Nach zäher Abwehrschlacht Nkunku führt RB zum zweiten Pokalsieg
Im intensiven Pokalfinale hat Eintracht Frankfurt die Überzahl auf den Rängen. Auf dem Platz sorgt der Leipziger Unterschiedsspieler Christopher Nkunku für die Entscheidung.
Abschiedsgeschenk vom Torschützenkönig: Christopher Nkunku ist in seinem wohl letzten Einsatz für RB Leipzig zum Pokal-Helden avanciert und hat den Titelverteidiger zum zweiten Triumph der Clubgeschichte geschossen. Der Stürmer erzielte beim 2:0 (0:0) gegen Eintracht Frankfurt am Samstagabend das Führungstor (71. Minute) und bereitete den zweiten Treffer durch Dominik Szoboszlai (85.) vor und verdarb Oliver Glasner damit den Abschied bei den Hessen.
Vor 74.322 Fans im Berliner Olympiastadion fälschte der Frankfurter Evan Ndicka den Schuss von Nkunku beim 0:1 unglücklich ab. Beim zweiten Tor bewies Nkunku eine gute Übersicht. Der französische Nationalspieler wird nach der Saison zum FC Chelsea wechseln, eine offizielle Bestätigung steht allerdings noch aus. Sein Tor und sein Assist genügten in dem keineswegs hochklassigen Finale für ein traumhaftes Adieu.
Hessische Tradition vs. sächsische Moderne
In dem emotional aufgeladenen Duell zwischen hessischer Tradition und sächsischer Moderne waren es vorwiegend die Eintracht-Fans, die für eine Final-Atmosphäre sorgten. Bereits Stunden vor dem Spiel versammelten sich zehntausende Anhänger im Zentrum Berlins und wurden von Präsident Peter Fischer auf einen glorreichen Abend eingestimmt. Der Club verkaufte sogar noch über den Zaun Restkarten gegen Bargeld. Vom Theodor-Heuss-Platz zogen die Frankfurter schließlich zum Stadion, wo sie mit über 40.000 Fans deutlich in der Überzahl waren.
Auf der Ehrentribüne ließ sich naturgemäß die Prominenz blicken. Bundestrainer Hansi Flick nahm neben DFB-Sportdirektor Rudi Völler und EM-Turnierdirektor Philipp Lahm Platz. Innenministerin Nancy Faeser, ein glühender Eintracht-Fan und am Vorabend bereits auf dem Empfang des Clubs, war ebenso wie Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zugegen.
Frankfurt aggressiver im Pressing
Während die Sympathien auf den Rängen klar verteilt waren, boten die Hauptdarsteller weiter unten ein ebenso intensives wie ausgeglichenes Spiel. Leipzig wurde der höhere Ballbesitz gegönnt, doch Frankfurt hielt mit einer enormen Laufbereitschaft, beeindruckender Kompaktheit und einem engagierten Verschieben dagegen. Timo Werner (4.), der im Abschlusstraining noch umgeknickt und für die Startelf fraglich war, hatte nach einem Konter früh die Führung auf dem Fuß. Doch sein Abschluss war ebenso drucklos wie unplatziert.
Auf der anderen Seite hatte die Eintracht im ersten Abschnitt ebenfalls einen Torabschluss. Der enorm präsente Randal Kolo Muani (16.) traf nach einer wunderbaren Einzelaktion jedoch nur das Außennetz. Der von Bayern München umworbene Angreifer war zunächst der auffälligste Akteur. Auch von Leipzigs Nkunku wurden große Dinge erwartet. Doch der Torschützenkönig der Bundesliga hing zunächst komplett in der Luft, blieb immer wieder am Frankfurts 39 Jahre altem Abwehrchef Makoto Hasebe hängen.
Verzögerung nach Pyro- Rausch
Der zweite Abschnitt begann mit einigen Minuten Verzögerung, da Anhänger beider Klubs die eigenen Pyrotechnikbestände zum Saisonabschluss leerten. Mehrfache Aufrufe des Stadionsprechers, die Aktionen zu unterlassen, wurden konsequent ignoriert. Auf beide Clubs dürfte somit eine hohe Geldstrafe durch den DFB zukommen.
Das Spiel ging spannend und intensiv weiter - war aber keinesfalls hochklassig. Die Trainer Marco Rose und Glasner standen nahezu permanent am Rande ihrer Coaching Zone, fütterten ihre Profis mit Anweisungen. Nach einer guten Stunde hatte Geburtstagskind Mario Götze einen Geistesblitz, er schickte Kolo Muani - doch der entschied sich im Strafraum gegen einen Abschluss und sein Pass blieb hängen.
Poulsen bringt mehr Power
Rose reagierte als erster Coach, brachte Yussuf Poulsen für Werner. Der Leipziger Pokalspezialist (12 Tore/16 Vorlagen in 32 Spielen) sollte in der Frankfurter Abwehr endlich für mehr Unruhe sorgen. Doch die erste Großchance hatte Götze (64.): Den Volley des Ex-Weltmeisters wehrte RB-Torhüter Janis Blaswich gerade noch zur Ecke ab. Glasner veränderte nun auch die Statik des Frankfurter Spiels, brachte den offensiveren Jesper Lindström für Sebastian Rode. Noch in derselben Minute traf Nkunku. Frankfurt drängte auf den Ausgleich, Leipzig konterte erfolgreich.