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RB LeipzigRB Leipzig mit Dreierkette gegen Benfica: Julian Nagelsmann muss "von Top-Top-Top-Idee abrücken"

Von Matthias Kießling 28.11.2019, 09:46

Ibrahima Konaté, Willi Orban, Stefan Ilsanker und Marcel Halstenberg gar nicht dabei. Nordi Mukiele nach Verletzung zu Anpfiff nur auf der Bank. Für das Spiel gegen Benfica Lissabon musste Trainer Julian Nagelsmann in der Defensive von RB Leipzig ganz schön zaubern, um eine funktionierende Formation auf das Feld zu bringen.

RB Leipzig hat keine andere Wahl als eine Dreierkette

Letztlich entschied sich der RB-Coach für eine klare Dreierkette und ein 3-5-2 bzw. in der Defensive dann auch oft ein recht tiefes 5-3-2. Das begründete er vor allem mit dem Personal, das er zur Verfügung hatte. "Es blieb nicht viel anderes übrig als Dreierkette, weil Ampadu und Saracchi wenig Rhythmus haben und ihr Debüt in der ersten Elf in der Champions League gegeben haben." Ampadu habe zudem von seiner Zeit bei Chelsea und von der walisischen Nationalelf her keine Erfahrungen mit der Viererkette. Für Wales spielte er zuletzt permanent im zentral-defensiven Mittelfeld.

"Als Trainer muss man manchmal von der Top-Top-Top-Idee abrücken und es den Spielern leicht machen. Offensiv hätten wir sowieso in der Ordnung gespielt." Schon zuletzt gegen Köln war aus der defensiven Viererkette im Spiel mit dem Ball eine Dreierkette geworden, weil Klostermann rechts sehr tief stand, während Halstenberg links sehr offensiv spielte.

Julian Nagelsmann sieht noch Arbeit bei seiner Dreierkette

Ganz zufrieden war Julian Nagelsmann mit seiner taktischen Ausrichtung allerdings nicht. "Wir haben inhaltlich schon noch was zu tun", erklärte er hinsichtlich der Dreierkette. Offensiv habe die Formation "super funktioniert". In der Defensive allerdings habe man mit dem 3-5-2 genau dann nicht gut ausgesehen, wenn man aus einer tiefen Position verteidigt hat.

Gerade vor der Pause war das häufig der Fall, dass RB Leipzig mit acht von zehn Spielern sehr tief auf die Angriffe von Benfica wartete, während Nkunku und Werner vorn erfolglos und ohne Unterstützung die gegnerischen Innenverteidiger zustellten oder anzulaufen versuchten. Hohe Ballgewinne waren so nicht möglich, sodass RB eigentlich in fast jedem Angriff den Ball gegen einen tief und kompakt verteidigenden Gegner über den ganzen Platz tragen musste.

Da vorn auch kein großgewachsener Stürmer zu finden war, fehlte die Möglichkeit, den Platz mal mit einem langen Ball zu überbrücken. Entsprechend war der Offensivfluss immer mal wieder etwas zäh, auch wenn dabei genügend Gelegenheiten heraussprangen, mit denen RB bei entsprechender Effizienz auch schon vor der Pause ein Tor hätte erzielen können.

Systemwechsel und Schick-Einwechslung bringen die Wende

Noch größer wurde die Dominanz dann nach der Pause. Mit der Einwechslung von Nordi Mukiele nach 56 Minuten stellte RB Leipzig hinten auf eine Viererkette um. Klostermann und Upamecano bildeten die schnelle Absicherung. Mukiele und (bis zu seiner Auswechslung) Saracchi spielten die Außenverteidiger-Positionen gegen einen Gegner, der "den Bus parkte", sehr offensiv. Sabitzer rückte dafür immer mehr in die Mitte, wodurch sich dort immer wieder auch Überzahl herstellen ließ oder die Positionierung im Verlauf der zweiten Halbzeit immer stärker dazu führte, dass RB zweite Bälle in der gegnerischen Hälfte aufnehmen konnte und nicht immer vom eigenen Strafraum aus aufbauen musste.

Wesentlicher Faktor, dass RB Leipzig den "unglücklichen" Rückstand gegen Benfica noch zu einem Unentschieden drehen und den Einzug in das Achtelfinale der Champions League perfekt machen konnte, war dann die Einwechslung von Patrik Schick, der mit seiner Körpergröße im Sturm eine neue Komponente einbrachte und mit sehr guter Technik auch mal hohe Bälle festmachte. Gerade die Aktion vor dem Elfmeter zum 1:2, als der Tscheche den Ball mit der Brust herunterholt und dann mit dem Fuß über den Gegenspieler hinweg hebt, war herausragend.

Sieg gegen Benfica als "nachhaltiger Erinnerungsmoment"

Timo Werner kam nach der Schick-Einwechslung noch stärker von der linken Seite und bereitete dort dem Gegner nicht nur Probleme, sondern auch noch perfekt das 2:2 vor. Auch das eine Veränderung in der Herangehensweise, die den positiven Verlauf der Endphase begünstigte.

Bei allen taktischen Fragen war es am Ende wie immer im Fußball auch ein Sieg der Gruppe und der Moral. In der Schlussphase "hat man dann auch die Gier gesehen", verwies auch Julian Nagelsmann auf die Bedeutung nicht-taktischer Faktoren. "Ein 8:0 ist schön, aber nachhaltiger für intrinsische Motivation und Erinnerungsmomente bleibt so ein Spiel wie heute", war der Trainer angesichts des Spielverlaufs noch deutlich nach dem Spiel euphorisiert. An der Dreierkette wird ganz sachlich ein ander Mal weitergearbeitet.

(RBlive/ mki)