Rb gegen real madrid Uli Stielike: "Unter normalen Umständen hat Leipzig keine Chance"
Der heute 67 Jahre alte ehemalige deutsche Nationalspieler hat den längsten Teil seiner Karriere bei Real Madrid verbracht. Mit RBlive sprach er über den Mythos des königlichen Klubs.
Er ist eine Legende bei Real Madrid. Von 1977 bis 1985 spielte der deutsche Legendenspieler Uli Stielike für den erfolgreichsten Klub des Weltfußballs. Auf einer Serviette wurde damals sein Wechsel von Borussia Mönchengladbach besiegelt.
RB Leipzig: Mythos Real Madrid
Der schnauzbärtige Abwehrdirigent wurde dafür über Jahre in der Heimat angefeindet, aber in Spanien ist er bekannt und geachtet wie nur wenige deutsche Fußballer vor und nach ihm, die ihren Weg von der Bundesliga zum königlichen Klub fanden. RBlive-Reporter Martin Henkel sprach mit dem 67-Jährigen über den Mythos Real und was RB im Spiel mit dem Champions-League-Sieger erwartet.
Herr Stielike, Sie waren zwischen 1977 und 1985 acht Jahre lang Spieler von Real Madrid. Sieht man Sie im Stadion beim Spiel gegen RB Leipzig?
Uli Stielike: Nein. Ich glaube, ich war schon acht Jahre lang nicht mehr in Madrid.
Hat der Fußball in Spanien Sie als aktiven Beobachter verloren?
Das kann man so sagen. Ich wohne mittlerweile seit zwei Jahren in Malaga, wenn Sie so wollen, ist das mein Rentnerwohnsitz.
Schauen Sie überhaupt noch Fußball?
Nur das, was ich in der Sportschau zu sehen bekomme. Aber ich habe keine Abos für irgendwelche Bezahlsender, deshalb sehe ich Spiel in voller Länge nur sehr selten.
Dann gehen Sie auch nicht mehr in Stadien?
Doch, ich war neulich in Malaga zu einem Spiel, ein Freund hatte mich eingeladen. Und ich war bei einem Spiel von Rot-Weiss Essen, weil wir die Enkel besucht haben. Aber die große Bühne, da war ich schon lange nicht mehr.
Was Sie ohne einen aktuellen Einblick auf jeden Fall beschreiben können, ist das, was ein Team wie RB erwartet, wenn es in einem Spiel nicht nur auf das Team von Real Madrid trifft, sondern auf die gesamte Institution mit seiner außergewöhnlichen Geschichte.
Real Madrid ist schon seit über 70, 80 Jahren so groß wie heute. Ich denke, das ist etwas, was Real vor allen anderen Vereinen ausmacht. Sie waren in den Fünfzigern das beste Team in Europa. Fünf Mal den Landesmeisterpokal zu gewinnen, das muss man erst einmal schaffen. Damals reichte ein schlechtes Spiel und man war raus aus dem Wettbewerb. Mittlerweile sind es 14 Titel, den jüngsten haben sie in diesem Sommer gewonnen. Das zeigt die Größe dieses ganzen Klubs.
Zu Real gehört untrennbar das Estadio Santiago Bernabeu. Was erwartet ein Gästeteam in dieser Schüssel?
Das Bernabeu hat nach wie vor seine Tradition und seine Wirkung. Aber nicht mehr so wie zu meiner Zeit. Ende der 70iger war es keine Normalität, dass 80 000 Menschen in ein Stadion passten. Heute ist das zwar immer noch viel, aber andere Vereine haben nachgezogen. Die Spieler kennen das, deshalb sind sie weniger beeindruckt, wenn sie ins Bernabeu kommt.
Wie war das zu ihrer Zeit?
Kommen Sie mal in eine Arena mit 80.000, wenn Sie als Spieler nur 20.000 oder 30.000 gewohnt sind. Das sind plötzlich drei Mal so viele Menschen. Das hatte damals auch Wirkung auf die Schiedsrichter, das konnte man spüren. Das hat sich heute relativiert, aber man spürt noch den Hauch von Geschichte.
Wie laut kann es werden im Stadion?
Früher waren die Menschen viel reservierter als heute. Gesänge gab es eigentlich keine wie wir das heute kennen. Das hat sich auch bei Real verändert, und es gibt auch schon vor dem Anstoß Remmidemmi, so dass der Funke von der Tribüne aufs Feld springt. Bei uns war das umgekehrt, wir mussten das Stadion anzünden.
Wie entwickelt sich das Selbstverständnis eines Spielers, wenn er zu Real Madrid wechselt?
Man weiß, man spielt hier. Ab sofort um Siege und Titel. Um etwas anderes geht es bei Real nicht, als ums Gewinnen. Das verändert einen. Gerade so ein Sommer, wie der jetzt, zeigt, dass ein Madrid, das man für zu alt gehalten hat in bestimmten Mannschaftsteilen, die Champions League gewinnt und in die Liga startet mit fünf Siegen in fünf Spielen.
Wie ist die Rollenverteilung im Spiel gegen RB?
Alles spricht für Real.
Kann man das Publikum gegen Real aufbringen?
Puh, da müsste schon sehr viel zusammenkommen. Das hat es früher mal gegeben. Bei uns zum Beispiel, als wir in den acht Jahren, die ich da war, nur drei Mal Meister wurden. Das war teils schon ungemütlich. Aber Real ist seit Jahren so erfolgreich, da wendet sich das Stadion nicht gegen die Mannschaft.
Von dem, was Sie von RB durch die Sportschau oder andere Zusammenfassungen gesehen haben, ergibt das in irgendeiner Form die denkbare Variante, dass Leipzig die Partie auch gewinnen könnte?
Normalerweise liegen zwischen beiden Teams Welten. Aber die Mannschaften in der Champions League sind so gut ausgebildet und geschult, dass man sich auch als Topteam keinen Fehler erlauben darf, sonst ist der Gegner sofort da und nutzt das aus. RB geht zwar als Außenseiter in das Spiel, ist aber nicht ohne jegliche Chance.