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RB LeipzigDer „Falco” von RB Leipzig: Marcel Sabitzer im Saisonporträt

Von Ullrich Kroemer 18.04.2020, 08:31
Bei jedem Tor ein Herzchen für Verlobte und Tochter: Marcel Sabitzer.
Bei jedem Tor ein Herzchen für Verlobte und Tochter: Marcel Sabitzer. imago/Team 2

Wohl etwa acht Wochen wird die Bundesliga unterbrochen sein. Falls der Ball in dieser Spielzeit überhaupt noch einmal rollen sollte, wird das für die Profis wie ein Saisonneustart. Daher ziehen wir im spielfreien April ein erstes Saisonfazit der Leistungen jedes Akteurs von RB Leipzig. Im Kern stehen natürlich die Leistungen auf dem Platz, doch wir beurteilen auch soft skills wie besondere Qualitäten, Fannähe oder die Präsenz in den sozialen Medien. Wir machen weiter mit Leipzigs Nummer 7: Marcel Sabitzer.

Saisonanalyse: Marcel Sabitzer selbst findet sein fußballerisches Gesamtpaket „ganz okay”, wie er jüngst Sportbuzzer sagte. Doch das ist natürlich nur cooles Understatement. Der 26-Jährige hat in dieser Saison einen wahren Variabilitätssprung gemacht. Trainer Julian Nagelsmann traute ihm nicht nur die Rolle des Zehners oder hängenden Stürmers zu, sondern in der zweiten Saisonhälfte rutschte Sabitzer immer mehr nach hinten ins zentrale Mittelfeld, wo er als Achter und bisweilen als Sechser die Fäden zieht. 

Zum Saisonstart hatte Nagelsmann formuliert, dass er von seinen Mittelfeldspielern mehr Torgefahr erwarte, um Stürmer Timo Werner zu entlasten. Das war zwar gar nicht unbedingt auf Sabitzer gemünzt, doch „Sabi” nahm sich den Hinweis trotzdem an. Vom ersten Spiel im Pokal in Osnabrück an, bedankte er sich bei Nagelsmann für die neuen Freiheiten auf dem Spielfeld und fand so zu seinen abhanden gekommenen Torriecher zurück. Im ersten Pflichtspiel schoss er zwei Tore, in der ersten Ligapartie bei Union Berlin jubelte Sabitzer über eine „Glocke”, wie er das nennt, und drei Vorlagen.

Nur Timo Werner ist an mehr Torschüssen beteiligt als Marcel Sabitzer

In der Vorsaison hatten Fans und Beobachter noch mit Sabitzer gelitten, wenn diesem immer wieder Distanzschüsse verunglückten. 16 Schüsse brauchte er 2018/19 pro Tor. In dieser Spielzeit braucht er nur gut 7,3 Versuche pro Erfolg. Der in Wels bei Linz geborene österreichische Nationalspieler erzielte kunstvoll und wuchtig zugleich Traumtreffer wie den zum 2:1 gegen St. Petersburg. „Das Ding war richtig geil. Das versuche ich immer mal wieder im Training. Davon träumst du, dass der im Spiel so reingeht”, sagte Sabitzer – selbst baff ob seines Treffers.

Mit der neuen, defensiveren Rolle kommt er immer besser zurecht – vor allem, wenn er Platz hat, seine Fähigkeiten in den Räumen auszuspielen. Auf Schalke und im Rückspiel gegen Tottenham beispielsweise glänzte der 26-Jährige als Achter, der mit viel Wucht zum Tor zieht und von Landsmann Konrad Laimer abgesichert wird. An 18 der 62 Liga-Tore sowie an 153 Schüssen der Leipziger war Sabitzer direkt beteiligt. Der zweit- (Beteiligung an Torschüssen) beziehungsweise drittbeste (Torbeteiligungen) Wert bei RBL hinter Torjäger Timo Werner und Christopher Nkunku. 

Marcel Sabitzer im Vergleich zu den Durchschnittswerten der Ligakollegen (orange, links) und zu dem vergleichbaren Münchner Nationalspieler Leon Goretzka (blau, rechts).
Marcel Sabitzer im Vergleich zu den Durchschnittswerten der Ligakollegen (orange, links) und zu dem vergleichbaren Münchner Nationalspieler Leon Goretzka (blau, rechts).
sofascore.com (Screenshots)

Auch wenn ihm längst nicht jeder Pass gelang (Passgenauigkeit 76 Prozent), wusste Sabitzer immer durch seinen Kampfgeist zu überzeugen. Der bisweilen grantelige Führungsspieler ist sich nicht zu schade, nach hinten zu ackern und auf seiner neuen Position mehr Meter zu machen als zuvor. 

Momente der Saison: Nach seinem Doppelpack gegen Tottenham war Marcel Sabitzer gelöst und glücklich wie selten zuvor und ließ seine Freude sogar nach außen. Das 3:0 gegen die Spurs war bislang das Spiel der Saison für den Offensivmann. Ebenso das bereits erwähnte Traumtor gegen Zenit. Auslöser waren jedoch die Auftaktspiele gegen Osnabrück und Union, wo Sabitzer jeweils als Mann des Spiels auf Anhieb in die Spur fand.

Du weißt immer genau, was du von ihm bekommst: Eine gute Gier, ein sehr gutes taktisches Verhalten, die Fähigkeit die letzten 20 Minuten nochmal was draufzupacken, wenn es vonnöten ist.

Julian Nagelsmann über Marcel Sabitzer

Einschätzung des Trainers: Julian Nagelsmann schätzt insbesondere, dass er sich auf Marcel Sabitzer verlassen kann. Er hat nur Ausschläge nach oben, Ausrutscher passieren ihm so gut wie nie. „Er hat eine Grundbedeutung, weil er immer eine gute Leistung bringt und total stabil ist”, lobte Nagelsmann. „Du weißt genau, was du immer von ihm bekommst: Eine gute Gier, ein sehr gutes taktischen Verhalten, die Fähigkeit die letzten 20 Minuten nochmal was draufzupacken, wenn es vonnöten ist.”

Auftreten: Als Typ ist Sabitzer gereift, was ihm mittlerweile auch die Akzeptanz seiner Kollegen und die Rolle des Co-Kapitäns eingebracht hat. Anders als Timo Werner stellt sich Sabitzer auch wieder öfter den Fragen der Presse. Und das sogar mit Humor. Als dem RBlive-Reporter just in der Mixed Zone das Missgeschick ereilte, dass der Reißverschluss seines Hosenstalls den Dienst versagte, antwortete Sabitzer bei der zweiten Frage trocken: „Ihr Hosenlatz steht übrigens offen.” Das nennt man peripheres Sehen.

Special Power: Falco-Double.
Special Power: Falco-Double.
imago/Team 2

Social-Media-Faktor: Kein Zweifel: Sabitzer versucht sich mit nach hinten gegelten Haaren und bisweilen dünnem Oberlippenbärtchen immer mehr als moderner Wiedergänger von Idol Falco und gibt ein passables Double des wohl berühmtesten Österreichers nach Mozart ab. Wie heißt es in Falcos Song Rock me Amadeus? „Er war Superstar, er war populär, er war so exaltiert, because er hatte Flair, er war ein Virtuose, war 'n Rockidol, ...” Passt irgendwie auch zu Sabitzer. Ebenso wie seine blonde Frau Katja Kühne, die auf Instagram vor allem sich, aber auch ihre Tochter und ihren wilden Fußballstar wie in einem Promi-Magazin inszeniert. Gehört zum Falco-Image dazu. (RBlive/ukr)