Testspiel-Debakel Henrichs verteidigt Flick – Völler: Bundestrainer „ärmste Sau”
Bundestrainer Hansi Flick hat seinen Rücktritt auch nach dem nächsten herben Rückschlag zum Saisonabschluss ausgeschlossen. „Meine Idee vom Fußball ist für diese Mannschaft die richtige”, sagte Flick nach dem bitteren 0:2 (0:0) gegen Kolumbien in Gelsenkirchen.
Auf die Frage, ob er persönliche Konsequenzen ausschließe, antwortete der 58-Jährige: „So eine Situation habe ich in der Form noch nicht erlebt. Ich kann mit den besten Spielern Deutschlands trainieren, mir macht die Arbeit Spaß. Wir versuchen, es im September besser zu machen.”
Zum Start in die EM-Saison trifft die DFB-Auswahl in Wolfsburg auf Japan (9. September) und in Dortmund auf Frankreich (12. September). Von den vergangenen 16 Länderspielen hat der viermalige Weltmeister nur vier gewonnen.
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Spieler stellen sich vor Flick
Die Nationalspieler haben sich nach dem dritten Testspiel-Flop vor den Bundestrainer gestellt. „Wir haben absolutes Vertrauen in ihn”, sagte Torwart Marc-André ter Stegen nach dem 0:2 am Dienstagabend in Gelsenkirchen gegen Kolumbien. Benjamin Henrichs antwortete auf die Frage, ob Flick noch der Richtige sei: „Ja, absolut.” Emre Can sagte, er sehe „überhaupt” keine Diskussion über den Bundestrainer.
„Der Trainer hat uns super eingestellt”, sagte der Dortmunder Can. „Er wollte ausprobieren, was auch sein Recht ist. Es hat nicht geklappt, aber wir sollten den Trainer nicht infrage stellen. Wir Spieler sind dafür verantwortlich, dass wir auf dem Platz keine Leistung gezeigt haben.” In diese Richtung urteilte auch Henrichs von RB Leipzig: „An erster Stelle müssen wir Spieler uns an die Nase fassen, wir stehen auf dem Platz, wir sind für die Leistung verantwortlich.” Henrichs war zur zweiten Halbzeit für Marius Wolf als Rechtsverteidiger in der Fünferkette ins Spiel gekommen.
Völler kritisiert Spieler
Auch Sportdirektor Rudi Völler hatte Flick bereits vorab selbst für den Fall einer weiteren Niederlage eine Jobgarantie ausgestellt. Diese konnte der 63-Jährige nach dem nächsten Stimmungstiefpunkt nicht infrage stellen. Im RTL-Interview bezeichnete er den Bundestrainer vielmehr als „die ärmste Sau” und nahm stattdessen die Spieler ins Visier. „Da fehlt es bei dem einen oder anderen an der Topqualität”, sagte Völler. Der Sportdirektor kündigte personelle Konsequenzen im Kader an, auch wenn er keine Namen nennen wollte: „Man muss sehen, dass man die richtigen Spieler einlädt.”
Flick räumte nach dem 3:3 gegen die Ukraine, dem 0:1 in Polen und der mit Pfiffen der mehr als 50.000 Zuschauer quittierten Niederlage gegen bissige Kolumbianer ein, dass sein Experimentierkurs in den drei Saisonabschluss-Partien ein Fehlschlag war. „Wenn wir es auf den Punkt bringen, ist es in die Hose gegangen. Das, was wir ausprobiert haben, hat in dieser Form nicht geklappt.” Luis Diaz vom FC Liverpool und Juan Cuadrado von Juventus Turin per Handelfmeter hatten mit ihren Toren alle Hoffnungen auf ein gutes Ergebnis zerschlagen.
Flick beendet Experimente
Flick verabschiedete sich mit „einem Versprechen” an die Fans in eine für ihn ungemütliche Sommerpause. Man werde „im September eine andere Mannschaft sehen”, sagte er. „Wir werden versuchen, einen Stamm von 10, 12, 14 Spielern dann auch wirklich festzuzurren und zu benennen”, kündigte der 58-Jährige an. Es solle dann auch klar sein, wer auf den jeweiligen Positionen die Nummer eins sei.
Von RB Leipzig waren neben Henrichs auch David Raum, Lukas Klostermann und Timo Werner dabei. Klostermann und Werner hatten vor dem zweiten Spiel verletzt abreisen müssen.