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RB LeipzigSponsoring bei Red Bull: Sport vor Rendite

25.11.2016, 12:26
Sponsoring, das offenbar Sinn macht.
Sponsoring, das offenbar Sinn macht. imago/MiS

Fans seien häufig besorgt darüber, ihr Verein könne mit dem nächsten Sponsorvertrag seine Seele verkaufen. Dahinter stehe die idealistische Vorstellung, einen Verein zu führen sei einfach. Im Alltag des Profigeschäfts seien die meisten Clubs aber am Rande der Überschuldung und mehr als alles andere auf finanzielle Sicherheit bedacht. Footballwhispers über Für und Wider von Investoren.

Lieber Nudel-Partner als Untergang?

Bei dem Gedankenspiel, den Lieblingsklub selbst zu leiten, sollte man einen Blick auf die Amateure werfen. Man frage sich, wie der eigene Kreisligaverein Sponsoren gegenübersteht, die ihren Spielbetrieb tatkräftig unterstützen. Selbst wenn es im Profifußball ungleich mehr zu verteilen gibt als bei den Amateuren, wie die 11FREUNDE in der aktuellen Ausgabe schreibt, der Wettbewerb ist dadurch nicht weniger hart umkämpft. Footballwhispers stellt deswegen die Frage, ob es nicht besser ist, auf ein „bizarres Sponsoring durch einen offiziellen Nudel-Partner“ zu vertrauen, als seinen Verein untergehen zu lassen.

Klubeigner Red Bull und die Beziehung zu den Fans

Mit der Übernahme des tradtionsreichen SV Austria Salzburg habe das Red Bull erstmals gezeigt, dass es sich nicht um die Interessen der Fußballsfans schere. Durch die Namensänderung, ein neues Vereinswappen mit neuen Farben und tiefgreifende Umstrukturierung habe man das Rebranding vor die Vereinsgeschichte und die Anhänger  vor die Wahl gestellt: Anpassen oder Verschwinden.

Anschließend hatte sich ein Großteil der ehemaligen Fans aus dem Stadion zurückgezogen und dem 2005 neugegründeten Sportverein Austria Salzburg angeschlossen. Nach längerem Anlauf spielte dieser in der Saison 2015/16 zum ersten Mal im Profifußball der zweiten Österreichischen Liga. Allerdings wurde im März 2016 ein Sanierungsverfahren eingeleitet, nachdem der Verein mit über einer Millionen Euro verschuldet war. Sportlich schaffte man zwar den Klassenerhalt, aufgrund der Insolvenz landete man aber anschließend in der Regionalliga West.

Sport und Spektakel vor Rendite

Die mächtigen Klubverantwortlichen in der Premiere League sind im Vergleich eher von der stilleren Sorte. Zwar gehört ein Großteil der englischen Vereine reichen Unternehmern, aber keine der Mannschaften wird so öffentlichkeitswirksam als Werbeplattform genutzt, wie die Vereine der Red-Bull-Familie. Das klingt zunächst ernüchternd, birgt aber auch einen interessanten Aspekt.

Während den Besitzern in der Premiere League die Vereine selbst zur Rendite genügen, steht der Fußball bei RB für Spektakel und Erfolg. Red Bull ist bekannt dafür, einen überdurchschnittlich hohen Werbeetat von einem Drittel des Umsatz zu unterhalten. Dem Unternehmen mag es womöglich wichtiger sein, mit sportlichem Erfolg und Spektakel auf das Image der Brause einzuzahlen, als mit dem Verein selbst Geld zu verdienen.

Adé Tradition – neue Kategorie Fans

Den Beschwörern von Vereinsgeschichte und Mitbestimmung bei Entscheidungen wird ganz gleich sein, aus welchen Gründen ihr Club von millionenstarken Investoren geleitet wird. RB Leipzig zieht daher wohl eine Mischung von Fans an, die in erster Linie am Sport und ihrem Stadionerlebnis interessiert sind – und der Verbundenheit zu ihrer Stadt. Wie Prinzen-Sänger Krumbiegel es ausdrückte: „Ich will zu dem Leipziger Verein halten, der vorne ist. Ich bin kein Fan von RB, ich bin Fan von Leipzig.“

Das passt zu der These des HHL-Professors Timo Meynhardt, die Anhänger des Clubs gäben sich mit den kleinen Identifikationsangeboten zufrieden. In der ZEIT formulierte er, „dass es in Ostdeutschland eher die Bereitschaft gibt, einen Club zu akzeptieren, der strengen Regeln folgt, der alles der Sache unterordnet, jedenfalls scheinen das unsere Befragungen zu ergeben. Und die Menschen wissen, was sie dafür bekommen: RB stiftet Identität, RB gibt Regionalstolz.“

„Würde man sich ideale Fans kneten, dann kämen die Anhänger von RB Leipzig dabei raus“, schrieb Felix Daechsel in der Zeit. Nicht so tragisch verwoben mit einer schicksalhaften Geschichte wie Chemiker und Lokisten, aber eben auch anders als der Rest. Eine neue Definition von Erfolgsfan – oder besser Sportfan, die nicht unbedingt weniger Verbundenheit auszeichnet. Denn ob die die jetzigen Anhänger von RB Leipzig bei ausbleibendem Erfolg nicht mehr so zahlreich zu den Spielen kommen ist (noch) spekulativ.