RB-Trainer im Zeit-Interview Bibelkreis, Tattoo, Familie, Ostdeutschland: Marco Rose gibt private Einblicke
Marco Rose hat dem Magazin "Die Zeit" ein sehr langes Interview gegeben. Darin spricht der Trainer aber nicht über das anstehende Bundesliga-Topspiel gegen Bayern München, taktische Feinheiten oder die heißesten RB-Transfergerüchte. Vielmehr gibt der gebürtige Leipziger einige interessante Einblick in sein Leben und seine Einstellungen.
So verriet Rose, dass er sich trotz vieler Jahre in Westdeutschland nach wie vor als "Ossi" fühlt. "Ich habe sicher eine andere Geschichte als ein Trainer aus dem Westen und würde sagen, dass ich stolz auf meine Herkunft bin", sagte Rose. In seiner Spieler-Vergangenheit habe das in der Kabine immer mal für Frotzeleien gesorgt. Heute verliere das Ost-West-Thema aber immer mehr an Bedeutung.
Noch heute spricht Rose mit einem leichten Dialekt. "Lustigerweise kehrt der Dialekt immer mehr zurück, sagen meine Freunde", sagte Rose: "Ich hatte ihn mal fast verloren." Da er aber sehr gerne Leipziger ist, "kann ich auch ein bisschen Sächsisch in der Stimme haben."
Marco Rose fremdelte 2009 noch mit RB Leipzig
Als Rose noch jünger und weit davon entfernt war, ein erfolgreicher Bundesliga-Trainer zu werden, tat er sich mit seinem heutigen Arbeitgeber eher schwer. "Mein Verein war immer Lok", sagte Rose. Als Red Bull 2009 dann das Projekt RB Leipzig startete, war er "davon nicht gerade euphorisiert". Gejubelt habe er damals nicht.
Rose nahm den neuen, aus Österreich finanzierten Klub vielmehr als "übermächtigen Konkurrenten" wahr: "Ich habe Lok sogar noch ein Jahr in der Regionalliga trainiert, als RB der direkte Gegner war." Erst später, als er 2013 als Trainer nach Salzburg wechselte, begann seine Beziehung zu Red Bull.
Heute würden ihm auch alte Lok-Weggefährten aber zum RB-Wechsel gratulieren, berichtet der Trainer: "Wenn Sie hier sind, merken Sie schnell, dass die Leidenschaft vieler Fans für RB eben echt ist."
Ob RB Leipzig ein echter "Ostverein" ist, will Rose nicht beantworten. Das überlässt er lieber anderen Menschen aus der täglichen Praxis: "Sie sollten mal unsere Zeugwarte Claudi und Mike kennenlernen. Mehr Leipzig geht nicht. Oder fragen Sie Heike, die sich bei uns um die Wäsche kümmert, ob RB ein Ostverein ist. Die wird Ihnen sagen: Ja, was denn sonst?"
Marco Rose und seine Familie: Leipzig ist Heimat, ob mit oder ohne Fußball
Marco Rose fühlt sich bei seinem neuen Klub inzwischen angekommen. "Der Verein ist hier inzwischen zu Hause", sagt der Coach - und Leipzig seine Heimat: "Ich wäre irgendwann in diese Stadt zurückgekehrt, ob mit Fußball oder ohne. Vielleicht spürt man, dass meine Beziehung zu Leipzig besonders ist."
Dass Rose inzwischen tatsächlich in seiner Heimatstadt arbeiten kann, war keine leichte Entscheidung für ihn. Denn bislang war Leipzig für ihn und seine Familie der große Ruhepol im stressigen Trainerleben.
Das ist nun anders, Rose ist sichtbar und präsent. Bislang genieße er seine Zeit, weil es sportlich passt. "Die Frage ist, wie es sich anfühlen wird, wenn es mal nicht so läuft", sagt Rose mit leichter Sorge vor allem mit Blick auf seine Frau und Tochter.
"Ich habe Respekt davor, wenn sie viel mit meiner Arbeit konfrontiert werden", sagt der Trainer über seine Familie: "Was passiert an der Schule meiner Tochter, wenn wir verlieren?" Das sein schon eine Herausforderung: "Aber sie ist schlagfertig. Das ist schon mal gut."
Tattoo mit betenden Händen: Marco Rose fand in Mainz zum Christentum
Marco Rose berichtet im Zeit-Interview zudem, dass er von seinen Eltern in der DDR atheistisch erzogen wurde. Erst in seiner Zeit bei Mainz 05 habe er über einen Freund eine Beziehung zu Religion gefunden. So sei er als Erwachsener zum Christen geworden.
Als Zeichen seines Glaubens ließ sich Rose die Betenden Hände von Albrecht Dürer auf den Oberarm tätowieren. "Irgendwann habe ich angefangen, Bibelkreise zu besuchen. Und dann war das Gefühl einfach da, ja, ich glaube. Ich bin dankbar dafür", sagt Rose über die Rolle von Religion in seinem Leben.
Beten helfe zwar nicht, Fußballspiele zu gewinnen. Doch es helfe dabei, "Dinge besser einzuordnen. Siege wie Niederlagen."