Mentalitätsdebatte Zerschießt sich RB gegen Hoffenheim und Freiburg die Saison?
Willi Orban redete zunächst ein wenig um das eigentliche Problem herum. "Wenn man die Statistik sieht, waren wir dominant, aber nicht konsequent im Abschluss und beim letzten Pass", sagte der Kapitän von RB Leipzig nach dem 0:2 bei Bayer Leverkusen. Durch den erneuten Sturz aus den Champions-League-Rängen stellt sich immer ernsthafter die Frage nach der Siegermentalität.
"Das x-te Spiel, das wir nicht verlieren dürfen"
So weit wollte es Orban dann nicht kommen lassen, zumal der Abwehrchef in Sachen fehlender Überzeugung nicht zu den Verdächtigen zählt. "Wir haben die Qualität und Mentalität, um in die Champions League zu kommen. Wir müssen die Spiele einfach ziehen", betonte der 30-Jährige. 15 Punkte gebe es noch, die wolle man holen. Nach dem Auftritt in Leverkusen fragt man sich allerdings, wie das gelingen soll.
Denn dazu bedürfte es erst einmal einer Trendumkehr. Leverkusen sei laut Trainer Marco Rose das "x-te Spiel in dieser Saison, das wir einfach nicht hätten verlieren dürfen. Das ist so ein bisschen die Geschichte unserer Saison." Am Ende laufe alles unter den Überbegriffen Galligkeit, Gier und Zug zum Tor. 26 Torschüsse und 9:0 Ecken verbuchte RB in Leverkusen, der Ballbesitz lag bei 63 Prozent. Chancen aus der Kategorie muss-man-machen blieben allerdings nicht hängen.
Ganze neun Zähler liegt RB nach 29 Spielen hinter Spitzenreiter Dortmund, den die Sachsen kürzlich im Pokal hochverdient rauswarfen. Doch statt ganz oben mitzumischen, steht Leipzig plötzlich nicht einmal mehr auf einem Champions-League-Platz. Und hat zudem noch die seit 13 Pflichtspielen ungeschlagenen Leverkusener mit vier Punkten Abstand im Nacken. Am Samstag ist gegen Hoffenheim ein Sieg alternativlos, dann kommt die Freiburg-Woche - in der man sich die ganze Saison zerschießen kann.
Nkunku voll einsatzfähig?
Am 2. Mai spielt man in Breisgau um den Einzug ins Pokalfinale, vier Tage später geht es in der Liga um den Weg in die Königsklasse. Im für Leipzig blödesten Fall hätte Freiburg am Ende der Woche ein Ticket nach Berlin und mindestens fünf Punkte Vorsprung.
Personell sieht es immerhin nach Besserung aus. Christopher Nkunku spielte bereits eine Halbzeit in Leverkusen, sollte gegen Hoffenheim in der Startelf stehen. Damit hätte Rose auch wieder die Option, auf ein System mit Viererkette und zwei Stürmern umzustellen. Es ist ein offenes Geheimnis, dass dies der Mannschaft besser liegt, weil dadurch in der Offensive ein Spieler mehr zur Verfügung steht.
Doch auch in der Systemfrage ist man bei der Mentalität. Letztlich müssen die Spieler das umsetzen, was der Trainer ihnen vorgibt. Ob es einem behagt oder nicht, ist in diesem Fall zweitrangig. Da dient dann Leverkusen vielleicht als Vorbild, wo es Trainer Xabi Alonso bei Spielern wie Nadiem Amiri oder Kerem Demirbay gelungen ist, sie aus ihrer Komfortzone zu locken und besser zu machen.