Chancenwucher im "bernabeu" Lattenlupfer in der Nachspielzeit: RB verpasst gegen Real die Sensation nur knapp
RB Leipzig hatte den Sieg mehrfach auf dem Fuß, scheiterte aber letztendlich an der mangelnden Chancenverwertung.
Madrid - RB Leipzig hat die Sensation verpasst, sich im Rückspiel im Champions-League-Achtelfinale bei Real Madrid für die nächste Runde zu qualifizieren. Die Sachsen waren mit der Bürde eines 0:1 aus dem Hinspiel nach Spanien gereist - und spielten dort mit ein wenig Pech nur 1:1 (0:0). Sie hätten ein Tor mehr als der spanische Tabellenführer schießen müssen.
Keine Überraschungen in der Startelf
Letztendlich scheiterten die Gäste aus Alemania nicht am Gegner, sondern an der mangelnden Chancenverwertung. 19 zu zehn Torschüssen standen am Ende für RB in der Statistik. Mehrfach hatten sie den zweiten Treffer auf dem Fuß.
Trainer Marco Rose hatte sein Personal perfekt eingestellt. Dafür brachte er keinen Kniff bei der Aufstellung, die keine Überraschungen enthielt. Wieso auch, seine erste Elf war die Antwort auf die Frage: Wie bei Real Madrid mindestens ein Tor mehr schießen, als der Gegner, der in dieser Saison erst einmal zu Hause kein Tor geschossen hat - November beim 0:0 gegen Vallecano.
In der Offensive stellten sich Dani Olmo, Xavi Simons, Benjamin Sesko und Lois Openda von allein auf. Spannender war die Besetzung der Viererkette, weil mit Lukas Klostermann (verletzt) und Mo Simakan (gelbgesperrt) vor allem Geschwindigkeit fehlte. Gegen einen Raketenspieler wie Vinicius Jr. ein Nachteil.
Sesko und Openda frei vor Lunin
Hätte man denken können, war aber bis zur Pause nicht so, weil das Team von Trainer Carlo Ancelotti nie auf Speed-Temperatur kam. Als Schiedsrichter Davide Massa die Mannschaften in die Kabinen entließ, folgte dem "weißen Ballett" ein Pfeifkonzert.
Der Unmut der Madrider Fans war das untrügliches Zeichen, dass die Partie der Hausherren, die mit einem 1:0-Polster aus dem Hinspiel in ihrem neugebauten Wohnzimmer-Tempel auftraten, drohte, sich in die falsche Richtung zu entwickeln. Real hatte in den ersten 45 Minute keine einzige Torchance.
Die hatten dafür die Gäste aus Sachsen, die zur Pause locker hätten führen können, wenn sie die Räume, die ihnen der spanische Tabellenführer anbot, mit mehr Mut und Zuversicht genutzt hätten. Die erste Gelegenheit ergab sich für Sesko. Der Slowene wurde von Olmo steil geschickt, tauchte plötzlich vor Real-Keeper Andrej Lunin auf, schien aber irritiert, dass er so allein auf den Ukrainer zulaufen konnte - und schoss den Schlussmann an (10.).
Real gegen RB: null Torgefahr
Die Szene wurde wegen Abseits abgepfiffen. Doch wer weiß, was der VAR herausgefunden hätte. Drei Minuten später war mit einem Mal Openda allein auf weiter Flur, er schien ähnlich ungläubig wie Sesko und säbelte den Ball meilenweit am Tor vorbei (13.).
Wieder drei Minuten darauf hatte der Belgier erneut das Tor auf dem Fuss, diesmal verzog er seinen Schuss mit dem linken, schwächeren Bein knapp am langen Pfosten vorbei (16.).
Aber der 35. Minute ertönten die ersten Pfiffe von den Rängen des "Bernabeu", das mit 80.000 Zuschauern proppegefüllt war, darunter 4200 Leipziger Fans, die zu diesem Zeitpunkt bereits zu tanzen begannen. Es schien alle eine Sensation möglich, denn Real entwickelte null Torgefahr.
Tätlichkeit gegen Orban
Kurz vor der Pause hatte Xavi die nächste Chance auf das 1:0, seinen Schuss wehrte Lunin ab (41.). Die darauf folgende Ecke hämmerte Openda ans Außennetz (42.).
Ancelotti, vermutlich ganz der vornehme Signore, schien sein Personal nicht aus dem Tiefschlaf bekommen zu haben, denn Real, obwohl nun durch Rodrygo (für Camavinga) in der Offensive verstärkt, begann die zweite wie die erste Hälfte. RB hingegen war wach und hatte die nächste Gelegnheit durch einen Olmo-Freistoß, der allerdings in der Mauer landete (48.)
In der 54. Minute wurde es hektisch. Vinicius Jr., bereits auf Krawall-Temperatur, griff Willi Orban im Rücken des Unparteiischen an die Gurgel und legte ihn auf den Rasen. Eine klare Tätlichkeit, die Massa mit Rot hätte quittieren müssen. Der aber zeigte ihm ohne VAR-Konsultation lediglich Gelb.
Orban köpft den schnellen Ausgleich
Es dauerte bis zur 63. Minute, ehe Real Madrid sein erste Torchance verzeichnet, Rodrygo schoss aus spitzem Winkel mit RB-Schlussmann Peter Gulacis Hilfe ans Außennetz. Kurz darauf fiel der völlig unerwartete Treffer für die Madrilenen. Einen Konter über Toni Kroos spielte Jude Bellingham Vinicius Jr. in die schnellen Füße, der nicht fackelte und aus elf Metern unhaltbar zum 1:0 traf (66.).
Sofort aber hatte Xavi das 1:1 auf dem Fuß, Aurelien Tchouameni schmiss sich noch in seinen Schuss, der auf dem Weg ins Tor gewesen war (67.). Kurz darauf fiel der fast schon zwangsläufige Treffer zum 1:1. Orban köpfte eine Raum-Flanke ins Toreck (68.).
RB war jetzt dran am wichtigen zweiten Treffer. Erst köpfte Openda eine Flanke aus guter Position einem Madrider an den Körper, wenig später schoss Sesko aus der Ferne, allerdings Lunin in die Arme (beide 74.). Noch war Zeit, noch hing die Sensation in der Luft des Bernabeu.
Olmo an die Latte
Olmo hatte die nächste Chance, verzog seinen Schuss aber um Meter (77.). Langsam wurde es eng mit der Zeit - auch weil RB seine Chancen nicht nutzte. Die nächste ergab sich wieder für Orban, der eine Ecke knapp vorbeiköpfte (81.).
Langsam ging den Leipziger aber auch die Kraft aus - und es fehlte am Ende auch ein bißchen das nötige Glück. Den Schlusspunkt der Partie setzte Olmo mit einem Lupfer an die Latte (90.+2).