, die Champions League gewinnen, Weltfußballer werden, 100 Millionen Euro auf dem Konto haben, nach der Karriere in Musik, Film, Mode reüssieren und eine Familie gründen. An Selbstbewusstsein mangelt es Depay nicht. „Ich werde Berge erklimmen, deren Höhen ich mir jetzt noch gar nicht vorstellen kann”, schreibt er.

Die Champions League ist also genau die richtige Bühne für den Mann mit der Rückennummer 11, um auf sich aufmerksam zu machen. RB-Verteidiger Ibrahima Konaté, der es als Halbverteidiger viel mit dem Angrifer zu tun bekommen wird, sagte: „Depay hat außergewöhnliche Qualität. Aber offensiv ist bei Lyon noch viel mehr.” Unter anderem Konatés U21-Nationalteam-Kollege Moussa Dembéle im Sturmzentrum. (RBlive)