RB LeipzigBevorzugtes Impfen für Fußballer? RB Leipzigs Julian Nagelsmann behält Meinung für sich: "Ist eher ein Arztthema"
Sportler, Funktionäre, Gesundheitspolitiker und Wissenschafler: Auf Bayern Münchens Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge prasselte nach seinem Impf-Vorstoß von allen Seiten Kritik ein. Der Vorwurf: Er wolle seine Spieler bevorzugt behandeln lassen und im Impfprozess vorziehen.
Rummenigge hatte dem Internetportal "Sport1" gesagt, dass Fußballprofis Vorbilder bei der Impfung gegen das Coronavirus sein könnten. "Lässt sich beispielsweise ein Spieler des FC Bayern impfen, wächst das Vertrauen in der Bevölkerung", sagte er und betonte: "Wir wollen uns überhaupt nicht vordrängen, aber Fußballer könnten als Vorbild einen gesellschaftlichen Beitrag leisten."
Was meint RB Leipzigs Trainer Julian Nagelsmann zu dem umstrittenen Vorstoß. "Was man bei RB davon hält, weiß ich nicht", sagte Nagelsmann auf der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen den FC Augsburg. "Ich glaube das ist eher ein Arztthema." Er sei kein Fachmann im Bereich des Impfens und der Medizin. Beim Impfen hätten viele Menschen unterschiedliche Meinungen. "Ich habe meine eigene, die ich für mich behalte und die ich bei meiner Familie anwende", so Nagelsmann. Im Fußball sollten Leute diese Entscheidungen treffen, die sich damit befassen und auskennen.
Bevorzugte Impfung von Profisportlern "zutiefst unsozial und moralisch nicht zulässig"
Die SPD-Sportpolitikerin Dagmar Freitag hatte die gute Absicht Rummenigges infrage gestellt und dem Bayern-Boss wie der Sportsoziologe Gunter Gebauer Eigennutz unterstellt. "In Wirklichkeit steckt hinter einer solchen Äußerung ja auch die schlaue Idee, die Profi-Fußballer des FC Bayern sollten privilegiert behandelt und im Impfprozess vorgezogen werden", sagte Gebauer am Mittwoch der ARD-"Sportschau". Eine bevorzugte Impfung von Profisportlern fände Gebauer "zutiefst unsozial und moralisch nicht zulässig".
Freitag, Vorsitzende des Bundestag-Sportausschusses, sagte im Interview mit RTL/ntv: "Jetzt aber sieht es aus, als wolle er vor allem seine Probleme lösen, denn wir wissen ja, dass aktuell zwei Spieler wegen Corona-Infektionen nicht nach Katar mitgeflogen sind." Der Hintergrund sei also vermutlich eher, "gesunde Spieler zu haben und nicht, die Impfbereitschaft in unserem Land zu erhöhen".
Bayern-Coach Hansi Flick äußert sich zurückhaltend zu Corona-Impfungen
Zurückhaltend äußerte sich Trainer Hansi Flick zum Vorstoß von Rummenigge. "Wir wissen alle, dass erst mal andere Menschen Priorität haben und dass wir uns hinten anstellen müssen und werden. Es ist wichtig, dass man erst mal die Risikogruppen dran nimmt", sagte der 55-Jährige am Rande der Club-Weltmeisterschaft in Katar.
Fortuna Düsseldorfs Vorstandsmitglied Klaus Allofs lehnt eine Sonderrolle für Fußballprofis bei der Impfung gegen das Coronavirus ab. "Nein, unsere Gesellschaft ist schon gespalten genug. Dafür gibt es auch überhaupt keinen Anlass", sagte Allofs der "Rheinischen Post" (Donnerstag). Borussia Dortmunds Sportdirektor Michael Zorc pflichtet ihm bei. "Kein Fußballer - allesamt junge und gesunde Menschen - sollte älteren Menschen oder Pflegekräften, Polizisten und Lehrern eine Impfung zum jetzigen Zeitpunkt wegnehmen", sagte der 58-Jährige.
Christoph Kramer von Borussia Mönchengladbach würde sich impfen lassen
Fußballprofi Christoph Kramer steht einer Impfung gegen das Coronavirus dagegen aufgeschlossen gegenüber und sieht dadurch auch eine Vorbildwirkung. "Wenn mir eine Impfung angeboten würde, würde ich sie nehmen", sagte der 29 Jahre alte Mittelfeldspieler von Borussia Mönchengladbach in einem Sport1-Interview. "Ich vertraue dem Land, in dem ich lebe, sehr. Wenn ein Impfstoff in Deutschland auf den Markt kommt, habe ich ein gutes Gefühl", fügte der Weltmeister von 2014 hinzu.