RB LeipzigNach Pleite im DFB-Pokal: RB Leipzigs Julian Nagelsmann wirft Fans und Medien fehlerhafte Spielanalyse vor
War es Übermüdung? War es Frust über das verlorene Pokal-Finale? Waren es die kritischen Reaktionen von Fans und Medien zur vermeintlich vercoachten ersten Halbzeit (0:3) gegen den BVB? Vermutlich eine Mischung aus allem. Ein leicht angeschlagen wirkender Julian Nagelsmann saß am Samstagmittag bei der virtuellen Pressekonferenz vor dem Bundesliga-Spiel gegen den VfL Wolfsburg (Sonntag, 20.30 Uhr/Sky) vor seinem Laptop und sprach über Frust - seinen eigenen und den der enttäuschten Fans nach der 1:4-Niederlage am Donnerstag in Berlin.
"Grundsätzlich kann ich jeden Frust verstehen von den Fans oder auch den Medienvertretern", erklärte der 33-Jährige zur Kritik an seiner taktischen Ausrichtung gegen Borussia Dortmund. Er könne nachvollziehen, dass die Fans sauer sind. "Ich hätte auch gern gewonnen."
Nagelsmann erklärt Entscheidung für Sörloth und Hwang im Angriff
Seine beiden Nächte nach der Pleite in Berlin waren folglich kurz und nicht berauschend, berichtete der RB-Coach. Der Grund: "Man macht sich Gedanken über Aufstellungen, über Entscheidungen, die man getroffen hat." Exemplarisch rechtfertigte er sich für die Idee, im Sturm auf Alex Sörloth statt auf Routinier Yussuf Poulsen zu setzen. "Wenn er nicht spielt, heißt es: Nagelsmann gibt dem teuersten Neuzugang kein Vertrauen", sagte der 33-Jährige über den Norweger. "Jetzt wo ich es ihm gegeben habe", so Nagelsmann, sei Kritik an Sörloths Position auf dem rechten Flügel aufgekommen.
Mit seinem Speed sollte er BVB-Außenverteidiger Raphael Guerreiro schlecht aussehen lassen - was leidlich klappte. Der Subtext des RB-Coaches: Wie man es macht, macht man es aus Sicht von Fans und Medien falsch.
Außerdem ging Nagelsmann davon aus, dass Hee-Chan Hwang, der in Hälfte eins neben Sörloth stürmte, die BVB-Defensive, speziell Mats Hummels, mit seiner Schnelligkeit vor mehr Probleme stellen würde als der nicht 100 Prozent eingespielte Poulsen. Auch das funktionierte nicht. "Wie gesagt: Ich kann den Frust verstehen", resümierte Nagelsmann. "Was ich nicht verstehen kann, ist dass das irgendwelche Leute sagen, wir hätten eine neue Ordnung gespielt." Die Grundordnung, eine Dreierkette, würde er jeden zweiten Spieltag spielen lassen.
Nagelsmann: "Aufgabe des Trainers, die Dinge sachlich und objektiv zu sehen"
Schließlich warf er Fans und Medien indirekt vor, das Pokalspiel falsch analysiert zu haben. "Wenn du zweimal in vier Tagen gegen Dortmund verlierst, dann ist es immer noch die Aufgabe des Trainers die Dinge sachlich und objektiv zu sehen. Die Aufgabe der Fans und Medien ist es nicht", beschwerte sich der künftige Bayern-Coach. Da gehe es eher darum, "andere Dinge zu generieren" und "euer Überleben zu sichern", sagte er direkt an die virtuell anwesenden Medienvertreter gerichtet.
Eine Interpretation dieses Satzes: Die Medien hätten absichtlich "subjektiv" und "unsachlich" über Nagelsmanns gescheitertes Taktik-Experiment in Hälfte eins gegen den BVB berichtet, um mehr Klicks zu bekommen. Ein harter Vorwurf. An Fußball-Sachverstand mangelt es aus Sicht des RB-Coaches bei Medien und Fans offenbar auch. Gerüchten, die Stimmung im Team sei schlecht gewesen, widersprach Nagelsmann mit Verweis auf die gute zweite Halbzeit gegen den BVB. "Da war ich übrigens auch noch dabei."
Das Fazit: Eigene Fehler bei Aufstellung und taktischer Ausrichtung gegen Borussia Dortmund hat Julian Nagelsmann trotz der 1:4-Klatsche keine gefunden.