Erster Sieg beim FC Bayern RB feiert Champions-League-Quali in München
RB hat seine nächste Wegmarke in der Vereinsgeschichte geschafft. Die Rasenballsportler gewannen erstmals beim FC Bayern – und das mit zwei nicht ganz unwichtigen Nebeneffekten. Durch den Sieg ist der Tabellendritte kommende Saison sicher in der Champions League, zum sechsten Mal im siebten Bundesligajahr, und Borussia Dortmund hat am Sonntag die Chance, an den Bayern vorbei auf Rang eins zu springen und am kommenden Spieltag Deutscher Meister zu werden.
Der Hergang des Leipziger 3:1 war ein so feines Drama wie zuletzt vor einer Woche gegen Werder Bremen. Die Sachsen lagen nach äußerst schlechten 30 Minuten durch einen Treffer von Serge Gnabry 0:1 zurück (25.) und kämpften sich danach mit viel Klasse ins Spiel zurück. Konrad Laimer traf in der 64. Minute zum 1:1, anschließend entschieden zwei Elfmeter die Partie. Nach Foul an sich traf Christopher Nkunku zum 2:1 (76.), das 3:1 nach Handspiel von Noussair Mazraoui besorgte Dominik Szoboszlai (85.).
Zerfahrene erste halbe Stunde
In Spielen gegen die Bayern entscheidet nicht nur die Strategie, nicht das Matchglück allein, sondern auch die Verfassung der gegnerischen Spieler: Haben sie Mut, sind sie sicher am Ball, glühen sie? Das RB-Personal war bis zum 0:1 von alledem nichts. Fehlpässe reihten sich an Fehlpässe, das Gegenpressing klappte nicht, vor allem aber fehlte es an Ordnung. Jamal Musiala, Joao Cancelo und Thomas Müller bewegten sich geschickt in den Zwischenräumen der steifen RB-Reihen.
Dass es so lange mit dem ersten Treffer dauerte, lag daran, dass auch die Bayern vorsichtig agierten, immer mal wieder einen Gurkenpass einstreuten, und bei der ersten guten Gelegenheit, einer Vorlage von Musiala auf Müller nach einem Schnittstellenpass in den Leipziger Strafraum, an RB-Keeper Janis Blaswich scheiterten (18.).
RB über Rechts überfordert
Die Führung folgte aber auf dem Fuss, als Mo Simakan im zentralen Nirgendwo dem Ball hinterhersprintete, Konrad Laimer nur halbherzig seine Stelle einnahm und Serge Gnabry durch die entstandene Lücke an Willi Orban vorbei sprintete; von halblinks schoss er an den Innenpfosten, von dort drehte der Ball ins Tor (25.).
Marco Rose hatte es so gewollt. Der Coach des Tabellendritten hatte Simakan auf rechts aufgestellt, links in der Viererkette Marcel Halstenberg postiert und dafür das Energiebündel Benjamin Henrichs auf die Bank gesetzt. Im Sturm musste er auf den erkrankten Timo Werner verzichten, er ersetzte ihn durch den traurigen André Silva, zuletzt nur noch Bankdrücker.
RB legt das Staunen ab
Das Gegentor war aber offenbar notwendig, um die Leipziger Exkursionstruppe aus dem Staunen zu holen. Vom 0:1 an straffte sich das Team und kam zu zahlreichen guten Möglichgkeiten. Dominik Szoboszlai (Fernschuss), Christopher Nkunku (aus spitzem Winkel) und Dani Olmo (mit dem Kopf nach Halstenberg-Flanke) scheiterten aber an FCB-Schlussmann Yann Sommer (34., 35., 36.).
Es entwickelte sich bis zur Pause ein offener Schlagabtausch. Kingsley Coman köpfte knapp am RB-Pfosten vorbei (39.), Musiala schoss knapp daneben (40.), Szoboszlai schoss knapp übers Torkreuz (41.).
Laimer hämmert Ball zum Ausgleich ins Tor
In der Halbzeit nahm Rose den mit Cancelos Flankenläufern überforderten Simakan aus dem Spiel und ersetzte ihn durch Henrichs. RB war jetzt besser im Spiel, hatte immer mal wieder Kontrollphasen, die Spieler waren besser in den Räumen, das Pressing funktioinierte immer mal wieder. Torchancen ergaben sich aber keine, weil Nkunku nicht in sein Spiel kam und Olmo sich bei vielen Aktionen verzettelte.
Doch auch die Bayern kamen nicht mehr gefährlich vors Tor der Sachsen. Ein Schuss von Ex-RB-Profi Joshua Kimmich war die erste erwähnenswerte Aktion, sein Schuss rauschte aber um einige Meter am Tor vorbei (61.). Vier Minuten später stand es plötzlich 1:1.
RB nutzte einen Konter zum Ausgleich, Schütze nach einem zuvor noch abgeblockten Pass von Nkunku war ausgerechnet Laimer, der nach der Saison wohl zu den Bayern wechseln wird. Er hämmerte den Abpraller unters Tordach (65.).
Zwei Elfmeter entscheiden das Spiel
RB hatte die Bayern jetzt am Wickel. In der 75. Minute dribbelte Nkunku an seinem Landsmann Benjamin Pavard vorbei, ging nach einem Tritt auf die Fußzehe zu Boden – und bekam den Elfmeter. Er verwandelte mit einem Gewaltschuss zum 2:1 (76.).
Damit war die Partie gedreht, und RB zu diesem Zeitpunkt sicher in der Champions League. Jetzt hieß es, den ersten Sieg bei den Bayern über die Bühne zu bringen. Es war ein schweres Stück Arbeit. In der 81. Minute musste Blaswich gegen einen Schuss von Matthys Tel sein ganzes Können aufbieten. Auf der anderen Seite setzte Laimer Nkunku in Szene, Sommer verhinderte den Einschlag zum 3:1.
Bei der anschließenden Ecke flog der Ball gegen die Hand von Noussair Mazraoui, es gab den zweiten Elfer der Partie. Diesmal versenkte Szoboszlai den Strafstoß mit einem Gewaltschuss (86.). Damit war der Ausgang des Spiels sicher, RB in der Champions League – und die (noch) Meisterschaft offen.