1. RB Leipzig News
  2. >
  3. News
  4. >
  5. Corona-Krise: Warum die Fußballbranche offen über Gehaltsobergrenzen spricht | RBLive

RB LeipzigCorona-Krise: Warum die Fußballbranche offen über Gehaltsobergrenzen spricht

Von (RBlive/msc/dpa) 12.05.2020, 15:56
Lutz Pfannenstiel von Fortuna Düsseldorf will, dass sich der Fußball nachhaltig gestaltet.
Lutz Pfannenstiel von Fortuna Düsseldorf will, dass sich der Fußball nachhaltig gestaltet. imago/

Die wirtschaftliche Krise im Profifußball, ausgelöst durch die Corona-Pandemie, erfordert eine Anpassung der Branche, das sehen immer mehr Akteure aus dem Profifußball.

Mondbeträge bei Ablösesummen: "Ein 'weiter so' darf es nicht geben"

Sportvorstand Lutz Pfannenstiel vom Bundesligisten Fortuna Düsseldorf fordert ein Umdenken in allen Bereichen des Fußballs. "Das gesamte Geschäft muss sich hinterfragen. Ein 'Weiter so' kann und darf es nicht geben", sagte Pfannenstiel der dpa. "Wir brauchen mehr Nachhaltigkeit, Bodenständigkeit und vor allem Demut", so der 47-Jährige, der es als Spieler in Deutschland nie zum Profi schaffte, aber auf allen Kontinenten der Welt Fußball spielte.

Wichtig sei, dass "diese Mond-Beträge bei den Ablösen und Gehältern auf ein gesundes Normalmaß sinken", so Pfannenstiel. "Diese Irrsinnssummen sieht die Gesellschaft zurecht kritisch. Das hat zu einer Entfremdung vom Fußball geführt." Pfannenstiel glaubt zunächst an eine Normalisierung nach der Corona-Krise. "Und ich hoffe, dass dies eine nachhaltige Entwicklung ist und die Summen nicht irgendwann wieder durch die Decke schießen."

Zahlreiche Vereine der Bundesliga haben mit Verweis auf die existenzbedrohende Situation auch zum Schutz tausender Mitarbeiter auf die Fortsetzung des Spielbetriebs gepocht. Nach einer Analyse des "kicker" sind oder waren 13 Vereine sogar von einer Insolvenz bedroht, aufgrund dessen beinahe unisono die Profis auf einen kleinen Teil ihres Gehalts verzichtet haben.

Kurzarbeit war bei keinem der Bundesligisten eine Option

Wie die Leipziger Volkszeitung vorrechnet, hätte es eine echte Obergrenze in radikaler Form gegeben, wenn Vereine wie RB Leipzig staatliche Hilfe durch Kurzarbeit in Anspruch genommen hätten. Denn in den neuen Bundesländern liegt die maximale Unterstützung bei monatlich 3.562 Euro Nettolohn. Bei Spitzenverdienern wie Timo Werner mit geschätzten sieben Millionen Euro Jahresgehalt wäre das ein Gehaltsverzicht von monatlich 99,4 Prozent anstelle der aktuellen Einsparungen von einem Zehntel der Profigehälter. Der Personalaufwand bei RB ist in der letzten Spielzeit nach dem Bericht der DFL mit 105 Millionen Euro ausgewiesen, die eingeplanten TV-Gelder sind in der laufenden Saison mit ungefähr 60 Millionen Euro veranschlagt.

Mit einer radikalen Einsparung dieser Personalkosten wäre das Loch in den Kassen der Bundesligisten deutlich kleiner, der Ruf nach Geisterspielen womöglich leiser ausgefallen. Allerdings ist ein Teil dieses Szenarios nicht vermittelbar: Staatliche Gelder in Anspruch zu nehmen, ist für den finanziell aufgeplusterten Fußballmarkt moralisch unmöglich. Versucht hat das der FC Liverpool in England. Das Vorhaben, sich von öffentlicher Hand unterstützen zu lassen, ist durch den öffentlichen Druck unmöglich geworden, die Verantwortlichen waren zum Einlenken gezwungen.

Klostermann und Nagelsmann signalisieren Zustimmung bei Diskussion über Salary Cap 

Deswegen wird vermehrt über die freiwillige Beschneidung der nach oben offenen Grenzen gesprochen. Innerhalb der letzten 25 Jahre hat sich das Durchschnittsgehalt der Liga verzehnfacht, während das der Deutschen nur um 55 Prozent stieg. Lukas Klostermann nannte mögliche Diskussionen um ein "Salary Cap" wie in den USA, also eine Deckelung der Gehälter durch eine Obergrenze, sinnvoll. Auch Julian Nagelsmann sei ein Freund davon, wenn es zweckgebunden die Nachhaltigkeit fördert, hatte der RB-Trainer erklärt. Zuvor sprachen auch Ex-RBLer Stefan Ilsanker sowie BVB-Boss Hans-Joachim Watzke und DFL-Chef Christian Seifert über das Thema.