1. RB Leipzig News
  2. >
  3. News
  4. >
  5. Schwalbe, Handspiel und Betrug – Fairness im Profi-Fußball | RBLive

RB LeipzigSchwalbe, Handspiel und Betrug – Fairness im Profi-Fußball

13.12.2016, 19:13

Timo Werner war nicht der erste, der mit der Vortäuschung eines Fouls einen Elfmeter schinden konnte und er wird auch nicht der letzte bleiben. Unehrlichkeit im Fußball nahm man beim kicker-Talk zum Anlass, über die Vorbildfunktion des Sports zu debattieren. Sind Anstand und Ehrlichkeit im Profigeschäft noch möglich?

Profisport ist auch ein System der Unfairness

Zeitspiel, Theatralik, Hand, Schwalbe – die Liste der kleinen und großen Tricks im Profifußball ist lang, und immer geht es darum, die Regeln des Spiels dem Erfolg unterzuordnen. Und wer regelwidrig handelt, bricht eben mit diesen Werten. Holger Fach sprach in der kicker-Talkrunde auch über seine eigenen Werte. Er trat vor kurzem aus seiner Funktion als Sportvorstand zurück, weil er die Entlassung seines Trainers Norbert Meier beim SV Darmstadt 98 nicht mitragen wollte.

Der allerdings war selbst vor einigen Jahren unehrenhaft beim MSV Duisburg entlassen worden, als Hauptfigur in einem Skandal um Ehrlichkeit im Fußball. Nach einem hitzigen Wortgefecht mit Albert Streit ging er damals theatralisch zu Boden, täuschte einen Kopfstoß des Spielers vor. Vom DFB-Kontrollausschuss gab es anschließend eine dreimonatige Sperre und eine Geldstrafe.

Urs Meier: „Ehrlichkeit ist die Ausnahme“

Die Unehrlichkeit des Geschäfts habe System, sagte der ehemalige FIFA-Schiedsrichter Urs Meier sagte. Profi-Spieler seien eher überrascht, wenn man ihnen als Schiedsrichter traut. Es sei die absolute Ausnahme, dass man einzelne Spieler als aufrichtige Ausnahme identifizieren könne. Manipulationen am Rasen, Unfairness gegenüber dem Gegner – das gehöre schon immer zum Fußball. Schließlich taugen auch die prominentesten Fußballer zu Paradebeispielen, wie Diego Maradonas „Hand Gottes“ oder Frankreichs WM-Teilnahme 2010 durch ein Hand-Tor von Thierry Henry.

Härtere Strafen für Schwalben wie von Timo Werner

Die Beteiligten sahen den Fußball eben auch als Spiegel der Gesellschaft, in der Politiker ihren Lebenslauf beschönigen und Unternehmen ihre Kunden betrügen. Der Druck auf die Akteure, Ergebnisse zu liefern, führe eben auch dazu, unlautere Mittel zu nutzen. Schiedsrichter Urs Meier sieht die Gründe dafür in den Vereinen, die Fair Play ihrer Spieler sanktionierten.

Ein Mittel dagegen könnten nur härtere Strafen sein. „Betrug muss mit einer Roten und nicht mit einer Gelben Karte bestraft werden. Man sieht dafür eine Gelbe Karte, mit einem Betrug kann man aber mehr erreichen: Elfmeter, Tor, Rote Karte. Wenn man das gegenüberstellt, ist es doch nur logisch, das Betrug versucht wird.“

Fairness á la Aaron Hunt und Miroslav Klose?

Die beiden ehemaligen Bremer gehören somit zu den rühmlichen Ausnahmen eines Geschäfts. Miroslav Klose hat für seine Fairness bereits einen Preis erhalten, nachdem er im Spiel seiner Lazio Rom gegen den SSC Neapel ein mit der Hand erzieltes Tor selbst anzeigte. Es hätte die Führung in der dritten Minute und womöglich einen anderen Spielverauf bedeutet, die Roma verlor das Spiel mit 0:3.

Auch Aaron Hunt hatte 2014 in Nürnberg selbst erfolgreich versucht, einen Elfmeter bei Schiedsrichter Manuel Gräfe zu schinden. Allerdings demonstrierte er anschließend, wie man mit der eigenen, instinktiven Unfairness auch umgehen kann. Er zeigte die Schwalbe an, und kommentierte seine Entscheidung später bei Sky: „Ich habe eingefädelt und wollte den Elfmeter provozieren. Ich habe mit mir gekämpft, aber so wollen wir kein Spiel gewinnen.“

RB Leipzigs Eiertanz in der Schwalben-Kommunikation

Mit der entsprechenden Haltung hätte Timo Werner wohl auch verhindern können, dass ihn die Schwalben-Debatte bis zum Spiel in Ingolstadt begleitet. Nach dem Abpfiff in Schalke hatte er zunächst von einem Foul durch Naldo gesprochen, während sein Trainer anderer Meinung war. Erst im späteren Verlauf gab auch Werner die Schwalbe zu, während Ralf Rangnick seinen „Ziehsohn“ immer noch verteidigte.

Vielleicht ist das etwas viel verlangt von einem 20-jährigen Jungprofi. Dass Stürmer den Kontakt suchen, sich fallen lassen, in Sekundenbruchteilen instinktiv agieren – geschenkt. Sicherlich helfen würde ein geringerer Aufschrei. Die permanenten Tricksereien auf dem Platz gehören ebenso zum Sport, wie die geforderte Fairness.