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RB LeipzigZuschauer-Rückkehr in Stadien: Bundesliga-Klubs stimmen über vier DFL-Vorschläge ab

Von (sid/dpa)
03.08.2020, 18:30
In der Leipziger Red Bull Arena soll es bald wieder Fußball vor Fans geben.
In der Leipziger Red Bull Arena soll es bald wieder Fußball vor Fans geben. imago/poolfoto

Als die Corona-Pandemie im Frühjahr den Spielbetrieb auf Eis legte, arbeitete die Deutsche Fußball Liga (DFL) unter Hochdruck an einem Hygienekonzept - und das zahlte sich aus. Die Politiker waren angetan von der Strategie der DFL und segneten die Pläne zur Wiederaufnahme ab, als erste große Liga in Europa legte die Bundesliga wieder los.

Einen ähnlichen Verlauf erhofft sich der Profifußball nun auch in der Debatte um die Rückkehr der Fans. Obwohl es zuletzt zahlreiche kritische Stimmen gegeben hat, sieht Virologe Jonas Schmidt-Chanasit durchaus Chancen. „Wir haben allle Möglichkeiten, das technisch umzusetzen“, sagte der Hamburger am Montag bei Bild live: „Das kann auch als Pilot ablaufen, so wie das für die Klubs geplant ist. Dann wird man sehen, ob es funktioniert.“

Um mit einem bestmöglichen Konzept vorbereitet zu sein, werden die Vertreter der 36 Klubs am Dienstag bei einer virtuellen Mitgliederversammlung deshalb Leitplanken für die möglichen Spiele mit Publikum setzen.

Nachdem die DFL bereits Mitte Juli einen ersten Leitfaden verschickt hatte, wird nun explizit über vier Punkte abgestimmt, die das DFL-Präsidium erarbeitet hat. Die einfache Mehrheit genügt, um diese abzusegnen.

Die Gesundheitsminister der Länder wollen sich in der kommenden Woche mit einer möglichen Rückkehr der Zuschauer in die deutschen Fußballstadien beschäftigen. „Die Gesundheitsministerkonferenz berät dazu am 10. August“, teilte die Berliner Senatsverwaltung für Gesundheit am Montag auf Anfrage mit.

„Die Auswirkungen der Corona-Pandemie erfordern weiterhin hohe Wachsamkeit und erhebliche Anpassungen gewohnter Verhaltensweisen in vielen gesellschaftlichen Bereichen“, hieß es vonseiten der DFL, die jedoch betonte, dass die beschlossenen Entscheidungen definitiv nur temporär und während der Pandemie gültig sein würden. Die vier Punkte im Überblick.

1. Keine Gästefans bis Jahresende

Der Standpunkt der DFL: Das Präsidium ist sich „des Umstands bewusst, dass Auswärtsfahrten und der damit einhergehende (Stimmungs-)Wettstreit der Fans einen wichtigen Bestandteil der deutschen Fußballkultur ausmachen“. Auch deshalb stehen den Gästen im Normalfall mindestens 10 Prozent der Tickets der jeweils verfügbaren Stadionkapazität zu. Man dürfe allerdings nicht die Augen vor der Realität verschließen und will mit dieser Maßnahme die Reiseaktivität der Fans minimieren.

Der Standpunkt der Fans (am Beispiel der Vereinigung „Unsere Kurve“): Auswärtsfahrten besitzen für Fans einen besonderen Reiz, sie fordern deshalb eine gerechte Verteilung der Eintrittskarten. „Es darf zu keiner Ungleichbehandlung von Fans kommen, weshalb wir uns für die Zulassung von Gästefans aussprechen“, heißt es im Manifest der Organisation.

2. Keine Stehplätze bis mindestens 31. Oktober

Der Standpunkt der DFL: Auch hier stellt die DFL klar, dass Stehplätze ein „wesentlicher Bestandteil“ der deutschen Fankultur sind. Kurven und Tribünen tragen zur „besonderen Atmosphäre“ bei - allerdings stehen die Fans dort meistens dicht gedrängt. „Die Einhaltung eines Abstandsgebots kann dort nicht immer und lückenlos eingehalten und durchgesetzt werden“, vermutet die DFL.

Der Standpunkt der Fans: Sie fühlen sich durch diese Regelung extrem eingeschränkt, da sie angeblich die Unterstützung ihres Teams nicht wie gewohnt ausüben können. Es besteht die Befürchtung, dass das Spiel zu einer Art Theatervorstellung werden könnte und fordern deshalb Mitsprache. „Man muss Stehplätze nicht grundsätzlich verbieten, sondern kann eine von allen akzeptierte Möglichkeit finden, wenn man sich mit der Fanszene ernsthaft über die Begebenheiten bei einem 'Corona-Spieltag' austauscht“, sagte Thomas Kessen von „Unsere Kurve“ der Deutschen Welle.

3. Nachverfolgung möglicher Infektionen

Der Standpunkt der DFL: Die Klubs müssen sicherstellen, dass im Falle einer Ansteckung die Identität und die Kontaktdaten aller Zuschauer, die sich während eines Spiels im Stadion aufgehalten haben, ermittelt werden können. Der Nachverfolgung von Infektionswegen, so die Klarstellung der DFL, gilt „ein besonderes Augenmerk“.

Der Standpunkt der Fans: Bei diesem heiklen Thema fordern die Fans, dass der Datenschutz gewährleistet wird und es nicht zu einer verdeckten Überwachung kommt. Personalisierte Tickets sind ihnen ein Dorn im Auge. „Vereine und Verbände müssen sicherstellen, dass keine Weitergabe von erfassten Daten an die Sicherheitsbehörden erfolgt“, betonte „Unsere Kurve“: „Neue Technologien der Überwachung dürfen nicht durch die Hintertür des Gesundheitsschutzes eingeführt werden.“

4. Kein Alkohol bis mindestens 31. Oktober

Der Standpunkt der DFL: Nach Lage der Statuten dürfen alkoholische Getränke ohnehin nicht ausgeschenkt werden, die gängige Praxis erfolgt nur nach vorheriger behördlicher Einwilligung. Die DFL befürchtet, dass durch den Konsum von Alkohol möglicherweise eine Enthemmung einsetzt, die mit Blick auf die Abstands- und Hygieneregeln zu Problemen führen könnte.

Der Standpunkt der Fans: Eigentlich sollte dieser Punkt die wenigsten Probleme auslösen. Doch die Fans fühlen sich dadurch fast schon beleidigt, gemaßregelt wie ein kleines Kind, das sich nicht benehmen kann. „Wenn man Gästefans, Alkohol und Stehplätze verbieten will, zeugt von einem grundsätzlichen Misstrauen gegenüber Fußballfans“, monierte Kessen. „Da stellen wir uns dagegen.“