Tedescos Reaktion auf die Krise „Versuche, mich mit Arbeit abzulenken”
Domenico Tedesco wird nicht viel geschlafen haben in den vergangenen beiden Nächten. Mit rot geränderten Augen saß RB Leipzigs Trainer am Montagmittag vor dem Start in die Champions League (Di., 21 Uhr/DAZN) auf dem Pressepodium der Akademie am Cottaweg und musste sich als Krisenmanager versuchen. Vor zehn Monaten hatte er die Mannschaft auf Rang elf übernommen und aus der Krise geführt; nun muss er verhindern, dass sein Team – nach fünf Spielen erneut auf Rang elf – nicht weiter in das nächste Dilemma rutscht. Damals kam er als Retter von außen, nun muss er die Trendwende von innen heraus schaffen.
Tedesco: „Ich bin der Erste, der damit nicht zufrieden ist”
„Nach so einem Spiel ist es doch klar, dass es Menschen gibt, die unzufrieden sind. Ich bin der Erste, der damit nicht zufrieden ist”, versicherte der 36-Jährige. Doch anders als etwa Ralf Rangnick und Julian Nagelsmann, die im Herbst 2018 beziehungsweise 2019 ähnliche Probleme mit ihren Teams hatten, ließ sich Tedesco weder auf eine öffentliche Ursachensuche und Fehleranalyse ein wie Nagelsmann, noch haute er wie Rangnick einst deutlich vernehmbar auf den Tisch. Vielmehr betrachtet er das Spiel in Frankfurt als Singularität, als Ausrutscher. „Wir haben so viele richtig gute Spiele gehabt, da glaube ich nicht, dass ein Spiel die Waage zum Kippen bringt”, sagte der Trainer nachdenklich.
Nach der Partie hatte Tedesco seinen Spielern mangelnde Mentalität vorgeworfen. Nun war es ihm nach einem Gespräch mit dem Mannschaftsrat wichtig einzuordnen, dass die Kritik nur auf diese eine Partie bezogen gewesen sei. „Wir müssen keine Mentalität und Laufbereitschaft trainieren”, betonte Tedesco. „Die haben wir.”
Gulacsi: „Liegt nicht daran, dass wir nicht den richtigen Plan hatten”
Kapitän Peter Gulacsi sprang dem Coach bei. „Es liegt nicht daran, dass wir nicht den richtigen Plan hatten. Das war einfach in jedem System zu wenig. Wir haben unser Spiel, unseren Rhythmus verloren. Das sollte und dürfte nie passieren”, so der Keeper. „Wir müssen eine Reaktion zeigen, zeigen, dass wir stabil sind, gut verteidigen und gierig sind.”
Parallelen zu seiner Schalker Zeit, als er in der zweiten Saison erst am sechsten Spieltag den ersten Sieg einfuhr, mochte Tedesco nicht ziehen. „Das sind hier ganz andere Vorzeichen, ein ganz anderer Kader, eine andere Kulisse, ein anderer Hintergrund”, betonte er. Doch der Kredit des Pokalsieges scheint bereits nach fünf Spieltagen aufgebraucht, in der Fanszene und medial wird diskutiert, ob der gebürtige Italiener noch der richtige Fußballlehrer für RB ist. „Das gehört wahrscheinlich dazu, es ist schnelllebig”, sagte Tedesco. „Ich versuche, mich mit Arbeit im Sinne von Spielvorbereitung abzulenken. Ich freue mich auf die englischen Wochen. Zu Spielen, zu spielen, zu spielen ist jetzt das Beste.”