Nach Rückstand und Rose-Ausraster RB zerlegt Stuttgart mit fünf Toren in 45 Minuten
RB Leipzig hat das erste Heimspiel der neuen Saison gewonnen. Die Sachsen besiegten am Freitagabend den zuvor als Tabellenführer angereisten VfB Stuttgart 5:1 (0:1), was den Anschein einer klaren Angelegenheit hatte, aber geprägt war von einer schwachen ersten Hälfte, strittigen Fouls und Schiedsrichterentscheidungen und einem am Ende kochenden Furor, mit dem die Hausherren die Partie auf fulminante Weise herumrissen.
Kurzgewitter vor Anpfiff und Rose on fire
Ein gewaltiges Kurzgewitter hatte die Dramatik dieser Partie vorweggenommen. RB-Coach Marco Rose nahm diese Energie auf und pushte das Publikum eine halbe Stunde vor Anpfiff in Heimspielstimmung, als er vor den B-Block lief und die Fans animierte, den Lautstärkepegel hochzufahren.
Jedes Dezibel mehr sollte helfen, dem Stuttgarter Kantersiegstart in die Liga mit dem 5:0 gegen Bochum Leipzigs Heimstärke entgegenzusetzen. Ungewiss war immerhin, wie das Team die 2:3-Niederlage vor einer Woche gegen Bayer Leverkusen verkraftet hatte. Rose reagierte darauf mit einem Paukenschlagwechsel, indem er Timo Werner auf die Bank setzte und stattdessen Yussuf Poulsen den ersten Startelfeinsatz seit Februar gewährte.
Poulsen mit Turban
Am Ende der ersten Hälfte hatte der Däne eine Platzwunde am Kopf und an der Seite seines bandagierten Stürmers zog der RB-Kader mit einem 0:1-Rückstand reichlich zerrupft und aufgebracht in die Kabine ab. Zuvor hatte es noch Gewühle am Mittelkreis gegeben, das Rose mit einer Gelben Karte verließ.
Zwei nachvollziehbar nicht gegebene Elfmeter nach einer Grenzbereich-Grätsche von Atakan Karazor gegen Olmo (43.), und einem Foul an Orban durch Serhou Guirassy, den Poulsen zuvor gestoßen hatte, hatten den RB-Kader und seinen Übungsleiter mächtig in Rage versetzt. Nicht zuletzt aber auch über sich selbst, denn RB war über das eigene Spiel – zerfahren, wenig geordnet und frei von Automatismen – selbst in Rückstand geraten.
Kapitaler Bock von Raum
Nach einem 3:2 nach Chancen durch einen Schuss von Guirassy (6., 35.), Lois Openda (28.), Xaver Schlager (33.) und Xavi Simons (34.) war Stuttgart durch einen kapitalen Fehler von RB-Abwehrspieler David Raum 1:0 in Führung gegangen. Der Nationalspieler hatte einen Risikopass Stuttgarts Karazor in den Fuß gespielt, der Guirassy direkt zum Führungstor bediente (28.).
Der RB-Kader kam mit großem Zorn aus der Kabine, und auf der Stelle ging es weiter wie die erste Hälfte aufgehört hatte. Erst bewertete Schiedsrichter Frank Willenborg einen Tritt von Waldemar Anton gegen den Hals von Willi Orban vor dem TV als zulässig (49.), wiederum vier Minuten darauf nahm der Referee einen weiteren RB-Treffer durch Lois Openda nach Pass von Poulsen zurück, weil der Belgier mit der Fußspitze im Abseits gestanden hatte (53.).
Nübel bringt RB zurück ins Spiel
Dazwischen war mittlerweile das 1:1 gefallen, weil VfB-Keeper Alexander Nübel einen laschen Zagadou-Rückpass Benjamin Henrichs ans Bein geschossen hatte (51.), von dem der Ball ins lange Eck flog (51.). Die Partie war zu diesem Zeitpunkt nichts mehr für sensible Gemüter. Es wurde um jeden Zentimeter gekämpft, gefoult und gerangelt. Willenborg erteilte Rügen und Gelbe Karten, und mitten hinein in diese gewittrige Stimmung fielen zwei weitere Treffer. Erst erzielte Olmo mit einer Bierdeckeldrehung am Elfmeterpunkt die mittlerweile verdiente Führung (64.), zwei Minuten später köpfte Openda das 3:1.
Der VfB flog nun in alle Einzelteile auseinander und gewährte Kevin Kampl mit einem abgefälschten Fernschuss sowie Xavi Simons noch zwei Treffer (74., 76.), mit denen RB einen der aufgewühltesten Heimsiege der letzten Jahr als Ernte eines furiosen Abends einfuhr.