Coronapolitik Keine Lockerungen für Fans in Sicht: Bund und Länder halten an Zuschauerverboten fest
Die Ministerpräsidenten machen keine konkreten Angaben über ein mögliches Ende der Maßnahmen. Fußball geht zusehends auf die Barrikaden.
Die Vereine der Fußball-Bundesliga und anderer deutscher Profiligen müssen weiter auf eine große Zahl von Fans verzichten. Bei ihren Beratungen schlossen der Bund und die Länder am Montag derzeit Lockerungen von Corona-Auflagen aus. Damit bleibt es in den Profiligen im Fußball, Handball, Basketball oder Eishockey weitgehend bei Geisterspielen.
Kanzler Scholz will "Kurs halten"
Man müsse "unverändert vorsichtig" bleiben, sagte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) am Montagabend nach den Beratungen mit den Ministerpräsidentinnen und -präsidenten der Länder. Noch sei unklar, wie sich die Pandemie weiter entwickeln werde. Man werde bei Bedarf die notwendigen Entscheidungen treffen. Wann, das sagte er nicht. "Jetzt aber gilt erst mal: Kurs halten!"
Hoffnung auf eine baldige Änderung machte die Politik den Vereinen nicht. "Bund und Länder werden Öffnungsperspektiven entwickeln für den Moment, zu dem eine Überlastung des Gesundheitssystems ausgeschlossen werden kann", hieß es eher allgemein in dem veröffentlichten Beschlusspapier.
Vor dem Treffen von Bund und Ländern hatten die wichtigsten deutschen Profiligen in einem Schreiben an das Kanzleramt und die Ministerpräsidenten ein Ende von Pauschalverboten gefordert. Ab Anfang Dezember hatte es eine Höchstgrenze von 15 000 Fans gegeben, ehe am 21. Dezember beim bislang letzten Gipfel quasi der Fan-Ausschluss beschlossen wurde.
Mintzlaff: "Ich kann das nicht nachvollziehen"
Die Länderchefs einigten sich am Montag zumindest darauf, dass die Staats- und Senatskanzleien bis zum 9. Februar eine einheitliche Regelung für überregionale Großveranstaltungen vereinbaren sollen. "Darüber haben sich die Ministerpräsidentinnen und -präsidenten intensiv unterhalten und sind zu dem gemeinsamen Ergebnis gekommen, dass sie dort auf gemeinsame Zahlen und Werte kommen werden", sagte Scholz zu dem Punkt.
Bayerns Ministerpräsident und CSU-Chef Markus Söder hatte sich zuletzt dafür eingesetzt, im Profisport bald wieder Zuschauer zuzulassen, und notfalls einen Alleingang Bayerns angekündigt.
Aktuell gelten für die Zulassung von Zuschauern unterschiedliche Höchstgrenzen in den Ländern: In Bayern, Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen dürfen derzeit überhaupt keine Fans in die Arenen. Dagegen spielte beispielsweise der Fußball-Drittliga-Tabellenführer 1. FC Magdeburg am vergangenen Sonntag gegen den TSV Havelse vor 13 385 Zuschauern. Das ließ die Verordnung in Sachsen-Anhalt zu, nach der die Stadien bis zu 50 Prozent gefüllt werden dürfen.
RB Leipzigs Geschäftsführer und Vereinsvorstand Oliver Mintzlaff hat vor den Beratungen noch einmal einen klaren Appell an die Politik gerichtet. "Uns ist schon klar, dass wir noch in einer Pandemie sind", sagte er. "Aber ich hoffe, dass sich jetzt alle ausreichend Zeit nehmen und das auch mal vernünftig analysieren."
Gesunder Menschenverstand gefragt
Vieles sei für ihn nicht mehr nachvollziehbar, betonte Mintzlaff. Zum Beispiel, "dass der Fußball immer für alles herhalten muss. Das ist für mich ein stückweit Symbolpolitik, die hier veranstaltet wird. Es gibt Opern, die sind voll mit 100 Prozent Auslastung – indoor."
Er hoffe auch, "dass der Bundesgesundheitsminister nicht nur in den TV-Shows ist, sondern, dass er sich natürlich auch die Konzepte hier anschaut, die die Bundesliga vorlegt und dann bin ich davon überzeugt, dass wir mit gesundem Menschenverstand hier auch ohne Probleme mit 2G-Plus 50 Prozent oder 40 Prozent füllen können", erklärte Mintzlaff.