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RB LeipzigPro & Contra: Mit Mut oder Kalkül in München?

19.12.2018, 13:34
Pro & Contra bei RBlive: Die Reporter Ullrich Kroemer und Martin Henkel sind unterschiedlicher Meinung
Pro & Contra bei RBlive: Die Reporter Ullrich Kroemer und Martin Henkel sind unterschiedlicher Meinung RBLive

Spielt RB Leipzig im Verfolgerduell bei Bayern München wie angekündigt mutig und giftig auf Sieg? Oder pokert Trainer Ralf Rangnick, um seine Spieler für Bremen zu schonen und kalkuliert eine Niederlage beim Rekordmeister ein? Ein Pro & Contra-Kommentar von Ullrich Kroemer und Martin Henkel.

Pro: RB schenkt die Partie in München keinesfalls ab

Von Ullrich Kroemer

Die Voraussetzungen scheinen aufgrund der Personalsituation nicht optimal für RB Leipzig. Gerade ein Spieler wie Marcel Sabitzer fehlt RB beim FC Bayern ungemein als granteliger Leitwolf; fiele auch Kevin Kampl aus, würde das die Mannschaft ohne Frage in Spielaufbau und Pressingorganisation schwächen.

Doch allein daran, dass Kampl nicht zur Behandlung in Leipzig bleibt, sondern mit nach München fliegt, lässt sich ablesen, dass es RB Leipzig ernst meint mit einem entschlossenen Auftritt bei den Bayern. Nicht umsonst betonte Trainer Ralf Rangnick: „Wenn wir in München etwas holen wollen, müssen wir im wahrsten Sinne des Wortes etwas holen wollen.” Also wird es sich Kampl wegen eines schmerzenden Zehs nicht nehmen lassen, in München aufzulaufen, sondern in den letzten beiden Spielen dieses Jahrs auf die Zähne beißen. Und Rangnick kann es sich auch gar nicht leisten, ihn zu schonen.

Überhaupt wird der Chefcoach beim FC Bayern die beste Elf aufbieten, die ihm zur Verfügung steht. Warum sollte er das auch nicht tun? Die ganze Hinrunde über schonte er in der Europa League sein Personal für die Bundesliga und stellt dann ausgerechnet in einem Sechs-Punkte-Duell mit einem direkten Konkurrenten die Kader Nummer 13, 14 und 15 auf? Das passt nicht zusammen.

Startformation nur dort ändern, wo es zwingend nötig ist

Die vergangenen Partien haben gezeigt, auf wen sich Rangnick verlassen kann und auf wen nicht. Der 60-Jährige weiß genau, dass er seine besten, verfügbaren Spieler braucht, um in München bestehen zu können und wird daher seine Startformation nur auf jenen Positionen ändern, auf denen es durch äußere Umstände zwingend nötig ist.

Alles andere könnte er seinen Leistungsträgern auch gar nicht verkaufen. Oder wie würden es Timo Werner, Diego Demme oder Yussuf Poulsen aufnehmen, wenn Rangnick ihnen Einsatzgarantien gegen Mainz und Bremen gäbe, sie aber zur Hochmesse in München zur Regeneration auf der Bank schmoren ließe?

Und auch hinsichtlich des Renommees kann es sich RB im Topspiel nicht leisten, freiwillig auf wichtige Spieler zu verzichten. Ganz Fußball-Deutschland schaut am Mittwochabend nach München – nach der Dortmunder Niederlage umso mehr. Auch viele RB-Gegner halten zweimal im Jahr doch zu den Leipzigern – nämlich wenn sie gegen Bayern spielen. Und Rangnick weiß genau, welche Langzeitwirkung tolle Leistungen in München haben können: Der Überfallauftritt von Rangnicks Hoffenheimern 2008 bei den Bayern hat sich trotz Niederlage im kollektiven Fußball-Gedächtnis eingebrannt.

Ob auch Rasenballsport im dritten Anlauf in München erstmals spielerisch und mental wird dagegenhalten können, steht angesichts des deutlich breiteren Kaders und der Qualität der Hausherren auf einem anderen Blatt. Aber RB Leipzig wird die Partie keinesfalls schon vor Anpfiff mit einer B-Aufstellung und devoten Haltung abschenken. Dafür muss Rangnick auch in Kauf nehmen, dass die Mannschaft gegen Bremen nicht die frischeste sein wird.

Aufstellung

Contra: Nicht um jeden Preis gegen die Bayern bestehen

Von Martin Henkel

Marcel Sabitzer fällt gegen die Bayern mit Gelbsperre definitiv aus, Kevin Kampl vermutlich auch, dazu hat Ralf Rangnick „Wackelkandidaten“ ins Spiel gebracht, von denen er nicht weiß, ob sie einsatzfähig sind. Baute der RB-Coach damit einer Niederlage vor?

Ja. Zumindest sah es am Dienstag auf der Pressekonferenz danach aus. Kann Kampl nicht spielen, hat der Cheftrainer keinen Spielmacher mehr im Team, der das Angriffsspiel der Sachsen organisieren kann. Mit Sabitzer fehlt ein weiterer Schlüsselspieler. Rechnet man die „Wackelkandidaten“ dazu, deren Namen Rangnick tunlichst vermieden hat, zu nennen, ergibt das einen Kader, der nicht nah genug dran ist an einer Optimalbesetzung, die er für unabdingbar hält, um den FC Bayern zu Hause zu schlagen.

Rangnick hat es angesprochen. „Bei der Mannschaft, die dort punkten will, muss sehr vieles stimmen und zusammenpassen.“ Das fängt beim Matchplan an und hört beim Personal auf, das ihn umsetzen soll. „Damit stellt sich die Frage: Wie gut sind wir in der Lage, die Bayern richtig herauszufordern.“

Warum in München Energien verschwenden?

Nicht gut genug, wird die Antwort noch vor dem Spiel lauten, sollte Rangnick auf zu viele Stammspieler verzichten müssen. Erschwerend kommt hinzu, dass die Bayern zu ihrer Saisonfrühform zurückgefunden haben, weshalb es vor „fünf, sechs Wochen einfacher gewesen“ wäre, wie Rangnick festhielt, um „dort zu gewinnen.“ Und schließlich: Am Sonnabend kommt Werder Bremen nach Leipzig.

Dieser Umstand wird der Schlüsselfaktor in Rangnicks Überlegungen sein, gegen die Bayern nicht um jeden Preis bestehen zu wollen. Zwischen beiden Partien liegen nur zwei Erholungstage. Die Chancen, im eigenen Stadion die Bremer zu besiegen, liegen weit höher als auswärts gegen den Deutschen Meister der vergangenen sechs Jahre zu gewinnen. Warum also Energien zu verschwenden, wenn die im Jahresendspiel viel eher gebraucht werden?

Rangnick wird natürlich versuchen, für Mittwoch eine Elf zu finden, die nicht unter die Räder kommt. Dafür ist er dann doch nicht nur Pragmatiker, sondern auch ein Ehrenmann. Doch es sollte sich niemand wundern, wenn diese Elf nicht die beste ist, die ihm zur Verfügung steht.

Aufstellung