"Würden heute ins Gefängnis gehen" Klopp über Salztabletten-Training und Nachwuchsarbeit
Der frühere Erfolgstrainer Jürgen Klopp hat bei einem Podiumsgespräch in Leipzig über seine Zeit als Jugendspieler berichtet und beim Thema Nachwuchsarbeit mehr Aufmerksamkeit für die Bedürfnisse der Nachwuchskicker und mehr "Gelegenheiten" zur Entwicklung gefordert.

Leipzig/hen/dpa – RB-Berater Jürgen Klopp hat mit einer skurrilen Anekdote an seine Zeit als Jugendfußballer erinnert. Bei einem Podiumsgespräch über den Nachwuchsfußball in Deutschland am vergangenen Mittwoch anlässlich eines Nachwuchsturniers ("Wings Cup") in Leipzig, erinnerte sich der Fußballchef von Red Bull: "Für das Athletik-Training von damals würde man heute ins Gefängnis gehen. Als ich jung war, hat man uns Salztabletten gegeben und uns nicht trinken lassen – es waren 40 Grad draußen, wir sind ausgetrocknet, wir sollten uns auspowern", sagte der langjährige Trainer in der Leipziger Arena.
Klopp über Nachwuchs: Gelegenheiten schaffen
Der neue Head of Global Soccer beim Getränkehersteller aus Österreich widmete sich danach der Gegenwart des Nachwuchsfußballs in Deutschland und weltweit. Er sprach dabei die Themen "Gelegenheit" und "Pflichten". Gelegenheiten, die Vereine jungen Spielern geben müssten. Und Pflichte, die junge Spieler hätten, um ihre Karrieren im Männerbereich in Gang zu bringen.
"Unsere Nachwuchs-Akademien sind gut", führte Klopp im Detail aus. "Talent ist auch nicht das Problem. Was es braucht, sind eben diese Gelegenheiten", meinte der 57-Jährige und nahm dabei auch die Trainer in die Verantwortung. Deren Aufgabe sei es, nicht nur die Spieler bei der Grundausbildung (Technik, Taktik und Physis) zu begleiten, sondern eben auch "Gelegenheiten zu schaffen".
RB-Nachwuchsarbeit: Ramsak nach nur einem Jahr wieder weg?
Er selbst, Wegbereiter für Spieler wie Mario Götze bei Borussia Dortmund oder Trent-Alexander Arnold beim FC Liverpool, habe selbst immer wieder versucht, Talente in den Männerbereich zu ziehen. Das wolle er jetzt in seiner neuen Rolle bei Red Bull intensivieren. "Ich werde meinen vollen Einfluss nutzen, um Gelegenheiten und den Raum zu schaffen", kündigte er an.
Der langjährige Übungsleiter zeigte dabei auf die Schwachstellen im System des Profifußballs, vor dem auch RB Leipzig nicht gefeit ist. Der Bundesligist lotste vergangenes Jahr den Nachwuchs-Weltmeister Robert Ramsak von den Bayern weg und möchte ihn nun schon wieder abgeben. Ob per Leihe oder mit Verkauf ist noch offen.
"Jeder möchte Talente finden – und dann vergisst man, dass man diesen Talenten auch beim nächsten Schritt noch helfen muss", sagte Klopp. "Das ist ein Thema, das nicht so viel Aufmerksamkeit generiert, weil wir gerne das Endprodukt sehen. Wir sehen schon gerne den weltbesten Spieler. Wie der da hingekommen ist, ist uns erstmal scheißegal. Wir als Vereine müssen dafür sorgen, dass wir so viele wie möglich und so gut wie möglich ausbilden."