Ex-RBler Upamecano und Sabitzer Luxustransfer und Systemausfall: So entwickeln sich die beiden beim FC Bayern
Sieben RB-Mitarbeiter wechselten vergangenen Sommer zum FC Bayern. Darunter auch die zwei Stammkräft Marcel Sabitzer und Dayot Upamecano. Während der eine auf der Bank verschwand, hadert der andere mit Konstanz. Eine Bilanz
Man sieht sich immer zwei Mal im Leben. Heißt es, und trifft auf den Kader von RB Leipzig zu, der am Samstag beim Tabellenführer FC Bayern München zu Besuch ist (18.30), ein Wiedersehen alter Weggefährten. Sieben ehemalige RB-Mitarbeiter und Ex-Profis wechselten vergangenen Sommer begleitet von Kontroverse, Abschiedstränen und teils fadem Beigeschmack von der Pleiße an die Isar.
Rummenigge: "Den Kader nicht verbessert"
War die Trennung bei der ersten Begegnung noch ganz frisch, die für die Sachsen in einem krachenden 1:4 endete, sind bis zur Partie an diesem Wochenende mittlerweile sieben Monate vergangenen, die für Bayern-Trainer Julian Nagelsmann & Co. bis auf das frühe Aus im DFB-Pokal kaum besser hätte laufen können. Doch wie erging es den ehemaligen RB-Schlüsselspielern Dayot Upamecano und Marcel Sabitzer nach den heiß diskutierten Transfers?
Marcel Sabitzer: Der Tadel von Karl-Heinz Rummenigge hallte die gesamte Woche über nach. Als „Luxustransfer” hatte der ehemalige Vorstandsboss der Bayern die Last-Minute-Verpflichtung von Sabitzer vergangenen Sommer bezeichnet. Ein teures Geschenk an Nagelsmann, welches „den Kader nicht so verbesserte, wie man sich das vorgestellt hat“, bilanzierte der Ex-Boss bei Sky harsch.
Bei RB war „Sabi” als Kapitän unumstrittener Leitwolf, über jede Kritik erhaben. In München rätseln sie noch, warum der FC Bayern für diesen plötzlichen Schattenspieler 15 Millionen Euro gezahlt hat. 14 zumeist kurze Einsätze bekam er in der Liga, nur einmal durfte er über 90 Minuten ran – als Aushilfs-Linksverteidiger bei der Heimniederlage gegen Gladbach. Auf seiner Position im zentralen Mittelfeld spielt nach dem Ausfall von Leon Goretzka meist Corentin Tolisso.
Nagelsmann bilanzierte gestern: "Sabi hatte einen guten Start bei uns, dann wurde die Mannschaft kompletter und er hatte Probleme, sich zurechtzufinden. Hat dann auch zwei, drei keine ganz so guten Spiele gemach, war verletzt. Sprich die Hinrunde ist nicht so optimal gelaufen."
Kaderergänzung statt -größe?
Kaum ein anderer Bundesliga-Führungsspieler der Vergangenheit ist innerhalb eines halben Jahres so aufs Abstellgleis geraten. Mit acht Treffern war er Leipzigs erfolgreichster Torschütze der Vorsaison. Bei den Bayern sackten all seine statistischen Werte dramatisch ab: Weder ein Tor, noch eine Vorlage stehen zu Buche. Im Schoße der österreichischen Nationalmannschaft hatte Sabitzer moniert, dass selbst er „Vertrauen und Sicherheit” brauche, um gut zu spielen.
"Er hat die vergangenen zwei Wochen sehr, sehr gut trainiert", findet sein Trainer, "er rückt jetzt immer mehr ran und entwickelt sich zu einer guten Kadergröße." Sein Berater Roger Wittmann versprach gleichzeitig als Replik auf Rummenigges Kritik, dass man in der Rückrunde einen „neuen Sabitzer” sehen werde. Bislang allerdings hat der 27-Jährige durch seinen Wechsel mehr sich selbst und RB geschwächt, als Bayern genutzt. Und dass Nagelsmann ihn als Stammspieler im Auge hat, ist eher ausgeschlossen. Als er das Wort "Kadergröße" suchte, vergingen ein paar Augenblicke. Es fühlte sich eher an wie "Kaderergänzung".
Dayot Upamecano: Auch für den 42-Millionen-Euro-Zugang formulierte Rummenigge vor drei Tagen eine Art Zwischenurteil. Nicht, dass er in Euphorie ausgebrochen wäre. Doch der frühere Vorstandsvorsitzende findet den Franzosen „als Spieler grundsätzlich gut“, wohinein man durchaus deuten konnte: Potenzial ist da, aber der Abruf lässt noch zu wünschen übrig.
Ausschläge in beide Richtungen
Wie auch schon zu seiner Zeit in Leipzig spalten sich am Innenverteidiger die Geister. Die Voraussetzungen für Weltklasseleistungen sind gegeben. „Upa“ ist bei den Bayern wie auch schon in Leipzig schnell, hart am Mann, mit 169 Ballgewinnen führt er die Liste der besten Ballräuber der Liga an. Und er besitzt eine solide Technik, was sich an guten Tagen vor allem bei Spielaufbau zeigt. Ein Tor hat der 23-Jährige in Diensten der Bayern bislang geschossen, vier hat er vorbereitet und das bei 23 Einsätzen in Liga, Pokal und Champions League, sprich er gehört zum Stammpersonal seines alten und neuen Trainers.
Doch immer wieder unterlaufen ihm Fehler, die oft wie ein Systemausfall wirken. So etwa zuletzt beim 1:4 gegen Hertha BSC, der völlig überflüssige Gegentreffer ging auf seine Kappe. Das Gleiche bei der 0:5-Abreibung gegen Gladbach im Pokal: Upamecano war in alle Gegentreffer verstrickt, in der 55. Minute musste er vom Platz.
Mehrfach rüffelte ihn Nagelsmann für seine schon in Leipzig berühmten Aussetzer, nahm ihn häufig aber auch in Schutz. Gestern pärzisierte sein Trainer: "Man vergisst oft, dass er noch sehr jung ist, weil er schon so viele Bundesligaspiele hat. Er hat eine gute Entwicklung genommen, aber auch die Aufgabe sich zu stabilisieren, sodass die Ausschläge Richtung Weltklasse verlässlich nach oben gehen. Momentan ist es so, dass sie immer mal auch nach unten gehen."
Gestern nun äußerte sich der Franzose via LVZ selbst. „Das Niveau beim FC Bayern ist wirklich unglaublich - fußballerisch, körperlich und taktisch. Da braucht man jeden Tag seine Topform“, umbeschrieb er sein neues Umfeld und verwandelte die Herausforderung in Ansporn und Demut: „Ich liebe es, zu lernen und will ein besserer Spieler werden."