nach wm-debakel DFB gründet Task Force: Auch ein RB-Funktionär ist dabei
DFB-Präsident Bernd Neuendorf engagiert für die Aufarbeitung der WM-Pleite und die Neuausrichtung der Nationalmannschaft für die Heim-EM 2024 einen Expertenrat um den ehemaligen Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge. Es wird damit gerechnet, dass die Pläne dazu heute Mittag 12 Uhr auf einer Pressekonferenz verkündet werden.
RB Leipzig: Ex-Chef Mintzlaff soll's richten
uch ein RB-Funktionär soll unter den Helfern sein, den deutschen Fußball vor dem Niedergang zu bewahren: Es ist Oliver Mintzlaff, ehemaliger Geschäftsführer des Pokalsiegerclubs, der vor Beginn der WM in die Geschäftsführung von Red Bull gewechselt ist.
Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur ähnelt das neue Gremium der sogenannten Task Force Nationalmannschaft, die ebenfalls mit Rummenigge als führender Person nach dem EM-Debakel im Jahr 2000 die damaligen DFB-Strukturen auf den Prüfstand gestellt hatte.
Weiteren Medienmeldungen zufolge gehören neben Rummenigge dem neuen Gremium in Matthias Sammer, Rudi Völler, Oliver Kahn und Mintzlaff aktuell oder ehemals führende Akteure der Bundesligisten Bayern München, Borussia Dortmund, Bayer Leverkusen sowie RB Leipzig an. Geleitet wird die Arbeitsgruppe von Neuendorf und seinem DFB-Vize und DFL-Aufsichtsratschef Hans Joachim Watzke. Der DFB hat diese Personalauswahl noch nicht bestätigt.
Rauswurf und Treuebekenntnis
Neuendorf hatte nach dem Aus in der Gruppenphase in Katar eine eingehende Analyse angekündigt. "Wir müssen trotzdem den Blick nach vorne richten und werden deshalb ein geordnetes Verfahren einleiten, wie wir mit dieser Situation umgehen", lautete ein Kernsatz Neuendorfs bei einem Statement unmittelbar vor dem Heimflug am Hamad International Airport in Doha.
Erste Konsequenzen waren die Trennung von Geschäftsführer Oliver Bierhoff nach 18 Jahren in verantwortlicher Position für die DFB-Elf. Der 54-Jährige räumte nur fünf Tage nach dem Gruppen-K.o. in Al-Chaur seinen Posten. Zwei Tage später folgte am Mittwoch vergangener Woche das Treuebekenntnis zu Bundestrainer Hansi Flick, der nach seiner misslungenen Turnierpremiere von Neuendorf und Watzke eine zweite Chance beim Heim-Event in 18 Monaten bekommt.
Nach dem Aus von Bierhoff war in den vergangenen Tagen über zahlreiche Namen als Nachfolger spekuliert worden. Hertha-Geschäftsführer Fredi Bobic, 1996 mit dem DFB-Team Europameister, und Rio-Weltmeister Per Mertesacker als derzeit Leiter der Jugendakademie des FC Arsenal gelten als aussichtsreichste Kandidaten.
Konzept zur Nachwuchsförderung
Neuendorf hatte jedoch schnell anklingen lassen, dass es zunächst darum gehe, ein Anforderungsprofil und eine Job-Beschreibung zu erstellen. Als sinnvoll wird erachtet, die Aufgaben Bierhoffs für die DFB-Akademie und die Nationalmannschaft auf zwei Personen aufzuteilen. Auch mit diesen Erwägungen dürfte sich die neue Kommission in den kommenden Wochen beschäftigen.
Einen großen Termindruck gibt es nicht. Die nächsten Länderspiele stehen erst im März 2023 an. Dann beginnt allerdings der Countdown Richtung Heim-EM. Flick hat bis zum Eröffnungsspiel am 14. Juni 2024 nur noch Testspiele für den Neuaufbau einer titelfähigen Mannschaft. Die Teilnahme am Finalturnier der Nations League im Juni 2023 wurde im September bereits gut zwei Monate vor der WM-Pleite durch ein 0:1 gegen Ungarn vertan.
Im Jahr 2000 musste Bundestrainer Erich Ribbeck nach dem EM-Vorrundenaus gehen. Die Task Force Nationalmannschaft, zu der neben Rummenigge unter anderem auch Uli Hoeneß, dessen Bruder Dieter Hoeneß, Klaus Allofs, Rudi Assauer und Rudi Völler als gerade ernannter DFB-Teamchef gehörten, stieß ein Konzept zur Nachwuchsförderung an. Zudem wurde Einfluss auf die Termingestaltung der DFB-Elf genommen und ein Konzept für ein sogenanntes Team 2006 als Perspektivauswahl für die Heim-WM erarbeitet.
Klinsmann stößt an
Bereits vier Jahre später musste erneut ein Expertengremium installiert werden. Nach dem Rücktritt von Völler in Folge des frühen EM-Scheiterns in Portugal suchte die sogenannte Trainerfindungskommission unter der Leitung von Franz Beckenbauer einen neuen Bundestrainer. Nach mehreren Absagen fiel die Wahl auf Jürgen Klinsmann.
Als die sportlichen Ziele unter dem reformeifrigen Bundestrainer im Herbst 2005 in Gefahr schienen, wurde wiederum eine Task Force gegründet, diesmal unter dem Titel "Arbeitskreis Nationalmannschaft" mit Uli Hoeneß als treibender Kraft. Klinsmann blieb aber auf seinem Posten und leitete mit dem dritten Platz den späteren WM-Sieg 2014 in Russland ein.