Chancenverwertung "Keine effektive Phase": RB schiebt Frust nach knappem Sieg
Nach dem unnötig knappen 2:1-Sieg gegen Heidenheim ließ sich auch Marco Rose zu einem kleinen Tänzchen hinreißen. Den Klängen von Bob Marleys "Three little birds" konnte der offenbar rhythmusfeste Trainer nicht widerstehen, zumal die Songauswahl in der Kabine bestens zur Stimmung bei RB Leipzig passte. Das 2:1 gegen den Aufsteiger sorgte zunächst für große Erleichterung und in den kommenden Wochen vielleicht für etwas mehr Entspanntheit.
RB-Coach Rose: Alles wird gut
"Es fällt uns im Moment nicht so leicht, Spiele zu gewinnen", sagte Rose. Man sei nicht in der effektivsten Phase. "Ich bin mir sicher, wenn wir weiter arbeiten, dann werden uns die Dinge wieder leichter vom Fuß gehen, als es im Moment ist." Roses zentrale Botschaft war mit der wichtigsten Zeile des Klassikers von Jamaikas Musik-Ikone praktisch identisch: Alles wird gut.
In den vergangenen Wochen war es vor allem zäh. Nur zwei Siege aus sechs Pflichtspielen passen weder zum Selbstverständnis noch zu den Zielen von RB. Nervend kam hinzu, dass man nie so richtig schlecht spielte. Grundsätzlich war auch der Auftritt gegen Heidenheim ein gutes Spiel - mit zwei gravierenden Mankos, die bessere Gegner vermutlich zum Leipziger Nachteil verwertet hätten.
Das eine: Die RB-Kicker ließen in teilweise fahrlässiger Art und Weise Chancen ungenutzt. Sie hätten mindestens vier Tore schießen müssen. Der statistische Wert der "erwarteten Tore" lag allein bei 4,14. Heidenheim zeigte sich deutlich effektiver, weshalb das Spiel bis zum Ende spannend blieb. In der Nachspielzeit hatte Benedikt Gimber, der bereits für den Anschlusstreffer in den letzten Sekunden der Nachspielzeit vor der Pause verantwortlich gewesen war, tatsächlich den Ausgleich auf dem Fuß. Zur großen Erleichterung der Leipziger schoss der Verteidiger den Ball allerdings knapp über die Querlatte.
Schlager: "brutal schwer für den Kopf"
Der zweite Nerv-Faktor war das zu einfache Gegentor, nachdem sich Leipzig durch den Foulelfmeter von Loïs Openda (29.) und das Tor von Yussuf Poulsen (44.) einen verdienten Vorsprung heraus gespielt hatte. "Es ist kein gutes Gefühl, wenn du merkst, der Gegner spielt nicht gut, hat eine Chance und der Ball ist drin", sagte Mittelfeldspieler Xaver Schlager. "Das ist so, als ob man ständig lernt und trotzdem mit einer Fünf nach Hause kommt. Das fühlt sich einfach nicht gut an."
Der Österreicher beschrieb, wie schwer der Gegentreffer für den Kopf gewesen sei. "Brutal", sagte er und hob hervor, dass man sich dennoch nicht hatte davon herunterziehen lassen.
Die Werte sind alle nicht dramatisch. RB hat mit 31 Treffern die viertmeisten der Liga. RB hat mit neun Gegentoren die drittwenigsten der Liga. Bei der Chancenverwertung liegen die Sachsen mit 13,5 Prozent auf dem fünften Platz. Aber das spiegelt eben auch den Tabellenrang wieder. Platz vier, gewinnt Dortmund heute gegen Leverkusen, ist es Rang fünf.
Zu viele Spiele auf Messers Schneide
Die Meisterschaft ist im Ansatz kein Thema mehr, im Pokal ist man bereits ausgeschieden, in der Champions League könnte nach dem erreichten Achtelfinale Schluss sein: RB erwartet einer der Gruppensieger.
Für das Gehaltsgefüge, die Spielerwertdaten, die Einkaufspolitik ist die aktuelle Entwicklung Anlass zur Sorge. So viele Spiele auf Messers Schneide dürfen nicht sein, nicht bei derart vielen Chancen.
Am Wucher war diesmal auch Openda beteiligt, der sich bei Manchester City in der Champions League unter der Woche (2:3) mit zwei Toren aus zwei Chancen noch so hocheffektiv gezeigt hatte. Rose sieht dies in der Entwicklung des 23-Jährigen als normal an. Die Trefferquote ist gut, bei ein paar Themen schlummert noch Potenzial. "Wir reden da über Details, über den ersten Kontakt, über die Positionierung", sagte der 47-Jährige. "Dafür ist er auch hierhergekommen, um besser zu werden."
Trainer lobt Openda
Opendas Führung gegen Heidenheim war sein zehnter Treffer im 13. Bundesliga-Spiel. Insgesamt steht seine Leipziger Bilanz bei 14 Toren und 3 Vorlagen in 21 Spielen. Damit hat der über 40 Millionen Euro teure Zugang den Verkauf von Torschützenkönig Christopher Nkunku zum FC Chelsea bisher voll kompensiert.
"Ich glaube, dass er einen absoluten Mehrwert hat und das ist mir wichtig zu betonen", sagte Rose und holte aus dem knappen Sieg, der sich so frustrierend anfühlte, dennoch das Positive heraus: "Der Junge gibt uns so viel, er ist so unangenehm zu verteidigen. Er macht so viele Wege, ist so stark mit seinem niedrigen Oberkörperschwerpunkt, läuft Gegnern davon."