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RB Leipzig„Von maximaler Emotion auf minimale runtergeschraubt”: Für Nagelsmann macht die Hand-Regel „keinen Sinn”

Von Ullrich Kroemer 17.04.2021, 08:41

Dieses Tor hätte ikonographisch für RB Leipzigs unbändigen Meisterwillen stehen können; als Beleg für die Siegermentalität, die sich die Leipziger im Titelkampf gegen Bayern München angeeignet hat. Nicht nur die Mannschaft, auch das gesamte Bankpersonal hatte sich zu einer einzigen Jubeltraube an der Bande versammelt – der emotionalste Moment seit Monaten, der eine Initialzündung für die letzten Spiele hätte sein können. Wären Fans im Stadion gewesen, wären die ebenso kollektiv ausgerastet. Ein fast unwirklicher Moment, der an das späte 1:0 von Yussuf Poulsen gegen Leverkusen 2017 erinnerte.

Doch Schiedsrichter Manuel Gräfe nahm das vermeintliche 1:0 gegen Hoffenheim, abermals von Poulsen erzielt (90.+3), nach Intervention des Videoassistenten und Check am Bildschirm in der achten Minute der Nachspielzeit wieder zurück, weil sich Poulsen den Ball zunächst selbst auf den angelegten Unterarm geköpft hatte, von dem der Ball dann leicht verzögert ins Tor sprang. Damit war all die Euphorie dahin und wandelte sich blitzschnell in bodenlose Enttäuschung um, während sich nach dem direkt folgenden Abpfiff plötzlich die Hoffenheimer so heftig in den Armen lagen, als hätten sie gerade die Champions-League-Qualifikation klargemacht. Ein Szene, die den Blutdruck der wenigen Beobachter im Stadion nach der zähen Nullnummer am Freitagabend mal kurz in Wallung versetzte.

Nagelsmann: „Regel macht keinen Sinn für Fußballer”

Der Fall zeige „die negative Seite des Videobeweises", sagte Nagelsmann, „weil du von der maximalen Emotion auf die minimale runtergeschraubt wirst, innerhalb von wenigen Sekunden." Die Folge sei, dass man sich nie so richtig über ein Tor freuen könne, erklärte der RB-Trainer. Man müsse immer lange warten, ob es zählt oder nicht. „Das macht den Sport zwar fairer, aber nicht zwingend schöner”, urteilte der Coach.

Dass das Tor regelgerecht aberkannt wurde, daran gab es keinen Zweifel. Doch die Regel habe „keinen Sinn für Fußballer”, sagte Nagelsmann. Der verhinderte Torschütze Poulsen sagte: „Das ist richtig gepfiffen, aber bitter."

Schiedsrichter Gräfe „würde die Regel so auch nicht machen”

Schiedsrichter Manuel Gräfe erklärte nach dem Spiel im Gespräch mit Nagelsmann, „dass er die Regel so auch nicht machen würde”, sie nun aber einmal aktuell gültig ist. Der DFB hatte die Regel 12 im Regelwerk 2019 umfassend geändert. Eine wesentliche Änderung war dabei, dass ein Tor nicht zählen darf, wenn es direkt mit der Hand oder dem Arm erzielt wird (egal ob absichtlich oder nicht). Das gilt auch schon, wenn dadurch ein Tor vorbereitet oder eine Torchance dadurch kreiert wird. Angestoßen wurde diese Regeländerung durch die Regelhüter des International Football Association Board (IFAB) weil es immer wieder grundsätzliche Diskussionen um absichtliches oder eben nicht absichtliches Handspiel gab. Die Schiedsrichter haben in solchen Fällen nun keinen Spielraum mehr.

In der Schlussphase der vergangenen Saison hatte RB davon profitiert – am 31. Spieltag in Hoffenheim. In der starken Startphase der Hoffenheimer war ein von Peter Gulacsi an Muns Dabbur verursachter Elfmeter zurückgenommen worden, weil Steven Zuber den Ball zuvor mit der Hand gespielt hatte (11.). Damals gewannen die Leipziger im Kampf um die Champions-League-Plätze mit 2:0. (RBlive/ukr)