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RB LeipzigRB Leipzig gegen Liverpool: Pro & Contra zum Heimspiel in Budapest

Von Thomas Fritz, Ullrich Kroemer 10.02.2021, 07:48
Viel kritisiertes Spiel im Budapester Tempel: RB lädt zum „Heimspiel” gegen den FC Liverpool in der Puskas-Arena.
Viel kritisiertes Spiel im Budapester Tempel: RB lädt zum „Heimspiel” gegen den FC Liverpool in der Puskas-Arena. imago/Sven Simon

RB Leipzig empfängt am 16. Februar den FC Liverpool im Achtelfinalhinspiel der Champions League  an ungewohnter Stelle. Die Partie wird in der Puskás-Arena in der ungarischen Hauptstadt Budapest ausgetragen. Der Grund: Laut den deutschen Corona-Beschränkungen ist die Einreise aus Großbritannien nach Deutschland bis mindestens 17. Februar untersagt. Auf der Insel grassiert eine besonders ansteckende Mutation des Virus.

Notgedrungen verlegte RB die Partie ins Heimatland von Schlussmann Peter Gulacsi, wo die Ein- und Ausreise für Profisportler aktuell laxer gehandhabt wird. Es folgte harsche Kritik aus Teilen der Politik. Die RBlive-Reporter Ulli Kroemer und Thomas Fritz debattieren an dieser Stelle Pro und Contra der Ungarn-Reise.

Pro von Ullrich Kroemer: Kritik an den Klubs ist scheinheilig

In einem Punkt haben Lars Klingbeil, Karl Lauterbach & Co. Recht. Natürlich sind Reisen nach Budapest der Teams aus Leipzig und Liverpool, Mönchengladbach und Manchester derzeit überflüssig, unangebracht und schwer zu vermitteln. Die verschärften Einreise-Verordnungen der Länder haben einen regelrechten Run auf Ausweich-Spielorte in ganz Europa hervorgerufen. ManUnited und San Sebastian spielen in Turin, Hoffenheim und Molde in Spanien, undsoweiter. Munterer Europapokal-Tourismus, als sei gerade Trainingslager-Testspielzeit in der Vorbereitung.

Die Einreiseverbote, die die Regierungen auch für vielfach getestete Profiklubs durchgedrückt haben, werden gerade zum Bumerang. Statt relativer Sicherheit durch die eingespielten Abläufen in den Blasen der Klubs sorgen die Verbote nun für erhöhtes Infektionsrisiko in Stadien, Hotels und auf Flughäfen. Eine Entwicklung, die man auch ohne hellseherische Kräfte hätte vorhersehen können.

Politik und Uefa hätten für klare Verhältnisse sorgen müssen

Doch jetzt den Klubs anzulasten, dass sie den Wettbewerb aufrecht erhalten, ist scheinheilig. Was hätten die Vereine denn nach Meinung der empörten Sozialdemokraten tun sollen? Die Spiele auf Eigeninitiative absagen und somit abschenken?

Es wäre Sache der Politik und der europäischen Fußball-Union (Uefa) gewesen, für klare Verhältnisse zu sorgen. Logisch wäre gewesen, dem Fußball die Sonderrolle, die er seit dem vergangenen Frühjahr genießt, auch aktuell weiterhin einzuräumen, Ausnahmen zu machen und Einreisen der dauergetesteten Spieler und Trainer zu ermöglichen – möglicherweise unter noch strengeren Auflagen. Oder aber die Uefa hätte ihre Wettbewerbe unterbrechen beziehungsweise mit anderem Modus fortführen müssen, so wie im Sommer beim Finalturnier in Lissabon. So wurden Probleme und Kritik auf die Vereine abgewälzt. Das aktuelle Stadionhopping ist jedenfalls ein untragbarer Zustand, der nur noch durch polemische SPD-Wahlkampf-Aussagen übertroffen wird.

Contra von Thomas Fritz: Champions League für ein paar Monate unterbrechen

Aus Sorge vor der Weitverbreitung der ansteckenderen britischen Variante des Coronavirus werden Bundesregierung und Ministerpräsidenten den Lockdown in Deutschland bis mindestens März verlängern. Der Virologe Christian Drosten warnte kürzlich vor einer dritten Welle mit 100.000 Neuinfektionen – sollte zu schnell und zu viel gelockert werden.

Genau in dieser kritischen Phase der Pandemie jetten RB Leipzig und der FC Liverpool nach Budapest, um ihr Achtelfinalhinspiel auszutragen. Die Entscheidung mag aus Sicht der Vereine – sportlich und wirtschaftlich – nachvollziehbar sein. In Sachen Vorbildwirkung sendet der Trip ein fatales Signal an viele (junge) Fans. Und eine fragwürdige Botschaft: Der Profifußball legt die bestehenden Corona-Regelungen äußerst großzügig aus.

Keine absolute Sicherheit durch negative Tests

Ja, die Kicker haben sich einem strengen Testregime unterworfen und sind offenbar kein Treiber der Pandemie. Eine Garantie für absolute Sicherheit ist das nicht. Fälle von Profis, die direkt vor Spielen negativ und und kurz darauf positiv getestet wurden, belegen das. Die PCR-Tests, die RB vor der Einreise nach Ungarn und vor der Rückfahrt nach Deutschland vorgezeigen müssen, schlagen nicht sofort nach einer Ansteckung an. Es ist also theoretisch möglich, dass ein Mitglied der RB-Delegation das Virus einfängt und die hierzulande schon vorhandene, hochansteckende Briten-Mutante unbewusst weiter verbreitet.

Für die Vorsitzende des Sportausschusses im Bundestag, Dagmar Freitag (SPD), steht Deutschland in der Pandemie-Bekämpfung an einem fragilen Punkt. „Der Fußball tut dennoch so, als habe er mit all dem nichts zu tun“, sagte sie. Wo ist sie hin – die bei vielen Fußball-Funktionären zu Beginn der Pandemie beschworene neue Demut? Der Fußball wolle keine Sonderrolle einnehmen, sagte auch RB-Geschäftsführer Oliver Mintzlaff. 

Reisen verstoßen gegen den Geist der Corona-Politik

Die eleganteste Lösung wäre es gewesen, die Champions League angesichts der neuen Pandemie-Dynamik für zwei, drei Monate zu unterbrechen - und dann ein neues Finalturnier zu veranstalten. Das Stadion-Hopping, das RB, Mönchengladbach und weitere Vereine jetzt durch das Nichthandeln der Uefa betreiben (müssen), verstößt gegen den Geist der Anti-Corona-Maßnahmen. Und ist ethisch-moralisch fragwürdig. Mit Demut hat das alles wenig zu tun. 

(RBlive/ukr/fri)

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