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RB LeipzigUli Hoeneß lobt „überragende” Saison von RB Leipzig: „Borussia Dortmund als Bayern-Verfolger eindeutig abgelöst”

Von (RBlive/dpa/ukr)
23.03.2021, 08:06
„Bin mir ziemlich sicher, dass die deutsche Nationalmannschaft bei der EM mit Thomas Müller spielen wird”: Uli Hoeneß legt vor seiner Premiere als TV-Experte schonmal vor.
„Bin mir ziemlich sicher, dass die deutsche Nationalmannschaft bei der EM mit Thomas Müller spielen wird”: Uli Hoeneß legt vor seiner Premiere als TV-Experte schonmal vor. imago/Poolfoto UCL

Lob statt Attacke: Uli Hoeneß persönlich hat RB Leipzig vor dem direkten Titelduell zum mittlerweile ärgsten Konkurrenten des FC Bayern in der Fußball-Bundesliga ausgerufen. „Die Leipziger spielen eine überragende Saison. Sie sind auch viel konstanter geworden. Da wird gute Arbeit geleistet. Sie haben im Moment Borussia Dortmund als großen Bayern-Verfolger eindeutig abgelöst”, sagte Hoeneß im Interview mit der Deutschen Presse-Agentur (dpa).

Hoeneß über das Titelduell zwischen RB Leipzig und FC Bayern: „Wenn sie nicht gewinnen, werden sie nicht Meister”

Der Ehrenpräsident des FC Bayern fiebert bereits jetzt dem direkten Titelduell entgegen. „Das wird ein super Fußballspiel. Für uns ist es wunderbar, dass wir mit vier Punkten Vorsprung nach Leipzig fahren können”, sagte Hoeneß, der bei den drei vor Ostern anstehenden Länderspielen der deutschen Nationalmannschaft erstmals als RTL-Experte auftreten wird (siehe Interview unten).

Leipzig müsse in dem Heimspiel gegen den Tabellenführer aus München am 3. April klar auf Sieg spielen. „Denn wenn sie nicht gewinnen, werden sie sicherlich nicht Meister. Dieses Spiel hat darum einen großen Reiz”, betonte Hoeneß, der in den vergangenen acht Jahren am Saisonende stets Meisterschaften der Bayern feiern konnte.

Mit 69 Jahren machen Sie noch einmal etwas Neues und werden als RTL-Experte die anstehenden Länderspiele verbal begleiten. Was ist Ihre Motivation? Ist Ihnen nach dem weitgehenden Rückzug beim FC Bayern ein wenig langweilig geworden am schönen Tegernsee?

Uli Hoeneß: Das kann ich nicht behaupten. Aber es gibt einige Gründe, warum ich das mache. Erstens hat RTL unheimlich um mich geworben. Anfangs dachte ich, nein. Nach längerem Überlegen habe mir dann gedacht, warum eigentlich nicht. Mich reizen Herausforderungen. Ich habe so etwas noch nie gemacht, und die, die es gemacht haben, habe ich belächelt. Jetzt sehe ich das als Herausforderung. Darum habe ich mich auch erstmal nur für drei Spiele verpflichten lassen, auch wenn die Herrn von RTL gleich ein paar Spiele mehr vereinbaren wollten.

Und warum noch?
Es gibt auch ein gutes Honorar. Und da ich meine außerordentlichen Einkünfte spende und durch die Pandemie Vorträge und dergleichen wegfallen, sind die Stiftungen, die ich mit diesem Geld sonst bediene, etwas zu kurz gekommen. So habe ich jetzt eine wunderbare Gelegenheit, das Honorar für die drei Spiele an drei Stiftungen zu spenden. So kann ich das Gute mit dem Nützlichen verbinden.

Sie standen und stehen für Klartext: Welche Art Experte dürfen die Zuschauer erwarten? Blüht Joachim Löw die Abteilung Attacke?
Nein. Wir werden vor dem Anpfiff über die Situation des deutschen Fußballs sprechen, in der Halbzeitpause und nach dem Spiel. Da werden wir dann auch ein Gespräch mit Jogi Löw führen. Und da werde ich sagen, was ich gesehen habe. Ich werde mich sicherlich auch mit der aus meiner Sicht schwierigen Situation beim DFB beschäftigen. Ich sehe es als großes Problem an, was da im Moment passiert.

Worüber wollen Sie noch reden?
Wir müssen auch mal über den Nachwuchsfußball nach der Pandemie sprechen. Da brechen im Moment viele Dämme. Jugendliche treten aus den Vereinen aus, weil sie keine Möglichkeit mehr haben, Fußball zu spielen. Wie geht es da weiter? Was macht der DFB? Was können wir als Profivereine tun? Rund um das Länderspiel gibt es also viele Themen zu besprechen.

Sie wollen lieber über das große Ganzen reden als über falsche Neuner, Gegenpressing oder taktische Systeme?
Das sollen Kommentator Marco Hagemann und der ehemalige Nationalspieler Steffen Freund als Co-Kommentar während des Spiels machen. Die können sich mit der 'falschen Acht' und der 'krummen Neun' beschäftigen. Ich werde eher den Einsatz der Spieler bewerten und ob nach dem 0:6 in Spanien ein Aufwärtstrend zu sehen ist. Ich will das gerne positiv begleiten, weil ich sehr daran interessiert bin, dass der deutsche Fußball vorankommt. Denn die Bundesliga lebt von der Nationalmannschaft - zumindest war das lange so. Es muss darüber gesprochen werden, was man tun kann, um die Attraktivität der Nationalmannschaft zu verbessern und ihr wieder den Stellenwert in der Gesellschaft zu geben, den sie verdient.

