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RB LeipzigBundesliga bei RB Leipzig zwischen Bolzplatz und Labor – Nagelsmann: Diese Risiken und Chancen bietet die Geisterkulisse

Von Ullrich Kroemer 14.05.2020, 12:59
„Auf dem Bolzplatz waren auch keine Zuschauer da, da wollte man auch einfach immer nur gewinnen”: Julian Nagelsmann.
„Auf dem Bolzplatz waren auch keine Zuschauer da, da wollte man auch einfach immer nur gewinnen”: Julian Nagelsmann. imago/Hartmut Bösener

Die Schüsse werden dumpf durchs leere Leipziger Stadion hallen, die Rufe von Spielern und Trainern grell durch die Arene gellen. Für die Spieler wird das erste Bundesliga-Geisterspiel mit Beteiligung von RB Leipzig an diesem Samstag gegen Freiburg (15.30 Uhr) eine emotionale Herausforderung und der Start zu einem unfreiwilligen, aber bislang einmaligen Experiment.

„Die Motivation durch die Fans fällt komplett weg. Das ist ein Risiko und eine Aufgabe, sich dem zu stellen, dass man sich selbst und andere durch seine Spielweise emotionalisiert und sich gegenseitig pusht”, sagte Trainer Julian Nagelsmann. Im Training habe er bereits diejenigen Kicker identifiziert, die sich auch ohne Fans maximal selbst antreiben können. 

Die Spieler sollten sich an ihre Anfänge als Nachwuchskicker erinnern, „als wir der Sache wegen begonnen haben, Fußball zu spielen. Auf dem Bolzplatz waren auch keine Zuschauer da, da wollte man auch einfach immer nur gewinnen”, sagte Nagelsmann.

Nagelsmann über Geister-Fußball: „Da kann jeder an seiner Persönlichkeit arbeiten”

Gleichzeitig biete die Geisterkulisse auch eine Chance, so der Ausnahmetrainer. „Ich kann mich komplett auf den Inhalt konzentrieren, Situationen, die sonst auch durch die 50.000 in den Stadien aufgebauscht werden, fallen weg. Man kann Situationen ganz nüchtern betrachten, sich inhaltlich fokussieren.” Die Spieler hätten „die große Chance, sich beim Coaching weiterzuentwickeln. Auch jüngere oder nicht so laute Spieler werden jetzt Gehör finden. Da kann jeder an seiner Persönlichkeit arbeiten”, so der 32-Jährige.

Fußball also mit Bolzplatz-Mentalität unter Laborbedingungen. Zuletzt hatte Nagelsmann angekündigt, dass die Spiele taktischer werden könnten. Nun sagte der Fußballlehrer: „Der Fußball wird nicht schlechter, er wird weniger emotional.” Der Geisterkick zwischen Dortmund und Paris zeigte: Es gab mehr Netto-Spielzeit, weniger Fouls und Provokationen und Zweikämpfe. „Ich kann mir vorstellen, dass ähnliche Werte auch bei den ausstehenden neun Bundesliga-Spieltagen zustande kommen”, sagte Nagelsmann.

„Keine Glanzleistung, aber auch nicht herumlaufen wie ein Hühnerhaufen”

Konditionell, das betonten die RB-Verantwortlichen zuletzt immer wieder, sei das jüngste Team der Liga gut auf den Wiederbeginn vorbereitet. Inhaltlich-taktisch frischte Nagelsmann vor allem in den vergangenen 14 Tagen vieles in Videositzungen auf. „Gerade bei Spielern, die mit viel Instinkt spielen, muss man die taktischen Details wiederholen”, sagte der Bayer. „Ich habe aber nicht den Eindruck, dass wir taktisch Rückschritte gemacht haben. Wir werden Samstag vielleicht nicht die größte Glanzleistung abliefern, aber auch nicht herumlaufen wie ein Hühnerhaufen. Wir werden gut geschultes Personal auf dem Acker haben, das das Spiel aber auch emotional gewinnen muss und nicht nur taktisch.”

Gerade gegen die kampfstarken Freiburger muss RB auch athletisch und hinsichtlich des Willens dagegenhalten. Ein Torefestival erwartet Nagelsmann jedenfalls nicht: „Wenn man lange nicht gespielt hat, dann stellt man sich eher hinten rein. Ich glaube, dass es in den ersten Spielen um das Verteidigen gehen wird”, sagte der 32-Jährige. Man müsse nicht immer vier oder mehr Tore schießen. Ihm reiche auch ein 1:0. (RBlive/ukr/mit dpa)