Mitgliederversammlung am Montag Dritter Anlauf der DFL für einen Investor: Milliarden-Verlockung und Protest
Investoren-Deal ja oder nein? Kurz bevor über diese für den deutschen Fußball womöglich wegweisende Frage bei der DFL-Mitgliederversammlung an diesem Montag entschieden wird, sorgte Union Berlin mit scharfer Kritik am Verhalten anderer Clubs für Aufsehen. Der Champions-League-Teilnehmer forderte die Verschiebung der Abstimmung. Zahlreiche Fans nutzten zudem noch einmal die Bühne Bundesliga für deutliche Meinungsäußerungen.
Fans zeigen Banner gegen Investoren
Anhänger zeigten bei den Spielen ihrer Clubs auf Bannern ihre Ablehnung. „Es bleibt dabei: Nein zu Investoren in der DFL!“ oder „DFL-Investoreneinstieg stoppen“ war auf Transparenten zu lesen. Dass die Deutsche Fußball Liga viele Fans nicht mehr überzeugen wird, scheint klar. Und ob sie eine ausreichende Anzahl der Vereine beim jetzt dritten Anlauf für einen milliardenschweren Investoren-Deal umstimmt, ist höchst fraglich.
Union-Boss fordert Verschiebung der Abstimmung
Union Berlins Präsident Dirk Zingler forderte in einem am Sonntag veröffentlichten Schreiben an den Liga-Verband und alle anderen 35 Profi-Clubs, über das zunächst der „Kicker“ berichtet hatte, eine Verschiebung der Abstimmung über eine mögliche strategische Vermarktungspartnerschaft. „Auf Basis des kleinsten gemeinsamen Nenners erstmals einen Investor an unseren Tisch zu lassen, ist der grundlegenden Bedeutung dieses Vorganges gegenüber unangemessen. Stattdessen sollten wir Zeit und Mühe dafür aufwenden, Einigkeit zu erzielen, einen breiten Konsens unter allen Beteiligten herzustellen, eine Position der Stärke zu entwickeln“, forderte er.
Bayern, Gladbach und Schalke sind für eine Partnerschaft
Viele Erst- und Zweitligisten hielten sich mit ihrem Standpunkt lange zurück oder tun das noch immer. Erst in den vergangenen Tagen machten immer mehr von ihnen ihre Meinung deutlich. So sprachen sich unter anderem Verantwortliche des FC Bayern München, von Borussia Mönchengladbach und diesmal auch vom FC Schalke 04 für eine Partnerschaft aus.
Fan-Vertreter fürchten Wettbewerbsverzerrung
Unabhängig vom möglichen Partner lehnt die Fan-Interessenvertretung „Unsere Kurve“ „auch diesen Anlauf eines Investoreneinstiegs bei der DFL vollumfänglich ab“, wie Jost Peter, erster Vorsitzender des Anhänger-Zusammenschlusses, der Deutschen Presse-Agentur jüngst sagte. „Nach jetziger Rechnung stärkt das Modell das obere Drittel der DFL-Ligen, während zwei Drittel der Vereine nur minimale Verbesserungen erwarten dürfen. In Verbindung mit der ohnehin schon ungerechten Verteilung der TV-Gelder entwickeln sich geringe Mehreinnahmen am Ende zu immer größerer Wettbewerbsverzerrung.“
Mehrere Vereine befinden sich in einem Spannungsfeld. Die Meinungen ihrer aktiven und lauten Fans stehen mitunter gegen die eigenen wirtschaftlichen Überzeugungen. Andere Clubs haben es einfacher, weil die Fanszene bei ihnen nicht so laut und dominant ist. So erklärte Hoffenheims Geschäftsführer Denni Strich: „Wir stehen der Zusammenarbeit mit einem strategischen Partner positiv gegenüber. Das haben wir unserer Fanszene in einem konstruktiven Austausch mitgeteilt.“
Freiburger Meinungswandel
Der SC Freiburg hat seine Meinung sogar geändert und gehört nicht mehr zu den Befürwortern: Die Breisgauer sind beim neuen Modell „zu einer veränderten Bewertung“, gekommen, wie Vorstand und Aufsichtsrat schrieben. Sie seien überzeugt, „dass das deutlich reduzierte Investitionsvolumen, das zudem über mehrere Jahre verteilt wird, aus eigener Kraft (Innenfinanzierung) finanziert werden sollte“. Pikant: SCF-Geschäftsführer Oliver Leki war in seiner Zeit als Interims-Geschäftsführer der DFL noch für eine Partnerschaft.
Ob es dieses Mal die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit gibt? „Bei einer Reihe von Clubs, die damals dagegen gestimmt haben, hat sich die Stimmung gedreht“, sagte Watzke. Es gab aber auch Bewegung in die andere Richtung, wie der Chef des DFL-Aufsichtsrates weiß und kommentierte: „Ich kann das nicht verstehen.“