„Jeden Stein umdrehen" Löw fordert „klare Entscheidungen für die Zukunft”
RB-Mitarbeiter Zsolt Löw hat eine ehrliche Saisonanalyse angekündigt, warnt aber davor, in Aktionismus zu verfallen. „Wir sehen den aktuellen Moment schwärzer als er ist”, sagte Löw bei seiner vorletzten Pressekonferenz als RB-Trainer.

Leipzig/ukr – In Pressekonferenzen vor einem letzten Spieltag wird üblicherweise auch die Bilanz einer Saison besprochen. Das war diesmal bei RB Leipzig anders. Zu viel ist offenbar gerade im Fluss, als dass Zsolt Löw öffentlich ins Detail gehen möchte und Gefahr läuft, seine Kompetenzen zu überschreiten. Der Interimstrainer nannte auch auf Nachfrage keinerlei konkrete inhaltliche Erkenntnisse der Krisen-Spielzeit der Leipziger, sondern bezog sein Fazit eher allgemein auf Umfang, Notwendigkeit und Klarheit der nötigen Entscheidungen, um den Karren wieder aus dem Dreck zu ziehen.
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„Sehen den Moment schwärzer als er ist”
Löw warb darum, nicht in Panik zu verfallen. „Wir sehen den aktuellen Moment schwärzer als er ist. Es gibt auch viele gute Dinge, die funktionieren”, betonte der 45-Jährige. „Aber natürlich müssen wir jeden Stein umdrehen und dort handeln, wo Handlungsbedarf ist. Doch ich warne vor Aktionismus. Wir brauchen Zeit, als Verein und Konzern, nüchtern und ohne Emotionen klare Entscheidungen für die Zukunft zu treffen.”
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Der Ungar weitete den Blick in den internationalen Fußball und schaute auf die Insel, wo mit Manchester United und Tottenham Hotspur derzeit zwei abgestürzte Topklubs auf den Rängen 16 und 17 herumdümpeln. „Es gibt in der Premier League riesengroße Vereine mit großer Tradition, die nicht so unterwegs waren, wie sie sich das gewünscht haben.” Phasen des Misserfolgs seien „normal im Fußball. RB Leipzig hat in den vergangenen sieben Jahren immer das Höchste erreicht, immer die Champions League. Das ist normal geworden – für die Außenwelt und auch den Verein selbst”, erörterte Löw. Nun sei es wichtig, dass die „Vereinsführung die richtigen Schlüsse daraus zieht. Das gehört zu einer normalen Vereinsentwicklung dazu.”
Keine Entscheidungen vor der Brasilien-Reise
Löw kann bei der Suche nach den richtigen Schlüssen tatkräftig mithelfen. Er und sein Co-Trainer Peter Krawietz hätten einen „klaren Einblick von innen gewonnen, wie der Verein aktuell funktioniert, wie die Mitarbeiter denken und handeln und welche Stärken und Schwächen und mögliche Disbalancen der Kader hat”, sagte der im Red-Bull-Fußballkosmos für Entwicklung der Spielidee zuständige Fußballlehrer. „Wir müssen einen klaren Weg finden, was wir verändern wollen, um nächstes Jahr besser zu sein.”
Auf der als Marketingreise geplanten Post-Season-Tour nach Brasilien wollen sich Löw & Co. austauschen. Vor der Reise, die vom 23. bis 30. Mai dauert, werde es wohl keine weitreichenden Entscheidungen geben, so Löw.