Duell der Gegensätze: Fußballfan BVB-Coach Terzic gegen RB Leipzigs "Projektmensch" Julian Nagelsmann | RBLive

Edin Terzic hat es als Stürmer nur zu Westfalia Herne und Wattenscheid 09 gebracht - das Pokalfinale aber ist für ihn wie eine alte Bekannte. "Ich bin mit dem Auto gefahren, mit dem Flieger geflogen, mit dem Sonderzug und auch mit dem Mitarbeiterzug hingefahren", sagte der Trainer von Borussia Dortmund vor dem Duell mit RB Leipzig am Donnerstag (20.45 Uhr/ARD und Sky): "Jetzt fahre ich zum ersten Mal mit dem Mannschaftsbus nach Berlin."

Edin Terzic, 38: ein glühender Anhänger des BVB. "Seit Ewigkeiten." U16-Trainer, Co-Trainer der U17, U19, der zweiten Mannschaft und des Bundesliga-Teams, seit Dezember 2020 Cheftrainer. Kein anderer Coach aus der Fußball-Bundesliga ist dermaßen in Vereinsfarben getaucht, keiner so sehr aus Leidenschaft mit seinem Verein verbunden.

Julian Nagelsmann wird hingegen erst im Sommer zu seinem "Herzensklub" wechseln. "Ich war als kleines Kind und als Heranwachsender Fan von Bayern München", sagt der 33-Jährige, der später aber für die verhassten Blauen von 1860 spielte. Er ist im Gegensatz zu Edin Terzic eben doch eher ein Projektmensch - sein Weg führt stets steil nach oben.

Da Nagelsmann so ziemlich alles als jüngster Trainer tut, kann er am Donnerstag selbstverständlich auch der jüngste Siegertrainer der DFB-Pokal-Ära (ab 1953) werden. Bisher ist dies Hans-Dieter Tippenhauer, der Fortuna Düsseldorf 1979 mit 35 Jahren zum Triumph gegen Hertha BSC führte. Julian Nagelsmann ist zwei Jahre jünger, was man manchmal vergisst, weil er schon so lange dabei ist.

Es stellt sich die Frage, wo diese Karriere noch hinführen kann, sollte er auch bei dieser "einmaligen Gelegenheit" beim FC Bayern erfolgreich sein. Wenig spricht dagegen. Er könnte beispielsweise 2024 mit den Münchnern alles gewonnen haben - und wäre dann jugendliche 36.

Ob er seinen einst geäußerten Plan beibehält, früh in Rente zu gehen? Was reizt danach? Bundestrainer? England? Bisher steht in seiner Titelsammlung nur "deutscher A-Jugend-Meister". Bei seiner Ankunft beim Leipziger Retortenklub sagte er, "etwas Blechernes" wolle er dort schon holen: Dies ist seine letzte Chance.

Dafür müsste er mal wieder Borussia Dortmund besiegen. Ein einziges Mal ist ihm dies in elf Duellen gelungen - am 12. Mai 2018 mit der TSG Hoffenheim. Der BVB wurde damals noch von Peter Stöger trainiert. "Es wird Zeit", sagt Nagelsmann, "in Berlin müssen wir das endlich hinkriegen."

Edin Terzic wird sich diesem Plan erneut leidenschaftlich entgegenstellen, wie beim Dortmunder 3:2 in der Liga am Samstag. "Wir werden alles daransetzen, den Pokal für den Verein, die Fans und alle Mitarbeiter zu gewinnen", betonte er. Also für alle Rollen, die er einst selbst innehatte: "Wir wollen den Pokal nicht nur angucken, sondern anfassen."

Dass er danach brav in die zweite Reihe zurücktritt, als Assistent von Marco Rose, der drauf und dran ist, mit Borussia Mönchengladbach den Europacup zu verpassen, würde dadurch noch unwahrscheinlicher. Einige Bundesligisten und ambitionierte Zweitligaklubs suchen zur neuen Saison einen Trainer, Terzic ist eine attraktive Lösung. Er müsste nur ein wenig seinen arg schwarz-gelben Anstrich übertünchen.

In einem dürften sich Terzic und sein Gegenüber aber einig sein: "Ich habe die große Bitte", sagte Nagelsmann, "dass wir die Abschiedsreden erst am Ende machen." Über die Zukunft lässt sich dann immer noch sprechen.