Was hat denn Ihre Frau zu Ihrer neuen Aufgabe gesagt?
(lacht) Die hat ein bisschen den Kopf geschüttelt und gesagt, ob mir langweilig sei, so wie Sie es auch eingangs gefragt haben. Aber sie kennt mich ja! Ich habe manchmal verrückte und auch spontane Ideen. Mich reizt das jetzt ungemein. Wer aber glaubt, dass ich alles in Schutt und Asche rede, der täuscht sich. Ich will konstruktiv und kritisch, aber - wenn möglich - auch positiv die Länderspiele begleiten.

Nach dem 0:6 gegen Spanien gab es heftige Debatten über Joachim Löw. Nun hat er seinen Rückzug als Bundestrainer nach der EM im Sommer angekündigt. Er hatte Sie sogar vorab darüber informiert. Wie bewertet der TV-Experte Hoeneß diese Entscheidung?
Ich habe sie sehr begrüßt, weil Jogi damit das Heft des Handelns wieder in die Hand bekommen hat. Er wäre doch zum Spielball geworden. Nach jedem Länderspiel hätte man die Trainerfrage gestellt. So hat er Fakten und klare Verhältnisse geschaffen. Das ist für ihn und für sein Nervenkostüm, nachdem was er geleistet hat, eine gute Lösung. Ich finde es auch gut, dass er das frühzeitig angekündigt hat. Jetzt kann sich der DFB in aller Ruhe um die Nachfolge kümmern. Ich bin überzeugt, dass beim DFB ohnehin viel zu verändern ist - nicht nur der Bundestrainer.

Was erwarten Sie vom Nationalteam in den anstehenden Partien? Und was ist drin für Deutschland bei der Europameisterschaft?
Ich bin überzeugt, dass die Mannschaft viel besser spielen wird als zuletzt. Ich erinnere an die Überbelastung der Spieler vom FC Bayern im vergangenen Herbst. Teilweise waren sie gar nicht dabei oder verletzt. Jetzt muss man sehen, wen Jogi Löw gegen Island zur Verfügung hat. Wenn die Mannschaft relativ komplett ist, ist immer mit ihr zu rechnen. Ich kenne ja meine Münchner Pappenheimer, die sind auch im Nationaltrikot sehr ehrgeizig. Und wenn die sich mal alle wieder richtig reinhängen, dann wird das schon gut werden.

Ist Löws Team aktuell ein Titelkandidat bei der EM?
Nein. Man kann nicht 0:6 in Spanien verlieren und dann sagen, zur EM fahre ich als Favorit. Aber Deutschland als Außenseiter ist vielleicht auch mal eine gute Ausgangsposition.

Corona hat Europa weiter fest im Griff. Halten Sie da eine EM in zwölf Ländern, noch dazu mit Zuschauern, wie vom UEFA-Präsidenten jüngst gefordert, für eine angesagte Lösung?
Ich kann mir derzeit kaum vorstellen, dass sich das in zwölf Ländern realisieren lässt. Wir müssen abwarten, wie sich die Inzidenzwerte entwickeln. Auch die Zuschauerfrage kann sich nur dann positiv entwickeln, wenn die Werte bis zum Turnier so sind, dass keine Gefahr für die Zuschauer besteht. Das ganze Geschäftliche muss hinten anstehen. Die Gesundheit der Menschen, der Zuschauer und aller EM-Beteiligten steht für mich an erster Stelle.

Sieben Bayern-Profis stehen in Löws Kader. Über einen, der nicht dabei ist, wird heiß debattiert: Thomas Müller. Werden Sie hm im RTL-Studio raten, ihn zurückzuholen?
Jogi Löw kennt meine Meinung. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass die deutsche Nationalmannschaft bei der EM mit Thomas Müller spielen wird.

Wie haben Sie dem Bundestrainer das begründet?
Man kann ja nicht auf einen Spieler verzichten, der in der Bundesliga und in der Champions League eine prägende Figur ist beim FC Bayern. Es geht ja nicht um eine Nachwuchsmannschaft, die man aufbauen muss, sondern um eine Mannschaft, die etwas gewinnen soll. Gerade jetzt, wo es das letzte Turnier von Jogi Löw ist, müssen die Besten spielen. Und Thomas gehört zweifellos zu den Besten in Deutschland. Deshalb muss er bei der Europameisterschaft spielen.

Haben die Bayern-Spieler einen Bonus beim Experten Hoeneß?
Keiner muss damit rechnen, dass ich besonders kritisch bin. Wenn sie gut spielen - und davon gehe ich aus - werde ich das erwähnen. Und wenn sie schlecht spielen, werde ich versuchen, smart zu sein.

Sie haben die Suche nach einem Nachfolger für Löw schon angesprochen. Viele Namen wurden und werden genannt, unter anderem Ralf Rangnick. Wer sollte es werden?
Das kann ich nicht sagen. Das sollen Oliver Bierhoff und der DFB in aller Ruhe entscheiden. Ich finde es gut, dass man sich Zeit lassen will. Es gibt sicherlich die eine oder andere Möglichkeit - und am Ende muss der Schuss sitzen.