RB Leipzig„Unpolitische Rolle einnehmen”: Rangnick will keine Politik im Fußball
In Deutschland, vor allem in Sachsen, brodelt es in diesen Wochen politisch und gesellschaftlich. Doch Bundesligist RB Leipzig will keine politische Position beziehen, wie Trainer und Sportdirektor Ralf Rangnick betonte. Von Ullrich Kroemer.
Ralf Rangnick kann mit der wirren politischen Situation dieser Tage nichts anfangen. Wie der RB-Trainer am Donnerstag bei der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen Hannover 96 berichtete, habe er sich nach den Tagesthemen am Mittwochabend gefragt: „Passiert irgendwo auf der Welt auch was Positives?”
Ralf Rangnick: „Aus politischen Positionen heraushalten”
Doch die Macht des Fußballs beziehungsweise die Strahlkraft des Bundesligisten RB Leipzig mag Rangnick nicht aktiv einsetzen, um Zeichen zu setzen und politisch Stellung zu beziehen. „Der Fußball kann grundsätzlich viel zusammenbringen, auch Themen einen, die sonst schwierig zu vereinen sind”, sagte Rangnick, betonte aber: „Dazu muss Fußball aber versuchen, sich aus politischen Positionen herauszuhalten. Fußball sollte sich weiterhin dieser Funktion bewusst bleiben; dazu gehört, eine unpolitische Rolle einzunehmen.”
Nur dann könne „Fußball viel dazu beitragen, dass sich Fronten wieder schließen oder Dinge, die nicht so laufen, wieder zusammenbringen lassen”. Politische Statements auf eigene Initiative, wie sie etwa Eintracht Frankfurts Klubpräsident Peter Fischer mit seinem Eintreten gegen die AfD oder andere Bundesligisten abgeben, indem sie die Kampagne „Nazis raus aus den Stadien” unterstützen, wird es bei RB Leipzig seitens der Klubführung auch künftig nicht geben. Im Frühjahr hatte RB Leipzig ein Testspiel gegen den Regionalligisten SV Babelsberg, der die Kampagne initiiert hatte, wieder abgesagt.
Bereits 2017 hatte der Leipziger Klubvorstand Oliver Mintzlaff der Mitteldeutschen Zeitung gesagt, dass RB Leipzig für seine „vielfältige Fankultur und Meinungsfreiheit bekannt“ sei. „Dennoch werden wir Banner mit politischen Aussagen im Stadion nicht genehmigen, dafür sind ein Stadion und Fußballspiel nicht gedacht.“ Nach seiner Einschätzung werde das auch „vom Großteil der Fans geteilt und geschätzt“.
Rangnick: „Wir lassen uns nicht vor jeden Karren spannen”
Auch kleine symbolische Zeichen, wie etwa eine regenbogenfarbene Kapitänsbinde als Zeichen für eine vielfältige, offene Gesellschaft, sind für Rangnick kein Thema. Konkret darauf angesprochen, sagte der 60-Jährige: „Grundsätzlich muss man im Fußball schauen, dass man sich nicht vor jeden Karren spannen lässt. Die Mannschaft hat eine klare Meinung, zeigt die auch und setzt sich sozial sehr stark ein”, so Rangnick, der noch einmal bekräftigte: „Aber wir lassen uns nicht vor jeden Karren spannen.”
Ob das Eintreten für Grundrechte und Demokratie mit dem sprichwörtlichen Karren zu vergleichen ist, den ein Klub wie Rasenballsport nicht ziehen vermag, auch darüber wird an diesem Donnerstagabend im Theater der Jungen Welt (TdJW) in Leipzig diskutiert. Organisiert von Theater und den Rasenballisten – ultraaffine Fangruppe von RBL – diskutiert Moderator Ronny Blaschke unter anderem mit Jörg Gernhardt (Vizepräsident des Sächsischen Fußball-Verbandes), Christian Lippold (Stellvertretender Vorstandsvorsitzender des SV Babelsberg 03), Andreas Siegert (Zentrum für Sozialforschung Halle e.V.) und einem Fanvertreter. Thema der Podiumsdiskussion (Beginn: ca. 21.10 Uhr nach dem Theaterstück „Juller”): „Politik hat im Stadion nichts zu suchen?!”
RB Leipzig lehnt Teilnahme an Podiumsdiskussion ab
Übrigens: Ein Vertreter von RB Leipzig war für den Abend ebenfalls angefragt. Doch der Klub sagte mit der Begründung ab, man wolle sich auch künftig nicht an politischen Debatten im Fußball beteiligen.