Kommentar zur Werner-Vertragsverlängerung: Euphorie kam nicht auf | RBLive

Timo Werner war der Rummel um seine Vertragsverlängerung sicht- und hörbar unangenehm. Den Kollegen verschwieg er die Nachricht vor Anpfiff, um keinen mit dem Dauerthema zu nerven. Dass der Stadionsprecher die frohe Kunde beim Verlesen der Aufstellung ins Rund schrie, war ihm unrecht. Und als seine Mitspieler nach Abpfiff davon erfuhren, nahmen sie das nüchtern zur Kenntnis. Alles rational, Euphorie kam nicht auf.

Das hängt damit zusammen, dass Werners Entscheidung keine Herzensentscheidung für RB Leipzig ist, sondern vielmehr eine buchhalterische. Die neue Vertragslaufzeit bis 2023 klingt zwar lang, doch durch die Ausstiegsklausel, hält Werner weiter alle Trümpfe in der Hand und kann ab kommenden Sommer jederzeit wechseln, wenn ein Klub die Summe aufruft, der ihn reizt.

Für die Fans ändert sich also durch die Vertragsverlängerung nicht viel, da Werner nach wie vor im kommenden Sommer nach der Europameisterschaft weg sein dürfte – mit dem Unterschied, dass RB Ablöse kassiert. Die Chance, den pfeilschnellen Torjäger tatsächlich langfristig zu binden, hatten die Leipziger bereits im Sommer 2018 verpasst, als Werner noch zwei Jahre Vertrag hatte, RB ihm damals aber kein verbessertes Angebot unterbreitete.

Klarer Gewinner des Wechselpokers ist deshalb also Timo Werner, zweiter Sieger RB Leipzig und der Verlierer der FC Bayern. Der Rekordmeister setzte auf Werners Willen, dass der wie andere vor ihm im kommenden Jahr gegen ein stattliches Handgeld und hohes Gehalt ablösefrei kommen würde. Diese Praxis ging diesmal nicht auf, was all jene freuen dürfte, die in der Vergangenheit genervt von dem Transfergebaren des Serienmeisters waren. Insofern ist die überraschende Wende im Ringen um Werner tatsächlich ein Signal der Stärke in Richtung Bayern München. Nicht unerheblich: RB hat Zeit gewonnen, einen adäquaten Ersatz für den Sturmstar zu finden, der dank der Ablösemillionen dann auch etwas kosten darf.