Nkunku-Comeback 363 zu 40: Diese Zahlen erklären die Mini-Krise bei RB
Dass RB Leipzig zuletzt zwei Spiele nicht gewinnen konnte, lag auch an der Ineffizienz der Stürmer Andre Silva und Timo Werner. Zahlen aus der Tiefe der Statistik illustrieren das Problem und verdeutlichen, welche Bedeutung das Comeback von Christopher Nkunku in diesem Zusammenhang hat.
Würden Trends den Ausgang von Fußballspielen beeinflussen, dann könnte der Kader von RB Leipzig heute mit fröhlicher Zuversicht nach Wolfsburg fahren. Das wird zwar nicht gestützt von der Niederlage vor einer Woche gegen Union Berlin (1:2) und auch nicht von dem Remis davor gegen Köln (0:0), doch den Gegner hat es weit härter erwischt in den vergangenen Wochen: Vier Spiele in Serie hat der VfL zuletzt nicht mehr gewinnen können, darunter waren drei Niederlagen.
Wölfe Spitzenreiter
Doch so funktioniert der Fußball nun mal nicht. Ein ganz anderer Umstand nämlich trübt die Aussichten auf einen Erfolg für den Tabellenfünften aus Leipzig beim Siebten aus der VW-Stadt (15.30 Uhr). Beim Kreieren von Toschancen sind die Rasenballsportler nach den Bayern (452) und Hoffenheim (366) Drittbeste der Liga (363), beim Verwerten nur Zehnte (40 Treffer) – und die „Wölfe“ mit 38 Toren bei 252 Möglichkeiten Erster.
Wie man es auch dreht, für Leipzigs Trainer Marco Rose war in dieser Woche die beste aller bestmöglichen Nachrichten die, dass Christopher Nkunku wieder zum Kader gehören wird. „Er ist eine Option“, sagte Rose über die Rückkehr des Franzosen nach seiner Knieverletzung im November voriges Jahr. "Er hatte eine gute Trainingswoche und gibt uns ein Stück weit Qualität zurück.“
Wenn man den 46-Jährigen nicht besser kennen würde, man hätte aus dem letzten Satz auch eine zarte Kritik an den Offensivkollegen heraushören können, zuvorderst an Timo Werner und André Silva, die seit der Wiederaufnahme der Saison im Januar Probleme mit dem Toreschießen haben. Zwei Treffer nur sind dem deutschen Nationalspieler in fünf Partien (inklusive Pokal) gelungen, beim Portugiesen sind es ebenfalls nur zwei, und die fielen beide auch noch in nur einem Spiel, dem gegen den FC Schalke 04 (6:1).
Gute Positionierung
Im Schnitt bringt Werner nur 19 Prozent seiner Großchancen im Tor unter, bei Silva sind es sogar nur 15. Zum Vergleich, Spitzenreiter unter den Offensivspielern der Liga in dieser Kategorie sind Freiburgs Vicenzo Grifo (61 Prozent) und Unions Stürmer Sheraldo Becker (57), Topverwerter bei RB ist Nkunku (37). Es ist auch diese fehlende Effizienz der Stürmer in den jüngsten Spielen, die dazu beigetragen hat, dass RB in eine kleine Sinnkrise gefallen ist.
„Wir kämpfen gerade ein bisschen mit unserer Leichtigkeit“, beschrieb Rose gestern die Stimmung in der Kabine. Werner und Silva natürlich inklusive, denen er unter der Woche die Verkrampfung beim Thema Effizienz zu nehmen versucht hat. Der Trainer berichtete, dass er „angesprochen“ habe, „sich gar nicht so sehr darum zu kümmern, wie viele Tore einer tatsächlich schießt, sondern um den Prozess darum: sich Torchancen zu erarbeiten, eine gute Positionierung zu finden, nicht zu früh ins Abseits zu laufen.“ Er nannte das „Kleinigkeiten, die wichtig sind, um immer wieder die richtige Entscheidung zu treffen.“
Stürmer in der Pflicht
Die größeren Probleme der beiden Stürmer mit diesen Entscheidungen hat momentan Werner. Rose erklärte das Formtief des RB-Rekordschützen (106 Treffer) schon vor gut eineinhalb Wochen nach dem 1:3 gegen die TSG, damit, dass er nach seiner Verletzung am Syndesmoseband Ende Oktober „sehr schnell liefern musste“, eben weil Nkunku fehlte und Silva kaum traf. Deshalb suche der 26-Jährige noch nach „Rhythmus und „Form“.
Rose wollte damit aber nicht sagen, dass er die Torflaute hinnimmt, nur weil er sie herleiten kann. „Er muss da dranbleiben“, sagte der Coach und weitete diese Forderung gestern auf Silva aus. In Wolfsburg, so Leipzigs Übungsleiter, müsse sein Personal gegen die verlorene Leichtigkeit „anspielen. Da nehme ich auch unsere Stürmer in die Pflicht“.