„Bulli” auf Pokaltour an Leipziger Grundschulen Eltern protestieren gegen RB-Marketing
RB Leipzig hat zum ersten Mal in seiner Vereinsgeschichte den DFB-Pokal gewonnen. Mit einer Kopie der Trophäe besuchte "Bulli", das Maskottchen von RB Leipzig, jetzt Schulen in Leipzig. Nicht alle Beteiligten sind darüber begeistert.
Die Schüler und Schülerinnen der Heinrich-Mann-Grundschule im Leipziger Stadtteil Meusdorf waren begeistert. Mit Sprechchören, wie die Leipziger Volkszeitung berichtet, begrüßten sie das RB-Leipzig-Maskottchen „Bulli” samt Pokal-Replika in der Schulturnhalle. Der Plüsch-Bulle ließ sich bereitwillig mit den Kindern fotografieren und verteilte sogar Autogramme. Pokalglanz statt Schulalltag.
Bulli-Besuch „ist etwas Besonderes”
Die Schulleiterin der Grundschule konnte mit der Aktion von RB viel anfangen. „Das ist etwas Besonderes. Das bekommst du nicht jeden Tag zu fassen”, sagte Ina Fahsel, die früher den Nationalkeeper René Adler unterrichtete, als der noch die Schulbank drückte. Für die fußballinteressierte Pädagogin steht der Spaß der Kids im Vordergrund.
Doch es gibt auch Proteste gegen die Pokaltour von RB an Schulen, Kindertagesstätten und anderen Einrichtungen wie Diakonien und Fußballcamps. Bis November sollen laut Klubangaben bis zu 150 Einrichtungen in und um Leipzig besucht werden. Schulen konnten sich per Mail für die Aktion anmelden.
Protest von Eltern: „Schüler sind Ressource für Werbemaßnahmen”
Einige Eltern der Schule am Auwald in Schleußig stören sich an dem für den 12. Juli geplanten Besuch an der Schule ihrer Kinder und haben einen Brief an die Schulleitung verfasst, den derzeit knapp 20 Eltern unterzeichnet haben. Dort heißt es unter anderem: „Das hier agierende Wirtschaftsunternehmen, die RasenBallsport Leipzig GmbH, bewirbt sich de facto selbst. Das bei der Aktion anwesende Maskottchen verkörpert den Markennamen des Unternehmens, das den Hauptgesellschafter der GmbH bildet, und ist eben kein echter Spieler, der tatsächlich eine Identifikationsfigur für Fußball sein kann.” Die Aktion stelle einen Verstoß gegen das Werbeverbot an Schulen dar, argumentiert die Elterninitiative.
Und auch die Tatsache, dass RB Leipzig die Fotos von der Aktion medial für seine Zwecke nutzen will, stößt auf Protest. Im Schreiben, das RBlive vorliegt, heißt es: „Noch problematischer wird die Aktion aus unserer Sicht durch den Umstand, dass die Schüler*innen hier nicht nur Adressat*innen von, sondern auch Ressource für Werbemaßnahmen sind.” Der Klub generiere „mit den einfach zu entfachenden Emotionen von niedlichen Grundschulkindern eine positive Außenwirkung und erzielt somit Profit aus der unentgeltlichen Überlassung des Zugangs zu Schulgelände und -kindern”.
RB Leipzig entfacht heftige Kontroverse
Die Kontroverse wird an der Schule am Auwald aktuell heftig geführt, das Thema spaltet die Elternschaft und belastet auch das Verhältnis zwischen Schulleitung und Eltern. Bei einer Aussprache zwischen den Parteien in der ersten Ferienwoche sollen die Wogen geglättet werden.
RB Leipzig hat das älteste Publikum der Bundesliga und ist verstärkt auf der Suche nach jungen Fans, die durch einen Erfolg wie den Pokalsieg an den Klub gebunden werden sollen. Dafür verteilt der Klub auch massiv Fanutensilien beispielsweise zur Schuleinführung an die künftigen Erstklässler. Fanartikel stehen in einigen Leipziger Grundschulen bereits kistenweise bereit. André Schubert, Leiter der Grundschule am Auwald betonte auf RBlive-Anfrage, dass seine Schule keine Werbe- oder Fanartikel bekommen habe. „Sollten diese am Veranstaltungstag mitgebracht werden, so wird dies von schulischer Seite unterbunden”, so Schubert.