"Auch mal klar und laut" Von Magath bis Klopp: RB-Coach Rose variiert beim Führungsstil
Im Podcast von Kicker und DAZN sprach Rose auch über seinen Führungsstil und die Bedeutung des Kapitäns für einen Trainer.
Mit der Übernahme des Trainerjobs bei RB Leipzig hat Marco Rose im Sommer letzten Jahres die Rückkehr in seine Geburtsstadt realisieren können. Mehr als zehn Jahre nach seinem Debüt als Chefcoach beim 1. FC Lok Leipzig durfte er bereits nach der ersten, nicht ganz vollständigen Saison seine Premiere als Titelträger des deutschen DFB-Pokals feiern. Die vorläufiger Krönung einiger Jahre an gesammelter Erfahrung.
Marco Rose: Habe nicht "den ersten Fußball genäht"
Die Verantwortung gegenüber der Mannschaft und dem Verein beschreibt er als komplexe Aufgabe. Während seiner aktiven Spielerkarriere hat er dies unterschätzt. "Auf einmal bist du Trainer und merkst, der Tag ist zu kurz, um das alles abzubilden", so Rose. Er sieht sowohl den Spieler, als auch den Trainer Marco Rose als meinungsstarke Person, aber nicht als den größten Fachmann. "Ich war nie der, der den ersten Fußball genäht hat. Ich lasse aber Dinge auch passieren und lerne gerne dazu."
Von Lok über Salzburg, Gladbach und Dortmund zu RB
Das konnte er in den vergangenen Jahren an vielen Stationen. Nach der Assistenz unter Jürgen Klopp in Mainz ging er ein Jahr lang zu "seinem" FC Lok Leipzig, von wo ihn Ralf Rangnick 2013 zu Red Bull Salzburg in die Nachwuchsausbildung holte. Die beiden kannten sich aus der gemeinsamen Zeit bei Hannover 96, die auch Rose prägte. Aus Österreich wechselte er über Gladbach und Dortmund nach Leipzig, als Domenico Tedesco 2022 entlassen worden war.
Von Magath bis Klopp: Rose variiert beim Führungsstil
Auf Pressekonferenzen und in Interviews ist Rose ein selbstbewusster, eloquenter Gesprächspartner. Im Umgang mit Medien hat er sich Gelassenheit angewöhnt. "Du darfst dich nicht immer locken lassen, aber willst dich ja auch mal wehren. Passiert das zu oft, wird es als dünnhäutig ausgelegt." Nach innen ist der 49-Jährige nicht nur gelassen. Jeder Trainer von Magath bis Klopp habe seinen eigenen Führungsstil. Rose legt dabei Wert auf Variation.
Ein echtes Straftraining nach schlechtem Spiel gab es bei ihm noch nie. Aber wenn seine Spieler es mal schleifen lassen, schwenkt er auch mal auf eine reine Laufeinheit. "Wir versuchen aber viel über Kommunikation. Da kannst du mal verständnisvoll sein, aber auch mal klar und laut", so Rose.
Manchester, Mainz, Belgrad, Wolfsburg: "Hocken ständig aufeinander"
Die Abwechselung hat vor allem das Ziel, nicht so abzunutzen. "Wenn du das immer machst, sagen die Jungs irgendwann, jetzt kommt der Alte wieder und schreit und machen irgendwann die Ohren zu." Wichtig sei aber genau so, dass in der Kabine nicht immer "Friede, Freude, Eierkuchen" herrscht, sondern die Profis auch untereinander "unbequeme Wahrheiten aussprechen". Dann sei die Gefahr, sich zu verbrauchen, am geringsten. Dabei sollten sich alle gegenseitig schätzen, denn die Fußballer "hocken ständig aufeinander" und verbringen gemeinsam mehr Zeit als mit ihren Familien.
Kulturen erfordern Kompromisse
Seine Ansprache beim Team versucht er möglichst wenig zu planen, sondern aus dem Gefühl heraus zu leiten. "Das Wichtigste ist, dass du bei dir bleibst", sagt Rose. Dazu gehören Dinge, an denen er partout nicht rüttelt. "Teamfähigkeit, Anstand, ganz simple Sachen sind das." Allerdings schränkt er dies noch ein, auch das hat er hinzugelernt: In einer Mannschaft gibt es verschiedene Kulturen, da muss man manchmal einen Mittelweg finden.
Rose folgt Impulsen aus dem Team
Kompromisse macht er auch, wenn Impulse aus der Mannschaft kommen, die für ihn Sinn machen. "Es kommen manchmal Spieler mit Wünschen zu mir. Dann sage ich auch mal 'klar, machen wir so'." Das ist oft, aber nicht nur Willi Orban. Der Kapitän ist für ihn ein wichtiges Bindeglied zum Team.
Qual der Wahl: Stindl brauchte das Feedback der Mannschaft
Den ungarischen Nationalspieler hat er aus zwei Gründen vor der Saison wieder wählen lassen. Zu einen: Lars Stindl hatte er in Gladbach mal einfach im Amt bestätigt, ohne das Team zu befragen. Das aber war dem Kapitän selbst wichtig. Zum zweiten ist für Rose zentral, dass der Spielführer den Rückhalt im Team hat. "Wenn ich das Gefühl habe, der Spieler hat ein großes Gehör im Team ist mir das wichtiger, als wenn er genau der Typ Spieler ist, den ich mir vorstelle. Was bringt mir ein Kapitän, der nicht akzeptiert ist in der Mannschaft?"
Führungsspieler könne es allerdings nie zu viele geben. "Am Ende geht es um das Ego, was sind es für Typen. Richtige Führungsspieler lassen auch solche an ihrer Seite zu und fangen nicht an, sie wegzutreten." Wenn dann die Chemie stimmt, "schießt die Rakete nach oben raus."