Fazit nach zehn Spieltagen Champions-League-Platz sicher? Nur ein RB-Team besser als Rose-Kader
Die Mannschaft von Trainer Marco Rose ist mit 21 Punkten nach zehn Spieltagen Zweiter der Liga. Der Trend der vergangenen Jahre spricht für den Coach und sein Personal, trotzdem fällt das Fazit nüchtern aus.
Leipzig – Es gibt die eine Saison, die verhindert, dass Marco Rose sich in der Länderspielpause der Liga mal zurücklehnen und sich sagen könnte: Wird schon! Ex-RB-Coach Ralph Hasenhüttl trägt Schuld daran. Der Österreicher war von 2016 bis 2018 Roses Vorfahre auf dem Trainerposten in Leipzig. In seiner zweiten Saison war er nach zehn Spieltagen Dritter – und nach 34 Sechster.
Vizemeister mit Hasenhüttl
Ohne diese kleine Anomalie haben Teams des Red-Bull-Clubs in jeder Saison seit dem Aufstieg 2016 eine Saison immer auf einem höheren Tabellenrang abgeschlossen als dem am 10. Spieltag (fünfmal). Oder auf dem gleichen (zweimal). Roses Team ist aktuell Tabellenzweiter.
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Das gab es nach dem zehnten Spieltag in der 1. Liga erst einmal, und zwar in der Debüt-Saison 2016/2017, als die Hasenhüttl-Aufsteiger Vizemeister wurde. Das erste von zweimal übrigens in den acht Oberhaus-Jahren des Clubs aus Leipzig. Dreimal wurde RB Dritter, zweimal Vierter, einmal Sechster.
Kein Paternoster-Gen in Leipzig
Folgt auch diese Saison dem Trend der vergangenen Spielzeiten, dann kann der aktuelle RB-Coach Marco Rose mit einem Platz unter den ersten vier spekulieren. Was immerhin die Finanzierung des Teams und des Clubs kalkulierbarer macht, als wenn die Vergangenheit ein Paternoster-Gen offenlegen würde.
Trotzdem geht am Cottaweg niemand mit einem guten Gefühl in die zehntägige Alltagsunterbrechnung. Zuletzt zwei Niederlagen und das Leipziger 0:0 gegen Gladbach haben den Haussegen angegriffen, denn Platz zwei ist einerseits auch den wankelmütigen Auftritten der Konkurrenz geschuldet. Und der Abstand auf Rang eins beträgt bereits fünf Punkte. Dass der FC Bayern in dieser Saison noch viele Punkte liegenlässt, ist eher unwahrscheinlich.
Bei RB: Stimmung gekippt
Hinzu kommen null Punkte aus vier Spielen in der Champions League, aber auch zwei ergolgreiche Partien im DFB-Pokal. Marco Rose zog kein fröhliches Fazit aus dieser Gemengelage. „Es gibt erstmal nichts zu meckern“, sagte er mit Blick auf die Tabelle. Aber sein Team war bei den zwei Niederlagen gegen Dortmund und Celtic Glasgow nicht auf der Höhe der eigenen Ansprüche, und auch nicht die erste Hälfte beim 0:0 gegen Gladbach. Erst nach der Pause spielte RB RB-Fußball.
Rose erinnert daran, wie schnell die Stimmung kippen kann. RB hat nach zehn Meisterschaftsduelle bereits zwei Stimmungskrisen erlebt. Einmal nach zwei 0:0 in Folge gegen Union Berlin und St. Pauli sowie die aktuelle. Einfluss darauf hatte auch ein Interview mit Aufsichtsrat Oliver Mintzlaff, der moniert hatte, dass RB noch „nie dagewesen“ sei, wenn sich mal eine Lücke zum Meistertitel aufgetan hätte. Jetzt wird Rose an den Ansprüchen des Red-Bull-Geschäftsführers gemessen.
Rose bilanziert nüchtern
Er könnte sonst weit entspannter in die Herbstferien gehen. In diesem Sommer hat er mit Antonio Nusa, Lutsharel Geertruida, El Chadaille Bitshiabu, Arthur Vermeeren und Christoph Baumgartner vier mehr oder weniger neue Spieler in seine Stammelf einbauen müssen. Teils, weil sie erst im Sommer zum Team gestoßen sind, teils weil sie vergangene Saison Reservisten waren.
Ein Grund dafür sind die vielen verletzten Schlüsselspieler im Team: David Raum, Xavi Simons, Castello Lukeba, Xaver Schlager. Und Neuzugang Lutsharel Geertruida.
„Wir haben viele Verletzte, viele Spiele“, sagte Rose, verwies auch auf andere Topclubs, die vergleichbar durchs erste Saisondrittel stolpern wie der BVB, wie Manchester City, wie Real Madrid. „Insgesamt ist das so ein bißchen eine Unbekannte für viele Vereine in dieser Saison.“ Für Rose geht es deshalb erst einmal darum, „unsere Jungs zurückzubekommen.“ Und dann darf sich Geschichte gern wiederholen. „Ich habe vergangenes Jahr mal gesagt, wenn wir alle Jungs beisammen sind, traue ich uns alles zu.“
Der Trend, dein Freund
Saison 2016/2017: Zweiter (nach zehn Spielen, 24 Punkte), Zweiter (nach 34 Spielen)
2017/2018: Dritter (19 Punkte) / Sechster
2018/2019: Vierter (19 Punkte) / Dritter
2019/2020: Dritter (18 Punkte) / Dritter
2020/2021: Dritter (21 Punkte) / Zweiter
2021/2022: Achter (15 Punkte) / Vierter*
2022/2023: Zehnter (15 Punkte) / Dritter**
2023/2024: Fünfter (20 Punkte) / Vierter
*Entlassung von Jesse Marsch nach dem 14. Spieltag, Domenico Tedesco übernimmt wenig später
** Entlassung von Tedesco nach fünf Spieltagen, es übernimmt Marco Rose