"Wir scheißen auf Ballbesitz" Matthäus und Effenberg kritisieren Tedesco
Die Augen der Kritiker sind bei RB Leipzig auf Domenico Tedesco gerichtet, weil seine Mannschaft im richtungsweisenden Spiel gegen Frankfurt unter die Räder kam und die Vereinsführung bereits zuvor Ergebnisdruck signalisierte.
Nachdem Oliver Mintzlaff im Vorjahr Jesse Marsch absetzte und mit Domenico Tedesco einen vielseitigen Trainer installierte, waren die Lobeshymnen riesig. Den Spielern gefiel der wiedergewonnene Ballbesitz und das Team holte den DFB-Pokal, spielte mit 36 eingefahrenen Punkten die stärkste Rückrunde der RB-Geschichte. Nur drei Monate später ist die Stimmung im Keller, der Saisonstart versemmelt.
Abenteuerlich, attraktiv, aggressiv und schnell: So hatte Marsch RB Leipzig verloren
Der Ex-Weltfußballer und heutige TV-Experte Lothar Matthäus schoss sich bei Sky90 auf den Spielstil des Trainers ein. Wie RB Leipzig die Kehrtwende schaffen soll? "Offensiv. Wir scheißen auf Ballbesitz, auf Deutsch gesagt. Wir wollen abenteuerlich spielen, attraktiv, aggressiv und schnell", so Matthäus. Er erinnerte auch daran, dass das vertikale, risikoreichere Spiel dem Hauptsponsor Red Bull besser gefiele. Beachtete dabei aber wohl nicht, dass vor einem knappen Jahr Tedescos Vorgänger mit dieser Zielstellung baden ging.
Effenberg war "schwer enttäuscht"
Im Gegensatz zur letzten Rückrunde, als Leipzig aus dem Tabellenkeller kam, sieht Matthäus einen Unterschied in der Teamchemie. Mittlerweile sei Unruhe eingekehrt und nur der Trainer "verantwortlich, dass er die ganze Mannschaft hinter sich bringt." In dieselbe Kerbe schlug auch Stefan Effenberg, früher Teamkollege von Matthäus. Er sei "schwer enttäuscht" von der Leistung im Spiel gegen Frankfurt, schreibt er in seiner Kolumne bei Sport1. Als Grund sieht auch er: "Wie es ausgesehen hat, erreicht Domenico Tedesco seine Mannschaft nicht mehr."
Unruhe im Team: Hilft ein neuer Sportdirektor?
Wie es intern aussieht, wissen beide nicht. Spieler wie Marcel Halstenberg stärken Tedesco öffentlich. Mit seinem taktischen Ansatz hatte er einst die spielfreudigen des Kaders auf seine Seite bekommen. Aber die ausgeschlagene Vertragsverlängerung einerseits und der Druck von Oliver Mintzlaff nach dem Remis gegen den 1. FC Köln sprechen Bände. Effenberg denkt, dass die Installation von Max Eberl als Sportdirektor Ruhe bringen könnte. "Den Leipzigern würde es guttun, eine bessere Kommunikation zwischen den einzelnen Ebenen Mannschaft, Trainer und Führung herzustellen."
Siegpflicht zuhause gegen Donezk
Zur Zukunft des Trainers meint Matthäus unmissverständlich: "Jetzt kommt das Champions-League-Spiel, deswegen drückt man noch ein bisschen auf die Bremse. Aber es darf nicht mehr viel passieren." In anderen Worten: Verzockt RB auch den Auftakt in der Königsklasse, dürfte die Luft noch viel schneller dünn werden.