Max eberl Keiner für schmutzige Wäsche: Eindrücke von RB Leipzigs neuem, starken Mann
Max Eberl hat sich in seinem neuem Job der Öffentlichkeit vorgestellt - elf Monate nach seinem überraschenden Aus als Sportdirektor bei Borussia Mönchengladbach. So haben wir ihn dabei wahrgenommen. Ein erster Eindruck
Es braucht Selbstbewußtsein, um in Zeiten wie diesen einen Mann vorzustellen, der die Vorzüge eines Hotels schätzt, weil es einem die Last der Alltagsorganisation abnimmt. Frühstück machen, Wäsche waschen, solche Sachen, wie sie Max Eberl am Freitag aufzählte, der Single ist. Ein traditioneller offenbar.
RB Leipzig als Gegenentwurf zu Gladbach
Die Aufzählung der Dienstleistungen, die sein Hotel offeriert, begleitete der 49-Jährige mit einem selbstironischen Lachen, das viel verriet vom Gemütszustand des Mannes, der sich gestern erstmals als neuer Sportchef von RB Leipzig einem breiten Publikum vorstellte. In schwarzem Pulli, schwarzer Hose, gut gelaunt, aufgeräumt.
Eberl sprach im Pressekonferenzraum am Cottaweg ausführlich von den vergangenen elf Monaten, seinen Beweggründen, warum er Gladbach und dem Fußball Januar dieses Jahres den Rücken gekehrt hatte, wieso er nun wieder zurück ist, und das bei einem Verein, der einen Gegenentwurf zum Traditionsmodell seines früheren Arbeitgebers darstellt.
Als bekannt wurde, dass der langjährige Gestalter am Bökelberg zum Red-Bull-Klub wechselt, war in Mönchengladbach die Hölle losgebrochen. Eberl, so der Tenor der Aufgebrachten, hatte sie alle verraten. Wie damit umgehen, das führte der Klubgestalter am Freitag vor: mit Gelassenheit - und eben einer Prise Humor.
RB-Sportchef Eberl: Thema abgeschlossen
Es kam die Frage auf, ob Eberl bei seinem alten Arbeitgeber ähnlich wie Leipzigs Ex-Trainer Julian Nagelsmann es bei seinem Abschied nach München verneint hatte, mit einem Kleinbus vorfahren werde, um Spieler aus dem früheren Umfeld zu locken. Eberl antwortete: „Ich denke, ich sollte momentan nicht soooo offensiv nach Gladbach fahren.“ Wieder gefolgt von einem Lachen.
Man muss sich nichts vormachen, im Profifußball zu arbeiten, geht an die Nerven, bringt Menschen an ihren Belastungsrand, ist geprägt von permanentem Erfolgsdruck und dem, der sich aus der ungeschriebenen Pflicht ergibt, tausende Erwartungen zu erfüllen, gerade diejenigen, die auf den Stadionrängen entstehen. Auch Eberl wird wieder ins Mahlwerk dieses Geschäftes geraten.
Für den Moment aber bewies der neue, starke Mann bei den Roten Bullen, dass die elf Monate "physischer und psychischer" Reise zu einer neuen Selbsterkenntnis und Selbstwahrnehmung Wirkung erzielt hat. Eberl berichtete, dass er das Thema Gladbach für sich "abgeschlossen" hat, kein Nachkarten also, keine schmutzige Wäsche, kein Barmen und Bedauern. Und dass er selber es gewesen sei, der sich "zwischen den Zeilen" in den Gesprächen mit Oliver Mintzlaff für den Job bei RB empfohlen habe, was ihm demnächst vermutlich die nächsten Hassbanner einbringen wird.
Bei all diesen mitunter auch sehr intimen Einblicken in seine Gedanken und auf die Vorkommnisse der vergangenen Monate, wirkte Eberl stets klar und im Frieden mit seiner Vergangenheit. Ein Mann, der seine wahrscheinlich erste große Lebenskrise nicht einfach nur überwunden, sondern in sich hineinverarbeitet hat, und zwar so, dass er sogar in aller Öffentlichkeit zugibt, mit Wäschewaschen und Frühstückmachen nicht so viel am Hut zu haben. Den Mut muss man erstmal aufbringen in Zeiten wie diesen.