Starke zweite Hälfte Tor-Turm Gvardiol entzaubert ManCity
Es wurde emotional an diesem Champions-League-Abend in Leipzig, da war das Achtelfinalhinspiel zwischen RB Leipzig und Manchester City noch gar nicht angepfiffen. Ralf Rangnick wurde verabschiedet, drei Jahre nach seinem Aus als Trainer und Sportdirektor der „Roten Bullen“.
Nach einem nostalgischen Videoclip und der Übergabe einer gerahmten Collage dankte Rangnicks früherer Manager und Leipzigs ehemaliger Klubchef Oliver Mintzlaff dem Baumeister des Bundesligisten mit den Worten, es sei das Verdienst des 64-Jährigen, das man jetzt hier zum sechsten Mal stehe – und gegen Teams wie Man City spiele.
Kapitaler Fehler von Schlager
Knapp eineinhalb Stunden später war die schöne Stimmung noch immer am Leben, RB hatte dem Schwergewicht des europäischen Fußballs ein 1:1 (0:1) abgerungen. Josko Gvardiol hatte in der 70. Minute Man Citys Führung aus der ersten Halbzeit durch Riyad Mahrez (27.) zum Endstand ausgeglichen.
Bis dahin hatte die Atmospäre im Stadion allerdings ein paar Höhen und Tiefen durchmachen müssen. Am Tiefpunkt war sie, als Mahrez einen kapitalen Abspielfehler von Xaver Schlager auf Konrad Laimer zum 1:0 veredelte. Bis dahin hatte die Elf von Trainer Pep-Guardiola ihre Gastgeber in bekannter Manier in den Schlafmodus gezwungen. Mit endlosen Ballstafetten war RB immer schlaffer geworden. Vielleicht aber auch, weil die Überzeugung fehlte, dem Starkader aus der Premier League ernsthaft etwas entgegensetzen zu können.
Rose reagierte in der Pause
Es lief bereits die erste Minute der Nachspielzeit vor der Pause, ehe die Messestädter den ersten Schuss auf Citys Tor abgaben. Timo Werner hatte sich ein wenig Raum verschafft und aus der Ecke des Strafraums abgezogen, Ederson hatte mit dem Schuss keine Probleme. Zur Halbzeit untermauerten die Zahlen die Mehrheitsverhältnisse auf dem Feld: 426 Pässe hatte Man City gespielt, sieben Torschüsse waren daraus entstanden. Im Vergleich dazu die Gastgeber: 148 Pässe, ein Schuss aufs Tor.
In der Pause reagierte RB-Coach Marco Rose darauf. Er nahm Lukas Klostermann aus dem Spiel und stellte stattdessen Benjamin Henrichs auf den rechten Abwehrflügel. Der Wechsel wirkte als Fanal. RB drückte auf den Ausgleich, und es war Henrichs der die Chance dazu auf der Stirn hatte. Nach einer Flanke von Marcel Halstenberg köpfte der 25-Jährige knapp über die Querlatte (53.). Nur zwei Minuten später stand er nach Pass von Dominik Szoboszlai frei vor Ederson, schoss aber um Zentimeter am langen Pfosten vorbei.
Halstenberg flankt, Gvardiol trifft
Jetzt war die Partie da, wo sie der Ansetzung nach hingehörte. Ein Duell zwischen zwei der besten 16 Teams in Europa. Auf Augenhöhe, mit paritätisch verteiltem Ballbesitz und einem Übergewicht der Sachsen, die in der 63. Minute die nächste Gelegenheit auf das 1:1 herausgespielt hatten; Szoboszlai scheiterte aus spitzem Winkel aber an Ederson.
Kurze Zeit später warf Rose nun auch Nkunku ins Getümmel (für Forsberg, 66.). Jetzt hieß es alles oder nichts. Es wurde weder das eine, aber immerhin sprang der Ausgleich heraus. Josko Gvardiol köpfte eine Halstenberg-Flanke zum Ausgleich ins City-Tor (70.).
Die restlichen Minuten versuchten beide Teams noch den Sieg auf ihre Seite zu ziehen, doch das letzte Risiko gingen beide Mannschaften nicht mehr, was am Ende nicht nur der Stimmung im Stadion zugute kam, sondern auch einem Transparent im Leipziger Fanblock. Darauf stand in Englisch: „Auf dem Weg nach Istanbul“. Dorthin, wo am 10. Juni das Finale stattfindet.