RB LeipzigRB-Torwarttrainer Perry Bräutigam über seine Karriere in der DDR
Bei RB Leipzig ist das Leipziger Urgestein seit neun Jahren Torwartrainer. Dem Portal torwart.de gab er ein langes Interview über die Stationen seiner bewegten Karriere.
Mauerfall in den Köpfen der DDR-Auswahl
Dazu zählt auch die kurze Geschichte in der Nationalmannschaft der DDR, in die er, der nie SED-Mitglied war, erst spät berufen wurde. Mit der verpasste Bräutigam nach einem 0:3 gegen Österreich nur knapp die WM 1990 in Italien, die später von der DFB-Auswahl aus dem Westen gewonnen wurde. Dass man das entscheidende Spiel verlor, „daran hatte der Mauerfall seinen entscheidenden Anteil. Wir waren einfach nicht frei in den Köpfen“, rekapituliert er eines seiner drei Länderspiele für die DDR-Auswahl. Denn während die Mannschaft sich zuvor in Leipzig auf das Spiel versuchte vorzubereiten, nahmen in Berlin die Dinge ihren Lauf.
Bräutigam: „Nach Schlusspfiff benebelt und selig grinsend vom Platz“
Dennoch hatte er noch ein schönes Erlebnis in Brasilien, wo er mit der Nationalelf noch ein 3:3 erreichte.“ Kurz nach dem Schlusspfiff war ich noch immer ganz benebelt und bin selig grinsend in Zeitlupe vom Platz gegangen. Erst unter der Dusche wurde ich wieder klar. Es war mein drittes und letztes Länderspiel für die DDR“. Anschließend wurde er sogar etwas von der Nominierung für die Nationalelf des wiedervereinigten Deutschlands überrascht. Vor allem seine Ankunft bei der Mannschaft ist ihm noch gut in Erinnerung, zumal er viel zu spät im Teamhotel ankam: „Ich hatte mich für diesen Anlass extra schick gemacht, merkte aber schnell, dass meine Mode schon seit einigen Jahren überholt sein musste. Lothar Matthäus schmeißt sich heute noch weg, wenn er auf das Ungetüm von Hemd angesprochen wird, das ich damals trug.“
Hans Meyer holte Bräutigam nach Jena
So weit wäre es vielleicht gar nicht gekommen, wenn nicht Hans Meyer damals seinen Wechsel aus Leipzig zu Carl-Zeiss Jena forciert hätte – auch mit dem Risiko einer langen Sperre, da Bräutigam nach damaligen Statuten innerhalb von Leipzig zu Lok hätte wechseln müssen. Dort stand mit René Müller eine Riesenkonkurrenz zwischen den Pfosten, sodass er sich auf Jena einließ und dort seine Karriere startete.
Bundesliga mit 31 Jahren – Und anschließend zum RB-Urgestein
Die führte ihn aber erst später als gedacht nach ganz oben. Trotz zahlreicher Angebote ließ ihn Jena nicht gehen. Erst 1995 wechselte er mit 31 Jahren nach einem Jahr in Nürnberg zu Hansa Rostock und bekam so doch noch Bundesligaluft zu schnuppern. Dort machte ihn Armin Veh schließlich zum Torwarttrainer. Und das ist er heute bei RB Leipzig, von Beginn an. „Ich bin stolz darauf, von Anfang an Teil dieses modernen Klubs zu sein. Kann ja auch nicht jeder behaupten, vom Gründungstag an Mitglied eines Vereins zu sein“, so Bräutigam über seinen Arbeitgeber.