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  5. Abseitstechnik bei WM getestet: Kritik vom RB-Coach bekommt Unterstützung

Halbautomatisch Daten von 29 Körperstellen: Abseitstechnik bei WM Segen oder Fluch?

Von RBlive/hen, sid 20.11.2022, 10:37

Der frühere FIFA-Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer sieht die Einführung der halbautomatischen Abseitserkennung bei der Fußball-WM kritisch. Er befürchte "durch immer mehr Technik die schleichende Entmachtung der Unparteiischen", schrieb Kinhöfer in seiner BamS-Kolumne: "Wozu werden wir in Zukunft noch Schiedsrichterassistenten an den Linien brauchen, wenn sie nicht mehr über Abseits entscheiden werden? Brauchen wir irgendwann überhaupt noch Referees im eigentlichen Sinne, wenn eh alles technisch geprüft und vermessen wird?"

Rose skeptisch

Die Tendenz, immer mehr Technik im Fußball einzusetzen, um den Schiedsrichtern ihre Arbeit zu erleichtern, was häufig das Gegenteil bewirkt, stößt auch in der Bundesliga auf Kritik. Zuletzt hatte sich RB-Trainer Marco Rose zu den teils "schwer nachvollziehenden" Entscheidungsfindungen beim VAR geäußert. "Wo das Problem liegt?", fragte er neulich. "Oft nicht am Platz. Ohne den Jungs dort zu nahe treten zu wollen", störe ihnr "die Entscheidungsfindung im Keller" - obwohl da meistens Schiedsrichter sitzen, die normalerweise selbst pfeifen.

Roses Vorschag: "Vielleicht doch wieder ganz ohne? Back to the roots", warf Rose in den Raum. Also zurück zu den Wurzeln. "Fußball, wie er war", wünscht sich der Übungsleiter des Pokalsiegers.

Daten von 29 Körperstellen

Bei der WM-Endrunde bekommen die Unparteiischen die halbautomatische Abseitserkennung als Hilfsmittel erstmals an die Hand. Dabei werden bei jedem Spiel zwölf sogenannte Tracking-Kameras und ein Sensor im Ball eingesetzt, die gemeinsam eine 3D-Animation erzeugen. Die Daten sollen 29 Stellen am Körper der Spieler und den exakten Zeitpunkt der Ballabgabe wiedergeben. Innerhalb von fünf Sekunden wird das Signal beim Videoschiedsrichter erwartet. Bis zur endgültigen Entscheidung nach einer Überprüfung durch den VAR sollen lediglich 25 Sekunden vergehen. Danach soll die Animation auf dem Videowürfel im Stadion und im TV zu sehen sein.

Kinhöfer missfällt in diesem Zusammenhang die grundsätzliche Entwicklung bei den Schiedsrichtern. "Wir sehen ja heute schon, dass die Schiris auf dem Feld sich zum Teil kaum noch trauen, klare Entscheidungen zu treffen, weil im Hintergrund der VAR checkt und im Zweifel den Mann auf dem Feld korrigieren kann", schrieb der 54-Jährige: "Wir kommen dann immer weiter weg vom souveränen Spielleiter und hin zum Vollstreckungsgehilfen der Technik."